Gott mit allen Sinnen erfahren und genießen – SCHMECKEN

 

Liebe Gemeinde!

Nach dem Fühlen und dem Riechen geht es heute ums Schmecken. Bei dem Stichwort SCHMECKEN sind mir gleich eine ganze Reihe von Redewendungen und sprichwörtlichen Redensarten eingefallen. Im Alltag spielt der Geschmack ja durchaus eine ziemlich große Rolle. Das fängt beim Essen an! „Ne, das schmeckt mir nicht!“ Jede Familie kennt das. Und jeder und jede einzelne von uns kennt das auch. Denn die meisten von uns haben ein paar Speisen oder Essenszubereitungen, die uns nun wirklich nicht schmecken. Bei mir ist das unter anderem Sellerie. Ich habe das erst kürzlich wieder mal in der AWO bei den alten Leuten erwähnt. Und sofort versuchten manche mich davon zu überzeugen, dass das so lecker und gesund ist. Aber das ändert nichts. „Das schmeckt mir ganz und gar nicht!“ Das sagen wir aber nicht nur mit Blick auf ein bestimmtes Essen. Sondern dass die Energiepreise so durch die Decke gehen, dass sich manche Menschen so uneinsichtig und egoistisch verhalten, dass ich seit Wochen auf eine Antwort von einem Bekannten warten muss, das schmeckt mir ganz und gar nicht. Wenn wir vom Geschmack sprechen, dann reden wir nicht nur übers Essen.

Die Redensart „Auf dem Geschmack kommen“ oder „An etwas Geschmack finden“ verwenden wir auch auf zweierlei Art und Weise. Meine Frau hat immer noch die Hoffnung, dass ich bei Sellerie irgendwann auf dem Geschmack komme und ihn mag. Und ich habe die Hoffnung, dass sie an klassischer Musik wie zum Beispiel an Beethovens Klavierkonzerten Geschmack finden wird. Manchmal passiert das ja, dass jemand dann doch seine Einstellung ändert und etwas gut und schön und geschmackvoll findet.

Aber vielfach geht es nach dem Motto: Jeder nach seinem Geschmack! Deswegen mag ich das Mittagsbuffet in einen Chinarestaurant. Ich kann nehmen, was mir schmeckt. Jeder nach seinem Geschmack, das gilt auch für die Mode und die Wohnungseinrichtung. Und nach Ansicht von vielen Menschen gilt das auch für religiöse und geistliche Fragen. „Jaah, das mit dem Glauben und Gott, das ist nicht jedermanns Sache, das ist nicht so mein Dinge, ne, das ist nichts für meinen Geschmack. Das ist doch jedem selbst überlassen, ich meine, das ist Geschmackssache. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.“

Bei all diesen Redensarten wird überaus deutlich, dass Geschmack eine ungeheuer subjektive Angelegenheit ist. Und dieses persönliche Empfinden und die private Haltung und die eigene Überzeugung spielen nach meinem Eindruck eine ganz wesentliche Rolle in unserer Gesellschaft und bei vielen Entscheidungen. Einerseits ist es ja auch ein Zeichen von Freiheit. Wenn mir was nicht schmeckt, dann muss ich es nicht essen. Wenn mir was nicht in den Kram passt, dann muss ich es nicht machen. Wenn ich was nicht für nötig erachte, dann lass ich es bleiben. Auf der anderen Seite geht es nicht immer nach dem persönlichen Gusto. Es gibt Notwendigkeiten, bei denen man sagen muss: Das schmeckt mir zwar nicht, ich mag das auch nicht, aber es ist trotzdem nötig und wichtig und erforderlich. Wenn ich Hunger habe und es nichts anderes gibt als Sellerie, dann esse ich auch Sellerie. Weil ich die Energiekosten bezahlen muss, muss ich mein Heizverhalten entsprechend anpassen und die Bude im Winter eben nicht auf 25 Grad erwärmen. Und wenn ich am Ertrinken bin, dann sollte ich mich nicht darüber aufregen, dass der Rettungsring eine Farbe hat, die mir absolut nicht gefällt, sondern dann gilt es, nach diesem Rettungsring zu greifen, damit ich überleben kann.

Was hat das alles mit unserer Beziehung zu Gott und dem Glauben zu tun? Nun, einerseits möchte ich uns wieder ganz neu auf den Geschmack bringen, dass der Glaube etwas sehr Kostbares und Köstliches ist. Und wir wollen es immer wieder neu schmecken und sehen, wie freundlich Gott zu uns ist.

