Lebenselixier Bibel – miteinander hinhören

 

Liebe Freunde!

 

Was bewirken Worte? Mit dieser Frage wollen wir uns heute beschäftigen. Denn im Rahmen der diesjährigen Internationalen Gebetswoche der Evangelischen Allianz dreht sich alles um die Bibel, das Wort Gottes. Die Verfasser haben das Motto „Lebenselixier Bibel“ genannt. Von einem Elixier erwartet man, dass es einem gut tut, die Gesundheit fördert und das Leben erhält. Aber dieses Getränk kann natürlich nur dann seine Wirksamkeit entfalten, wenn ich es angeboten bekomme und wenn ich es trinke.

 

Ähnlich verhält es sich mit Worten.

 

Worte, einfach so daher gesagt, sind zunächst nichts als Schallwellen, die verhallen, die verebben und versanden. Aber sobald sie gehört und ernstgenommen und dann auch befolgt werden, haben Worte eine ungeheure Dynamik. Worte können ganz viel Ermutigung und Trost spenden. Sie können Freude und Hoffnung vermitteln. Aber ebenso können Worte und Informationen Frust und Trauer, Enttäuschung und Ärger hervorrufen. Worte und Befehle können Leben ermöglichen, fördern und erhalten. Aber Anweisungen können auch todbringend sein.

 

Je länger wir darüber nachdenken, desto deutlicher wird meines Erachtens, dass unsere Worte immer mit Beziehungen zu tun haben. Unsere Worte haben immer einen Beziehungsaspekt. Mit dem, was wir sagen, stiften wir Gemeinschaft oder wir blockieren und zerstören Gemeinschaft. Wir ermöglichen Begegnungen, wir laden zum Miteinander ein, wir leben Versöhnung und Frieden. Aber wir können auch das genaue Gegenteil mit dem erreichen, was wir von uns geben.

 

Dabei ist es allerdings nicht unerheblich, wer redet, wer die Worte, Anweisungen, Empfehlungen oder Befehle von sich gibt. Wenn ein fünfjähriger Knirps im Kindergarten sagt, dass es bei der Bundestagswahl vor drei Jahren nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, dann wird das wahrscheinlich keine Auswirkungen haben. Aber wenn der noch amtierende Präsident der Vereinigten Staaten so etwas immer wieder behauptet und dann am Tag der Bestätigung des offiziellen Wahlergebnisses seine Anhänger auffordert, dagegen zu kämpfen, dann hat das verheerende Auswirkungen. Warum? „Die Worte eines Präsidenten sind wichtig, egal wie gut oder schlecht dieser Präsident ist“, sagte Joe Biden am vergangenen Mittwoch. Im besten Fall könnten die Worte eines Präsidenten inspirieren. Im schlimmsten Fall könnten sie aufstacheln.

 

Es ist eben nicht egal, wer was sagt, sondern das hat Bedeutung. Es hat Gewicht, weil Menschen mit Einfluss und verantwortungsvollen Aufgaben und Positionen mit ihrem Worten mehr bewegen können als kleine Jungs im Kindergarten.

 

Welches Gewicht haben dann die Worte Gottes? Was kann Gott bewegen und bewirken, einfach nur, weil er spricht? Das ist nun hoch interessant! Im Schöpfungsbericht lesen wir, dass Gott spricht – und es geschieht. „Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht!“ Wow, beeindruckend. Und so geht das immer weiter. Gott sprach: „Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so.“ Bei der unbelebten und willenlosen Materie haben die Worte Gottes unmittelbare Wirkung. Das ist für uns deswegen so beeindruckend, weil genau das bei uns nicht funktioniert. Mit meinen Worten kann ich nicht Licht erzeugen (und Alexa tut es auch nur, weil die Elektronik entsprechend programmiert wurde). Ich kann auch keinen Teich trockenlegen, ich kann noch nicht mal eine Büroklammer mit meinen Worten ein paar Zentimeter verschieben. Gott kann das alles. Aber bei uns Menschen, bei seinem Gegenüber, seinem Ebenbild, macht Gott seinen Einfluss und seine Wirkung davon abhängig, wie wir reagieren, wie wir antworten. Gott setzt sein Wort und seinen Willen nicht gegen unseren Willen und unsere Überzeugungen durch. Gott gibt uns also sein Wort. Und dann wartet er auf unsere Ant-Wort. Das ist so erstaunlich, dass Gott mit seinen Worten nicht manipulieren will und uns nicht willenlos macht. Gott ist auch kein Agitator, kein Scharfmacher, der an die niedersten Instinkte von geblendeten Menschen appelliert, um sie für seine egomanen Ziele zu missbrauchen. Nein, Gott gibt uns sein Wort. Und mehr Macht übt er nicht auf uns aus. Er legt die Durchsetzung seiner Ziele einfach in seine Worte. Und dann wartet er darauf, dass wir sie hören, sie ernstnehmen und befolgen.

