Auf der Spur des Glücks

Shalom-Menschen sind denkbar dankbar

 

Liebe Freunde!

 

„Die Art, wie wir denken, beeinflusst unsere Stimmungen, Ängste, Leistung und Wohlbefinden.“ Das ist nach Aussage von Dr. Henry Cloud eine der am besten belegten Tatsachen in der ganzen psychologischen Forschung. In dem Zusammenhang betont Cloud zum wiederholten Male in seinem Buch „Auf der Spur des Glücks“, dass die Untersuchungen belegen, wie recht die Bibel hat. Die Wechselwirkung von unserer Art zu denken und der Erfahrung von Shalom, von Frieden und Glück, ist hoch interessant und von großer Bedeutung und Tragweite. Wenn wir tief in uns den Frieden Gottes haben, erfahren und erleben, dann prägt und durchdringt das unser Denken. Im Umkehrschluss ist es so, dass dankbar denkende Menschen zufriedener sind und in einer herzlicheren Beziehung zu Gott leben als die ständig nörgelnden Dauerschleifenmotzkies.

 

Im biblischen Weisheitsbuch der Sprüche steht: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“ Eine moderne Übersetzung verdeutlicht sehr gut, was damit gemeint ist: „Achte auf deine Gedanken und Gefühle, denn sie beeinflussen dein ganzes Leben!“ Im Hebräischen ist nämlich das Herz der Sitz unseres Denkens und Fühlens.

 

Ich will hier und heute nicht entfalten, was wir denken, sondern wie wir denken. Denn es gehen uns gar viele Sachen durch den Kopf und durch das Herz, es beschäftigt uns so vieles. Wir denken ja ständig. Aber wie denken wir? Und wie prägt der Friede Gottes, sein Shalom, unsere Art zu denken?

 

Als biblisches Leitmotiv, gewissermaßen als Predigttext, habe ich folgende Sätze aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi ausgewählt: „Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn. Dann wird der Frieden Gottes, der weit über alles Verstehen hinausreicht, über euren Gedanken wachen und euch in eurem Innersten bewahren – euch, die ihr mit Jesus Christus verbunden seid“ (Philipper 4,6-7). In diesen Sätzen sind sowohl die Dankbarkeit als auch das Denken mit dem Frieden Gottes unmittelbar verknüpft.

 

Jetzt aber lasst uns konkret und praktisch werden und schauen, wie wir denken. Wir alle befassen uns mit der Corona-Krise. Wir lesen und hören und sehen Informationen, Einschätzungen, Bewertungen und Prognosen. Wir haben mit den Einschränkungen und den drohenden Konsequenzen mittelbar oder unmittelbar zu tun. Wir denken, überlegen, grübeln und handeln dann auch entsprechend. Wie denken wir?

 

Im Urlaub haben wir mit unserer Enkeltochter ein paar Folgen von Michel aus Lönneberga gesehen. Da gibt es auf dem Katthult Hof die Magd Lina und die schrullige alte Nachbarin, die Krösa-Maja. Diese beiden denken immer nur negativ und sehen alles schwarz. Der Michel ist die größte Plage aller Zeiten, man sollte ihn nach Amerika schicken, meint Lina. Obwohl, die hatten ja seinerzeit ein Erdbeben. Na, dann sollen sie den Michel kriegen, dafür wollte Lina gern ein Erdbeben in Kauf nehmen. Und als Michel unauffindbar ist, da ist Krösa-Maja fest davon überzeugt, dass ihn die Unterirdischen geschnappt haben. Lina meint, dass die Unterirdischen da was gemacht hätten, was sie sicher bereuen würden. So denken Lina und Krösa-Maja. Oh weh, oh schlimm, oh Schreck, oh Graus. Natürlich wissen wir alle, dass Astrid Lindgren mit den beiden Figuren übertrieben hat. Aber diese Art zu denken haben manche Menschen tatsächlich, und sie sind dabei weder glücklich noch zufrieden. Corona und andere Katastrophen und Krisen und Krankheiten bedeuten für diese Sorte von Denkern immer der Supergau. Solche Menschen denken nicht daran, dass Gott über allem wohnt und thront und wacht. Der biblische Prophet Jesaja stellt ihnen folgende Fragen: „Wisst ihr denn nicht? Hört ihr denn nicht? Ist‘s euch nicht von Anfang an verkündigt? Habt ihr’s nicht gelernt von Anbeginn der Erde? Er thront über dem Kreis der Erde, er spannt den Himmel aus wie einen Schleier und breitet ihn aus wie ein Zelt. Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich“ (Jesaja 40,21.22.28). Wie denken wir über Corona und andere Katastrophen? Mit haltloser Verzweiflung oder mit dem Wissen: „Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl!“?