Andererseits geht es nicht darum, ob es uns nun subjektiv gefällt und schmeckt, auf die Gnade Gottes und die Beziehung zu Jesus angewiesen zu sein, wenn wir ewiges Leben haben wollen. Sondern es ist objektiv wichtig, an Jesus zu glauben. Und mein Wunsch ist es, dass wir je länger desto mehr Geschmack daran finden, dass wir von seiner Gnade leben.

Dazu will ich uns mit hineinnehmen in die Erzählung aus dem Johannesevangelium, in der von der Speisung einer riesengroßen Menschenmenge berichtet wird. Jesus hatte im Anschluss an einen sehr langen Gottesdienst weit mehr als 5000 Menschen mit ganz geringen Mitteln, mit 5 Broten und 2 Fischen, satt gemacht. Das hat den Leuten geschmeckt. Nicht nur das, wovon sie satt geworden sind. Sondern das war ganz nach ihrem Geschmack, dass da einer ist, der sie versorgt, der sie satt macht. Einer, der diese Fähigkeiten und Möglichkeiten offensichtlich von Gott bekommen hat. Jesus aber versteht sich nicht als derjenige, der in erster Linie die irdischen Bedürfnisse nach bequemer Versorgung stillen und die Wünsche der Geschmacksknospen im Mund befriedigen will. Als die Menschen ihn nämlich am nächsten Tag aufsuchen und um eine Wiederholung der Bevölkerungsspeisung bitten, da sagt er zu ihnen: „Denkt doch nicht immer nur an das, was ihr zum täglichen Leben braucht! Im Gegenteil! Setzt alles dafür ein, die Nahrung zu bekommen, die euch das ewige Leben bringt. Nur der Menschensohn (damit mein Jesus sich selbst) kann sie euch geben. Denn Gott, der Vater, hat ihn dazu bestimmt.“ Die Menschen sind daran interessiert, das hätten sie schon gern. Darum fragen sie, wie sie dieses Lebensbrot bekommen können. Jesus erklärt ihnen, dass sie an ihn glauben sollen. „Moment“, sagen die Leute, „was qualifiziert dich dazu, dass wir auf dich hören, dir vertrauen und dir folgen sollen?“ Jesus antwortet ihnen, dass er vom himmlischen Vater auf die Erde gesandt wurde als das Brot des Lebens. Wer zu ihm kommt, den wird nicht hungern; und wer an ihn glaubt, den wird niemals mehr dürsten. Etwas später erläutert er das und sagt: „Das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe.“ Aber genau das schmeckt den Leuten nicht. Das ist ihnen zu einfach. Sie wollen sich die Zuneigung Gottes mit ihrer Rechtschaffenheit und Frömmigkeit verdienen und erarbeiten. Jesus hält ihnen aber entgegen, dass sie die Ewigkeit bei Gott nur dann erleben werden, wenn sie sich ihm mit Leib und Leben anvertrauen. Denn nur er gibt ihnen die Nahrung, die das ewige Leben bringt. Jetzt lese ich uns aus Johannes 6 vor, wie es dann in dem Gespräch mit den Leuten damals weitergegangen ist. Jesus sagt zu ihnen: Wer an mich glaubt, der hat jetzt schon das ewige Leben! Ich selbst bin das Brot, das euch dieses Leben gibt! Das Brot, das eure Väter in der Wüste gegessen haben, konnte ihnen kein ewiges Leben schenken. Obwohl sie 'Brot vom Himmel' aßen, sind sie doch alle gestorben. Aber hier ist das wahre Brot, das vom Himmel kommt. Wer davon isst, wird nicht sterben. Ich bin dieses Brot, das von Gott gekommen ist und euch das Leben gibt. Jeder, der dieses Brot isst, wird ewig leben. Und dieses Brot ist mein Leib, den ich hingeben werde, damit die Welt leben kann.» Nach diesen Worten Jesu kam es unter den Juden zu einer heftigen Auseinandersetzung. «Will dieser Mensch uns etwa seinen Leib zu essen geben?» fragten sie. Darauf erwiderte Jesus: «Das eine steht unumstößlich fest: Wenn ihr den Leib des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr kein ewiges Leben. Nur wer meinen Leib isst und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und ihn werde ich am letzten Tag auferwecken. Denn mein Leib ist die lebensnotwendige Nahrung, und mein Blut der lebenspendende Trank. Wer meinen Leib isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Ich lebe durch die Kraft des lebendigen Gottes, der mich gesandt hat. Ebenso wird jeder, der meinen Leib isst, durch mich leben. So verhält es sich mit dem Brot, das vom Himmel zu euch gekommen ist! Eure Väter haben zwar auch in der Wüste 'Brot vom Himmel' gegessen, aber sie sind trotzdem gestorben. Doch wer dieses Brot isst, wird für immer leben.»