 

Das ist ein wesentlicher Hintergrund für das Verständnis von dem nun folgenden Gleichnis, das Jesus erzählt.

 

Lukas 8,4-15:

 

4 Eine große Menschenmenge sammelte sich um Jesus, aus allen Orten strömten die Leute zu ihm. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis:

 

5 »Ein Bauer ging aufs Feld, um seinen Samen zu säen. Als er die Körner ausstreute, fiel ein Teil von ihnen auf den Weg. Dort wurden sie zertreten und von den Vögeln aufgepickt. 6 Andere Körner fielen auf felsigen Boden. Sie gingen auf, vertrockneten dann aber, weil sie nicht genug Feuchtigkeit hatten. 7 Wieder andere Körner fielen mitten in Dornengestrüpp, das wuchs mit auf und erstickte das Korn. 8 Andere Körner schließlich fielen auf guten Boden, gingen auf und brachten hundertfache Frucht.«

 

Darauf rief Jesus: »Wer Ohren hat, soll gut zuhören!«

 

9 Die Jünger fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute. 10 Jesus antwortete: »Euch hat Gott die Geheimnisse seines Planes erkennen lassen, nach dem er schon begonnen hat, seine Herrschaft in der Welt aufzurichten; die anderen bekommen davon nur in Gleichnissen zu hören. Sie sollen sehen und doch nichts erkennen, sie sollen hören und doch nichts verstehen. 11 Das Gleichnis will Folgendes sagen:

 

Der Samen ist die Botschaft Gottes. 12 Bei manchen, die sie hören, geht es wie bei dem Samen, der auf den Weg fällt. Der Teufel kommt und nimmt weg, was in ihr Herz gesät worden ist. Er will nicht, dass sie die Botschaft annehmen und gerettet werden.

 

13 Bei anderen ist es wie bei dem Samen, der auf felsigen Boden fällt. Sie hören die Botschaft und nehmen sie mit Freuden an. Aber sie sind Menschen ohne Wurzel: Eine Zeit lang halten sie sich an die Botschaft; aber wenn sie auf die Probe gestellt werden, fallen sie ab.

 

14 Wieder bei anderen ist es wie bei dem Samen, der in das Dornengestrüpp fällt. Sie hören zwar die Botschaft, aber dann gehen sie davon und ersticken in ihren Alltagssorgen, in Reichtum und Vergnügungen und bringen keine Frucht. 15 Bei anderen schließlich ist es wie bei dem Samen, der auf guten Boden fällt. Sie nehmen die Botschaft mit gutem und willigem Herzen an, bewahren sie und bringen durch Standhaftigkeit Frucht.«

 

Hier werden vier Hörergruppen vorgestellt. Und allen widerfährt zunächst genau das gleiche: Sie hören die Botschaft Gottes. Aber aus dem ganz normalen Alltag wissen wir, dass hören und hören noch lange nicht dasselbe ist. Eltern können ein Liedchen davon singen, weil die Kinder einfach nicht hören. Besonders wenn es um die Stichworte „Aufräumen“, „Schlafengehen“ oder „Schule“ geht.

 

Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum viele Menschen beim Wort Gottes nicht mehr hinhören. Sie verbinden mit dem Evangelium genau solche Stichworte wie „Aufräumen“. „Du musst dein Leben in Ordnung bringen, anständig und brav leben, dann ist Gott (wahrscheinlich) mit dir zufrieden.“ Oder die Botschaft ist so langweilig übermittelt worden, dass die Zuhörer eingeschlafen sind. Oder sie mussten wie in der Schule Liedstrophen und Bibelverse auswendig lernen und deswegen haben sie aufgehört, auf das Wort Gottes zu hören, als der Konfirmandenunterricht erfolgreich abgeschlossen war.

 

Dabei beinhalten die Worte Gottes so viel Ermutigung und Trost, Freude und Hoffnung. Gott ist der Freund und Liebhaber des Lebens. Und er will dir seine Liebe bewusst machen. Denn alles Leben kommt von ihm. Die Freude des Lebens ist sein Geschenk an dich. Und besonders in den Schattenseiten des Lebens will er für dich da sein. Du bist kein Zufallsprodukt, keine Laune der Natur, sondern du bist ein Gedanke Gottes. Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat. Dabei übersieht Gott deine Fehler und Unzulänglichkeiten nicht. Aber die hindern ihn nicht daran, dich zu lieben, deinem Leben Halt und Inhalt zu geben.

 

Diese und viele andere gemeinschaftsstiftende Worte spricht Gott aus. Und die Menschengruppen, die Jesus mit seiner Bildersprache umschreibt, hören alle diese Worte. Aber obwohl alle prinzipiell hörfähig sind, hören längst nicht alle richtig hin.