 

Andere Menschen denken eher wie Pippi Langstrumpf. Pippi macht sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt. Sie hat ihre Möglichkeiten, ihren Reichtum, ihr Haus, ihr Pferd, ihre Freunde. Sie geht spielend und lächelnd über Probleme und Herausforderungen hinweg. Aber abgesehen davon, dass diese Einstellung eher märchenhaftes Wunschdenken ist, gibt es schon auch Menschen, die so denken und so durchs Leben gehen. Sie basteln sich ihre Weltanschauung, wie es ihnen gefällt. Auch Corona und andere Herausforderungen können sie scheinbar nicht anfechten. „Das schaffen wir schon, das kriegen wir schon mit unseren Möglichkeiten hin.“ Diese Menschen denken, dass sie ohne Gottes Zuwendung, Gnade, Kraft und Hilfe durchs Leben zu kommen können. Aber wenn wir ohne Gott durchs Leben gehen, dann verpassen wir auch ohne Gott das Ziel und den Sinn des Lebens. Denn wer meint ohne Gott das Leben meistern zu können, der verurteilt sich selbst dazu, auch die Ewigkeit ohne Gott verbringen zu müssen.

 

Während Pippi allerdings mit Annika und Tom zwei Freunde hat, mit denen sie gern teilt und Zeit mit ihnen verbringt gibt es eine dritte Sorte Menschen, die angesichts von Corona und anderen Krisen pur egoistisch denken. Verantwortungsbewusstsein den Mitmenschen und der Gesellschaft gegenüber sind ihnen vollkommen fremd. Ein gewisses Grundvertrauen in politisch Verantwortliche und Behörden und versierte Experten fehlt. Ich meine, dass solche misstrauischen Egoisten sich selbst als das Maß aller Dinge sehen. Von Rücksichtnahme und Nächstenliebe sind sie in ihrem Denken weit entfernt.

 

Wie denken wir angesichts von Corona usw? Die Bibel fordert uns auf zu einem nüchternen Realismus. Ja, diese Pandemie ist wirklich gefährlich, ja, sie bringt Einschränkungen und Einbußen mit sich. Aber wenn der Shalom Gottes die Grundhaltung unseres Lebens bildet, dann können wir mit all den Befürchtungen zu Gott kommen. Dann können wir in allem Gelassenheit erfahren, weil wir uns auf ihn verlassen können.

 

Unsere Art zu denken kann uns also gerade in Herausforderungen glücklicher oder unglücklicher machen. Und wenn wir das Glück vom göttlichen Shalom geschmeckt haben, dann prägt das unsere Art zu denken.

 

Wie denken wir, wenn wir persönlich scheitern, versagen? Wie denken wir, wenn etwas in unserem Leben schief geht? Ich meine nicht etwas, woran andere schuld sind, sondern ich selbst. Ich bin schuldig geworden, ich hab’s verbockt. Ich habe versagt. Die Niederlage geht einzig und allein auf mein Konto. Ich war ungehalten und lieblos, ich habe den Termin verpasst. Ich habe das Essen versalzen und anbrennen lassen. Ich habe nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wie denken wir dann über uns? Vielleicht so, wie es uns schon immer beigebracht wurde, zu denken. „Du Versager, du Loser, ich hab’s ja gleich gewusst, dass du es nicht schaffen wirst, dass du unverbesserlich bist.“ Kennt ihr solche oder ähnliche Bannsätze? Und dann denken wir vielleicht, dass jedes weitere Scheitern nur das bestätigt, was andere und was wir selbst über uns schon immer gedacht haben. Aber ist das die Wahrheit über uns?

 

Andere denken ganz anders. Die nehmen ihre Fehler auf die leichte Schulter, überlassen es anderen, dass sie die Suppe auslöffeln, die die anderen sich aber gar nicht eingebrockt haben. Sie haben dabei ein reines Gewissen, weil sie ihr Gewissen abgestellt haben. Sie denken nach dem Muster: „So bin ich halt, da kann man auch nichts machen. Ist doch auch egal, wen juckt’s?“ Und genau wie die Leute, von denen im Psalm 73,11 die Rede ist, sagen sie: „Gott merkt ja doch nichts! Was weiß der da oben von dem, was hier vorgeht?“

 

Wie denken wir über unser Scheitern? Wenn wir den Shalom der Gnade und der Vergebung Gottes kennen, dann denken wir auf der Grundlage der Heiligen Schrift, dass Schuld in unserem Leben Schuld ist. Sünde ist Sünde. Und Gott nimmt unsere Schuld und Sünde sehr ernst. Todernst. Jesus stirbt dafür am Kreuz. Und deswegen ist er barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat (siehe Psalm 103,8.10). Der Friede Gottes will unser Denken durchdringen und tränken mit dieser Wahrheit, damit wir nicht das denken, was uns verzweifeln lässt, und damit wir auch nicht das denken, was uns hochnäsig und ignorant macht.