Natürlich kann man die Reaktion der Menschen damals verstehen, die sagen: „Ne, das schmeckt mir nicht, das esse ich auf keinen Fall.“ Wenn sie nur vordergründig zugehört haben und dann meinten, dass sie gleichsam wie Kannibalen Jesu Fleisch essen und sein Blut trinken sollten, dann haben sie sich verständlicherweis empört und entsetzt. Aber womöglich haben sie den tieferen Sinn der Rede Jesu sehr wohl verstanden, der selbstverständlich nicht im Entferntesten an Kannibalismus gedacht hat. Jesus verwendet wechselseitig verschiedene Begriffe und Ausdrücke, die aber immer ein und dasselbe meinen: Wir sollen zu ihm kommen und ihm vertrauen. Wir sollen ihn bewusst und aktiv ansehen und es ihm zutrauen, dass er uns ewiges Leben schenken will und kann. Wir sollen ihn in uns aufnehmen und ihn selbst uns einverleiben wie Brot, das ewiges Leben spendet. Damit sollen wir uns ganz und gar von ihm abhängig machen. Denn wenn wir ihn, das Brot des Lebens nicht mehr haben, dann haben wir auch kein ewiges Leben.

Hier geht es nun nicht mehr um vordergründigen und subjektiven Geschmack, vergleichbar mit der Frage, ob ich lieber Milchbrötchen oder Vollkornbrot esse. Hier geht es darum, ob ich es grundsätzlich bejahe, dass ich Jesus brauche, dass ich seine Gnade, seine Vergebung, seine Energie brauche und mich von ihm erfüllen lassen will. Das ist für viele Menschen ein hartes Brot, daran haben viele ganz schön zu knabbern. Aber das „harte Brot“ macht nicht nur satt, sondern je länger man es kaut, desto süßer und schmackhafter wird es. Ich erinnere mich noch sehr gut, als mein Vater mir mal eine harte Brotkante gegeben hat. Er hat gesagt, dass ich das ganz gemächlich und lange kauen soll. Und tatsächlich: das Brot, das zuerst hart und säuerlich gewesen ist, wurde immer süßer und schmackhafter in meinem Mund. So ist es auch im geistlichen Sinn mit Jesus. Was uns am Anfang vielleicht gar nicht schmeckt, dass wir von seiner Liebe und Gnade abhängig sein sollen, das wird uns im Laufe des Lebens immer kostbarer und immer köstlicher. Was wir am Anfang vielleicht im Detail und in seinen feinen Nuancen gar nicht wahrnehmen und schmecken, das entdecken wir mit der Zeit. Und wir erleben unterschiedliche Facetten von Jesus, von Gott und dem Heiligen Geist und finden hoffentlich Geschmack daran, das Wort Gottes wie eine abwechslungsreiche Speise in uns aufzunehmen.

In seiner Freundlichkeit hat Jesus uns eine ganz konkrete und praktische und spürbare Möglichkeit eröffnet, tatsächlich zu schmecken, wie gut es ist, wenn wir ihn in uns aufnehmen. Im Abendmahl gibt er uns das handgreiflich und zum Kauen und Trinken, was er uns in seinem Wort zugesichert hat: wer ihn in sich aufnimmt, wer mit Brot und Wein sein Fleisch isst und sein Blut trinkt, der hat das ewige Leben. Ich möchte an der Stelle meine Position darlegen. Ich meine nicht, dass wir durch eine geheimnisvolle Verwandlung von Brot und Wein beim Abendmahl tatsächlich das Fleisch und das Blut Jesu zu uns nehmen. Sondern im Vertrauen auf Jesus und im Glauben an ihn nehme ich das Brot zu mir und glaube und erkenne darin, dass Jesus seinen Leib für mich geopfert hat. Ebenso verhält es sich mit dem Wein oder Traubensaft: Ich trinke kein Blut, sondern ich trinke Saft, der mir aber schmeckbar signalisiert, dass Jesus mit seinem Blut den Bund mit Gott besiegelt hat. Und deswegen schmeckt mir das Abendmahl immer so gut. Natürlich ist es dabei egal, ob ich eine Oblate, ein Stück Weißbrot oder ungesäuerte Matzen esse. Es ist auch nicht entscheidend, ob es nun Traubensaft oder Wein ist. Wichtig ist, dass das Abendmahl mir schmeckt und mich wieder Geschmack finden lässt an der Vergebung, an der Freude und der Dankbarkeit, an der Gemeinschaft und an der Hoffnung. Denn das sind die vier Geschmacksrichtungen, die uns das Abendmahl vermitteln will.

