Lukas 24,50-53 Himmelfahrt

 

 

 

Liebe Freunde,

 

Himmelfahrt, das ist schon ein komischer Feiertag. Der liegt mitten in der Woche immer an einem Donnerstag. 40 Tage nach Ostern und 10 Tage vor Pfingsten feiern wir die Tatsache, dass der Herr Jesus nicht mehr da ist. Der Auferstandene, der König, ist nicht sichtbar bei uns. Wir erinnern uns heute daran, dass er nach seinem Leben hier auf der Erde zurück in den Himmel erhoben wurde. Viele können damit nichts rechtes anfangen, deswegen ist immer mehr vom Vatertag als von Himmelfahrt die Rede.

 

Ich möchte uns dabei behilflich sein, dass wir die Bedeutung dieses Tages und die Freude der Christenheit über dieses Fest etwas besser verstehen und nachvollziehen können. Wie schon eingangs erwähnt, ist das irgendwie merkwürdig. Wir feiern ein Fest, weil Jesus nicht mehr da ist. Die Freude darüber, dass jemand (endlich) weg ist, kann man verstehen. Ungebetene oder unliebsame Gäste, Krawallmacher, Störenfriede, …. Bei so manchem Besuch freut man sich doppelt: wenn er kommt – und wenn er wieder geht.

 

Aber Jesus war nichts von alledem (zumindest nicht für seine Freunde und Schüler). Seine Schüler, seine Freunde, die Menschen, denen er Gutes getan hat, die alle hätten ihn natürlich liebend gern leibhaftig und in voller Größe und in Farbe bei sich gehabt. Stattdessen lesen wir am Ende des Lukasevangeliums folgendes:

 

„Jesus führte seine Jünger von Jerusalem nach Betanien. Er segnete sie mit erhobenen Händen. Noch während er sie segnete, entfernte er sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben. Die Jünger fielen vor ihm nieder. Danach kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück. Von da an gingen sie immer wieder in den Tempel, um Gott zu loben und ihm zu danken.“ (Lukas 24,50-53)

 

1.            Freude, weil Jesus die Vergangenheit erklärt und geklärt hat

 

Wir wissen aus einem anderen biblischen Bericht (Apostelgeschichte 1,3), dass Jesus sich 40 Tage lang seinen Jüngern immer wieder gezeigt hat und mit ihnen über die gute Herrschaft Gottes in dieser Welt gesprochen hat. In dieser Zeit hat er ihnen erklärt, wie das alles zu verstehen ist mit seinem Leben. Er hat mit ihnen vieles zum wiederholten Mal dargestellt, dass er als sündloser Gottessohn auf die Erde gekommen ist, um ein Leben zu leben, wie Gott sich das vorgestellt hat. Die gute Herrschaft Gottes ist in Jesus vollkommen zur Geltung gekommen. Und deswegen war er auch allein in der Lage, stellvertretend für uns zu sterben. Und dann hat er ihnen auch die Sache mit der Auferstehung erläutert: dass er im Totenreich gewesen ist, dass Gott aber ihn, den sündlosen Gottessohn, da wieder rausgeholt hat und dass nun das Totenreich nicht mehr die Sackgasse ist, aus der keiner mehr rauskommt, sondern dass es für alle eine Durchgangsstation ist, die sich an Jesus gebunden haben.

 

Jesus hat seinen Jüngern vieles erklärt. Und je mehr sie verstanden haben, desto mehr wuchs ihre Freude und Begeisterung für diesen Jesus.

 

Aus dem Bericht vom Evangelisten Johannes wissen wir, dass Jesus auch das Verhältnis zu seinen Jüngern geklärt hat. Die waren nun drei Jahre mit ihm unterwegs, haben mit ihm gelebt und ganz viel erlebt. Aber als es drauf ankam, da haben sie alle gekniffen. Petrus hat sogar dreimal gelogen und Stein und Bein geschworen, dass er mit diesem Jesus nichts zu tun hat. Ja, da gab es auch Klärungsbedarf. Jesus hat die Zeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt auch dafür genutzt, das Verhältnis zwischen den Jüngern und ihm zu klären. Und auch das ist für die Freunde von Jesus ein wahnsinniger Grund zur Freude.

 

Liebe Freunde, unsere Freude an Jesus wächst in dem Maße wie wir verstehen, was Jesus für uns geleistet hat. Und wenn wir wissen und glauben und erleben, dass zwischen uns und unserem Herrn Jesus alles in Ordnung ist, dann können wir uns wie die Jünger freuen, auch wenn Jesus nicht mehr leibhaftig bei uns ist.

 

2.            Freude, weil Jesus ihnen einen Auftrag gegeben hat

 

Das, was Jesus mit seinem Leben erkauft, erwirkt hat, das hat er nicht nur für die Männer und Frauen getan, die damals mit ihm zusammen gelebt haben. Es hat auch nicht nur für das Volk Israel seine Gültigkeit. Sondern das Ganze wird zu einem weltumspannenden Projekt. Allen Völkern gilt das Angebot, dass sie zu Gott umkehren dürfen und er ihnen vergibt. Aber wie das so ist mit Angeboten: die müssen den Menschen auch unterbreitet werden. Es nutzt ja nichts, wenn es ein phänomenal herausragend gutes Angebot gibt, aber niemand weiß davon. Das wäre so, als wenn die Deutsche Bahn ein kostenloses Ticket für alle Züge und alle Verbindungen anbietet. Aber das behält das Unternehmen für sich und bewirbt diese Möglichkeit nicht. Jesus sagt seinen Jüngern aber, dass allen Völkern dieses Angebot verkündigt werden soll, dass Gott um Jesu willen jedem die Schuld vergibt, der zu ihm umkehrt.