 

Wie denken wir, wenn uns persönlich Leid widerfährt, und wir nun aber tatsächlich nicht schuld an dem Schlamassel sind? Wie denken wir angesichts von Krankheit, die uns aber nicht deshalb trifft, weil wir ungesund gelebt haben? Wie denken wir, wenn uns gekündigt worden ist, wenn das Unwetter große Schäden am Haus verursacht, wenn das Auto oder ein anderes Gerät kurz nach der abgelaufenen Garantiezeit seinen Geist aufgibt? Und selbst bei solch banalen Kleinigkeiten wie einem verregneten Urlaub stellt sich die Frage, wie wir dann denken? Denken wir wie Hiobs Frau? Die sagt ihrem leidgeplagten Mann, dass er nichts von seiner Frömmigkeit hat. „Das bringt doch alles nichts“, sagt sie, „wenn es einem frommen Mann wie dir so schlecht geht.“ Oder denken wir wie so manche, von denen in der Bibel die Rede ist, die meinen, dass Gott ein willkürlicher Tyrann ist, wenn er Leid in unserem Leben zulässt? Nein, das vielleicht nicht, aber das anklagende Fragen, das kennen wir. Und dass wir sauer sind und Gott für ein paar Stunden oder ein paar Tage aus unserem Denken ausklammern. Anstatt mit Gott zu reden schmollen wir. Ich muss nicht ausführlich beschreiben, dass wir dabei und damit nicht besonders glücklich sind, oder?

 

Wie aber können wir auch hier so denken, dass wir Frieden haben? Die Realität ist doch die, dass jeder Mensch im Leben Gutes und weniger Gutes erfährt. Das wird uns in der Bibel an vielen Stellen bestätigt. Auch Menschen, die mit Jesus unterwegs sind. Jesus sagt uns: „In der Welt habt ihr Angst.“ Im Englischen steht hier das Wort „trouble“. „Aber seid getrost. Ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33). Im finsteren Tal ist der gute Hirte bei uns. Er will uns nahe sein, er will mit uns weinen und trauern, uns mit seiner Nähe trösten.

 

Dieses Denken wird uns Frieden geben. Und wenn wir den Frieden der Nähe Gottes erfahren, dann erfahren wir ihn auch im Trouble.

 

Zum Schluss will ich noch ein paar Gedanken zur Dankbarkeit weitergeben. Habt ihr’s gemerkt, wie das sprachlich ganz eng verknüpft ist? Ge-DANK-en und DANK-barkeit. Denken und danken gehören zusammen. Wir können unser Denken ja immerzu auf das ausrichten, was nicht so toll ist. Die Nachrichten, die Meldungen, die Informationen, die wir präsentiert bekommen, sind meistens negativ. Und das prägt unser Denken: negativ. Unsere Enkeltochter hat ein sehr schönes Abendritual. Wer auch immer sie zu Bett bringt unterhält sich mit ihr über das, worüber sie rückblickend auf den Tag dankbar sind. Das lenkt das Denken hin zu dem Guten, dem Schönen, dem Dankenswerten. Seid dankbar, das ist eine Aufforderung, die wir in der Bibel ganz oft finden. Warum ist das so? Weil es erstens unser Denken mit Guten füllt und wir uns nicht nur immer vom Negativen runterziehen lassen. Und zweitens weil es uns mit dem in Verbindung setzt, dem wir das alles zu verdanken haben. Die abschließenden Ausführungen habe ich mir bei Pastor Klaus Dettke geliehen:

 

„Dankbarkeit feiert das Band, das den Schenkenden und den Beschenkten verbindet. Wem ich danke, dem gebe ich Raum in meinem Leben. Das Wort „Präsent“ für Geschenk deutet an, dass der Geber in meinem Leben präsent ist. Letztlich ist das der eigentliche Grund des Schenkens: Der Schenkende möchte dem Beschenkten gegenwärtig sein. Ein Geschenk wirklich annehmen heißt, den Schenkenden zuzulassen. So bringt mir z. B. ein guter Freund, der aus dem Urlaub in der Schweiz zurückkehrt, ein Taschenmesser mit. Jedes Mal, wenn ich es sehe oder gebrauche, erinnert es mich an ihn, und ich freue mich an unserer Freundschaft. Das Geschenk macht mir den Freund gegenwärtig. Danke sagen vollendet das Geben. Danke sagen achtet die Präsenz des Gebers in der Gabe. Danke sagen schenkt dem Leben seine Tiefe und Perspektive. Sie macht die Wirklichkeit licht und transparent. Gott danken setzt voraus, dass ich Dinge und Ereignisse als ein Stück der Freundschaft Gottes mit mir entdecke. Der große Liebende, Freund der Menschen, legt seine Liebe in jeden Winkel und jedes Ritzchen der Schöpfung. Wer dankt, für den ist Gott in allem präsent.“

 

Lasst uns denkbar dankbar leben, und unsere Sorgen und Belastungen ihm ans Herz legen, und dann wird der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, unsere Herzen und unser Denken bewahren in Christus Jesus.

 

AMEN