 

Die ersten hören, aber das Gehörte hat gar keine Chance, in ihrem Herzen Wurzeln zu schlagen. Die Menschen gleichen einem Weg. Das kann man vielfältig deuten. Zunächst sind diese Leute in ihren Überzeugungen sehr festgefahren, festgelegt. Warum auch immer sind sie hart geworden, und sie lassen sich nicht erweichen, das Wort Gottes an sich heran zu lassen. Vielleicht sind das auch Leute, die nicht zur Ruhe kommen, die ständig unterwegs sind und sich womöglich sogar für wegweisend halten. Bei ihnen kann und darf sich nichts setzen, das Wort darf sich nicht ausbreiten und entfalten. Deswegen werden die Zusagen Gottes auch nicht ernstgenommen und erst recht nicht befolgt. Sie glauben nicht, und darum werden sie auch nicht gerettet.

 

Die zweite Gruppe gleicht Menschen, die auch hören. Und die hören genauer hin. Die freuen sich an den Worten und den Zusagen. Sie scheinen dankbar und sogar begeistert zu sein. Man gewinnt den Eindruck, dass sie sehr interessiert sind und dass ihre religiöse und spirituelle Sehnsucht geweckt und auch befriedigt wird. Aber es bleibt bei einer Sonntags- oder Feiertagsfrömmigkeit. Nichts gegen feierliche Emotionen und Festtagsgefühle. Aber wenn die Worte Gottes und die Beziehung zu ihm nicht unseren Alltag durchdringen, dann gleicht unser Glaube einer Pflanze ohne Wurzeln. Das emotionale Hören allein ist zu wenig. Im ganz normalen Leben gilt es, die Zusagen Gottes ernstzunehmen. Denn die schönsten Ermutigungen und Verheißungen nutzen nichts, wenn sie nicht in Anspruch genommen werden. Erinnern wir uns: Gott setzt sein Wort und seinen Willen nicht gegen unseren Willen und unsere Überzeugungen durch. Bei ihm gibt es auch keine Zwangsbeglückung. Sondern er gibt uns sein Wort, und dann wartet er auf unsere Ant-Wort. Er will uns mit seinen Worten nicht manipulieren und er macht uns nicht willenlos.

 

Die dritte Menschengruppe hört auch! Und auch die hören sehr gut hin. Hier kann das Evangelium Wurzeln schlagen, hier kann es sich entfalten, hier wird es ernstgenommen und auch befolgt. Das sieht erfolgversprechend aus. ABER leider ist das Wort Gottes niemals konkurrenzlos. Die Autorität Gottes und die Wirksamkeit seiner Zusagen werden in Zweifel gezogen. „Sollte Gott gesagt haben …?“ Das ist die uralte und immer wieder neu gestellte Frage, die uns die Beziehung zu Gott vergiften will. Und so, wie manche Menschen mit dem Wort Gottes die Stichworte „Aufräumen“, „Schlafengehen“ oder „Schule“ verknüpfen, so meinen andere, dass es im Leben von frommen Menschen keine Sorgen mehr geben wird. Wenn die Sorgen und Krankheiten dann aber doch kommen, dann taugt das Wort Gottes auf einmal nicht mehr. Und wenn die Menschen um einen herum und die Gesellschaft insgesamt den Focus darauf richtet, in erster Linie wohlhabend und gesund zu sein und alle einem eintrichtern, dass es nichts Wichtigeres als das gibt, dann bekommt das Wort Gottes tödliche Konkurrenz. Aber was ist wichtiger: Heilung und Gesundheit um jeden Preis oder das Heil in der gesunden Beziehung zu Gott, wofür Jesus den Preis bezahlt hat? Was ist wertvoller: die ganze Welt gewinnen, dabei aber die Ewigkeit verlieren oder schon hier auf Gott vertrauen und ewiges Leben im Glauben an Jesus erfahren?

 

Und dann gibt es noch die vierte Gruppe von Menschen, die ebenfalls hören. Aber sie hören nicht nur, sie nehmen es ernst, was Gott ihnen zusagt. Sie befolgen und sie nehmen in Anspruch, was er verheißt. Und sie erfahren, dass die Liebe Gottes sie zu Kindern Gottes macht. Sie vertrauen darauf, dass Jesus alle Tage bei ihnen ist, dass er mit seiner Freundschaft und Treue dem Leben eine gesegnete Gestalt gibt. Darum gestalten sie ihr Leben nicht mehr ohne ihn. Denn das Leben mit Jesus hat ein ganz hohe Alltagsrelevanz.

 

Wie aber kann man die Hörfähigkeit verbessern oder verändern? Nicht durch Bemühungen oder spirituelle Anstrengungen, sondern schlicht durch die Bitte an Jesus: „Öffne mir die Ohren und das Herz, damit ich dein Wort höre, ernstnehme und befolge.“ Und wenn es darum geht, hörfähig zu bleiben, dann gilt hier das, was auch in vielen anderen Bereichen des Lebens hilfreich ist: Üben, üben, üben. Wer Ohren hat zu hören, der höre. Und wer hören will, der nehme sich die Zeit und höre. Und wenn wir beten: „Rede Herr, dein Kind hört“, werden wir den Segen der guten Worte Gottes im Alltag erfahren.

AMEN