1.             Das Abendmahl schmeckt nach Vergebung

Im Abendmahl sollen wir uns in Erinnerung rufen, was Jesus mit seinem Tod für uns getan hat. Er gab sein Leben für uns in den Tod, damit wir, befreit von aller Schuld und Sünde, ewiges Leben haben können. Im Abendmahl wird uns klipp und klar vermittelt, dass wir ohne seine Vergebung die Ewigkeit nicht bei Gott verbringen werden. Ich hatte vorhin schon mal gesagt, dass es vielen Menschen nicht gefällt und nicht schmeckt, dass sie Vergebung brauchen. Und sie mögen es nicht wahrhaben, dass sie nur dann in den Himmel kommen, wenn sie die Gnade Gottes in Anspruch nehmen. Aber genau daran erinnert uns das Abendmahl. Darum lasst es euch schmecken, dass Jesus uns Gnade und Vergebung zueignen will.

2.             Das Abendmahl schmeckt nach Freude

Die erste Geschmacksrichtung stimmt uns traurig und macht uns betroffen, dass auch wir mit unseren Sünden für den Tod von Jesus verantwortlich sein. Aber das Abendmahl ist kein Trauermahl. Sondern es ist ein fröhliches Dankesmahl und ein dankbares Freudenmahl. Wir nehmen seine Zusage der Gnade dankbar in Anspruch. Und voller Freude proklamieren wir vor der sichtbaren und der unsichtbaren Welt: Jesus Christus starb für mich. Die Freude über seine Liebe soll immer größer sein als die Freude über mein eigenes Scheitern. Kommt auf den Geschmack der Freude, wenn wir gleich in diesem Gottesdienst das Abendmahl feiern!

3.             Das Abendmahl schmeckt nach Gemeinschaft

Das Abendmahl ist kein Schnellimbiss, den man sich mal eben reinzieht. Abendmahl kann man darum auch nicht allein feiern. Sondern es geht nur in Gemeinschaft, denn es ist Ausdruck von Gemeinschaft. Denn wir sind allesamt darin gleich, dass wir von dem einen Herrn und Heiland Jesus leben. Früher war das noch deutlicher sichtbar beim Abendmahl, weil alle von dem einen Brot gegessen haben. Darin ist deutlich symbolisiert worden, dass wir alle satt werden von dem einen Brot des Lebens, von Jesus. Und darum betont Paulus an einer anderen Stelle, dass wir, wenn wir im Abendmahl die Vergebung Jesu schmecken, auch im Umgang miteinander Vergebung und Rücksichtnahme walten lassen. Denn in Jesus sind wir eins. Das sollen wir im gemeinsamen Abendmahl schmecken.

4.             Das Abendmahl schmeckt nach Hoffnung

Jesus hat seinen Jüngern gesagt, dass er sich sehr danach gesehnt hat, mit ihnen das Abendmahl zu feiern und dabei dieses Sakrament einzuführen. Aber er hat ihnen dann auch schon die Vorfreude darauf ins Herz gelegt, dass wir es in der himmlischen Ewigkeit mit ihm wieder feiern werden. Deswegen ist jedes Abendmahl hier ein Versprechen und die Zusage, dass uns im Himmel ein herrliches Festmahl erwartet. Darum feiern wir jedes Abendmahl als einen Vorgeschmack auf den Himmel.

 

Sind wir auf den Geschmack gekommen? Die Gnade und die Vergebung Jesu sind subjektiv gesehen nicht jedermanns Geschmack. Aber wenn wir sie uns gefallen lassen und die Notwendigkeit erkennen, dann werden wir schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist.

AMEN