 

Auch das löst bei den Jüngern in doppelter Weise Freude aus: erstens würdigt Jesus sie, dass sie diese allerbeste Nachricht verbreiten dürfen. Sie dürfen das großartige, was Jesus getan hat, was sie als das Schönste ihres Lebens erfahren haben, das dürfen sie anderen so erzählen, dass es auch für die anderen Gültigkeit bekommt. Und zweitens ist das doch wirklich ultragenial, dass Gott so gnädig und groß ist, dass seine Liebe und Vergebung für alle Menschen ausreicht.

 

Liebe Freunde, unsere Freude an Jesus wächst in dem Maße wie er uns bewusst macht, an was für einem riesigen Projekt wir beteiligt sein dürfen und wie unendlich groß seine Liebe und sein Erbarmen sind. Diese Freude an Jesus kann in uns Raum gewinnen, auch wenn er nicht mehr leibhaftig bei uns ist.

 

3.            Freude, weil Jesus ihnen den Heiligen Geist verspricht

 

Jesus hat seine Mission erfüllt, er hat seinen Job erledigt. Und bevor er sich von ihnen verabschiedet, gibt er seinen Nachfolgern noch einen Auftrag, eine Aufgabe. Das könnte man so verstehen und auffassen, dass Jesus sagt: „So, ihr Lieben, ich habe meine Arbeit gemacht, ich ziehe mich jetzt in den himmlischen Ruhestand zurück. Seht ihr mal zu, dass das Ganze nicht im Sande verläuft, sondern dass alle Welt erfährt, was ich gemacht habe. Und tschüss!“ Aber so ist es gerade nicht. Jesus verabschiedet sich nicht von den Jüngern und überlässt sie dann sich selbst. Sondern er hat ihnen ja versprochen, bei ihnen zu sein, alle Tage, bis ans Ende der Welt. Nun wäre das aber eine riesiges Problem, wenn Jesus noch leibhaftig auf der Erde bleiben würde. Mit welchen seiner Leute würde er mitgehen? Mit Johannes und Jakobus? Mit Petrus und Andreas? Und wo sollte Jesus wohnen? In Jerusalem? Oder in Kassel? In Martinhagen oder in Chicago? In Seoul oder in Hessisch Lichtenau? Deswegen sagt er zu ihnen: „Glaubt mir, es ist gut für euch, dass ich fortgehe; denn sonst wird der Helfer, der Tröster, der Beistand, der Heilige Geist nicht zu euch kommen. Wenn ich aber fortgehe, dann werde ich ihn zu euch senden und er wird meine Stelle einnehmen.“ Das ist eine fantastische Idee von Jesus. Denn der Heilige Geist ist nicht an Ort und Zeit gebunden. Er kann überall gleichzeitig sein. Und er kann jeden einzelnen Christen, alle Kinder Gottes mit seinen Gaben und seiner Kraft ausstatten und befähigen.

 

Auch wenn Jesus nicht mehr persönlich im Sinne von körperlich bei ihnen ist, freuen sich die Jünger trotzdem, weil er ihnen seine Nähe, seine Gegenwart noch persönlicher und noch näher verheißt durch den Heiligen Geist.

 

Ihr Lieben, unsere Freude über Jesus kann besonders an Himmelfahrt wachsen, weil wir glauben und wissen, erkennen und erfahren, dass Jesus durch den Heiligen Geist ganz dicht, ganz nah bei uns ist.

 

4.            Freude, weil Jesus da ist, wo er die Berechtigung hat zu sein

 

Hat jemand von euch schon mal im Ausland gearbeitet? Wer schon mal in einem Auslandseinsatz gewesen ist, weiß, wie das ist. Zwar ist das in Ordnung und nötig, aber dann wird es auch wieder Zeit, nach Hause zu kommen. Jesus war quasi im Auslandseinsatz hier auf der Erde. Er kam zwar in sein Eigentum, weil die Erde und die Menschen und alles ihm gehört. Aber er wurde ja behandelt wie ein fremder Eindringling. Trotzdem hat Jesus die Menschheit nicht abgeschrieben. Sondern er hat es den Menschen ermöglicht, dass sie schon hier bei Gott zuhause sein können. Und dann erst recht im Himmel, in der ewigen Heimat und Herrlichkeit. Genau dahin ist Jesus schon mal vorgegangen. Denn er hat nun mal alles Recht der Welt, und vor allem alles Recht des Himmels, dass er wieder zurück gehen kann in den Himmel zu seinem himmlischen Vater. Denn dort ist er zuhause, da gehört er hin. Dort wird er in Empfang genommen, verherrlicht und gepriesen. Ihm gebührt die Ehre und Anbetung. Denn er ist der König, und der König gehört auf den Thron. Darum freuen sich die Jünger für Jesus, weil er da ist, wo er hingehört.

 

Das ist der schönste Ausdruck von Freude, die sich nicht nur für sich selbst, sondern für einen anderen freut. Die Jünger freuen sich für Jesus. Und wir wollen es an Himmelfahrt lernen, uns für Jesus zu freuen und es ihm von Herzen zu gönnen, dass er im Himmel ist bei seinem Vater.

 

AMEN