Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

 

 

 

Liebe Freunde,

 

letztes Wochenende war das Pfingstfest. Ein kirchlicher Feiertag, dem sogar mit dem Pfingstmontag eine Verlängerung spendiert wurde. Aber worum es bei diesem Fest geht, das ist vielen Menschen nicht geläufig. Dass es irgendwie mit dem Heiligen Geist zu tun hat, das wissen noch die christlich sozialisierten. Aber während man noch mit Gott, der Vater, dem Schöpfer und mit dem Sohn Jesus Christus noch was anfangen kann, ist das mit dem Heiligen Geist ganz anders. Das kommt manchen gespenstisch vor. Außerdem gibt es beim Pfingstfest keine kulinarischen Besonderheiten und keine Geschenke! Berthold Brecht bringt das in einem ironischen Gedicht zum Ausdruck: „Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, während Ostern, Geburtstag und Weihnachten was einbrachten.“

 

Nach dem Pfingstfest ist es dann auch vorbei mit den großen kirchlichen Festen. Dann kommt die „Saure-Gurken-Zeit“. Denn mit dem Trinitatisfest können wir noch weniger anfangen. Dabei werden im aktuellen Kirchenjahr 21 Sonntage nach diesem Fest benannt. Es lohnt sich also, dass wir uns dieses Fest in Verbindung mit den Zusagen und Geschenken heute etwas genauer betrachten.

 

Zunächst aber schauen wir uns das mit der Trinität, der Dreieinigkeit Gottes, mal an. Das ist gar nicht so schwer zu verstehen. Ich will es (in aller Unvollkommenheit) mit zwei Bildern illustrieren. Wasser kennen wir alle in seiner flüssigen Form. So trinken wir es, so waschen wir uns damit. Aber das gleiche Wasser gibt es auch in fester Form als Eis. Und Wasser existiert auch gasförmig als Wasserdampf. Aber immer ist es Wasser. Oder betrachten wir uns ein einfaches Kleeblatt, eines mit drei Blättern. Zwar sprechen wir von einem einzigen Kleeblatt, aber wir sehen und meinen die drei einzelnen grünen Blätter, die zusammen eins sind. Der Gott, der sich uns in der Bibel vorstellt, ist Gott, der Vater, der Schöpfer; und er ist Gott, der Sohn, der Erlöser; und der ist Gott, der Heilige Geist, der Beistand. Gott ist über uns, bei uns, in uns. Drei, und doch eins.

 

In Verbindung mit diesem dreieinigen Gott werden uns drei vorzügliche Geschenke angeboten. Drei Gaben, die drei ganz wesentlichen Grundbedürfnissen von uns Menschen begegnen.

 

1.           Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus

 

Gnade ist unverdiente Zuwendung und Vergebung. Jemand hat kürzlich gesagt, dass die Zeit nach Corona (wenn es überhaupt eine Zeit NACH Corona geben wird) eine Zeit des Vergebens sein muss. Denn im Nachhinein werden wir alle schlauer sein und wissen, was falsch eingeschätzt und beurteilt wurde, welche Maßnahmen überzogen und welche Schritte voreilig waren. Natürlich werden Fehler gemacht. Und alle, die jetzt schon alles gnadenlos (!) kritisieren und alles besser wissen, machen auch Fehler.

 

Von daher ist es völlig richtig und durchaus verständlich, wenn wir an das Stichwort Gnade meist unter den Bedingungen und Voraussetzungen der Sünde denken. Weil wir uns gegen Gott gestellt haben, deswegen benötigen wir Gnade. Aber die Gnade Gottes greift in unserem Leben nicht erst, wenn wir schuldig geworden sind. Gnade ist vielmehr schon die Tatsache, dass es uns gibt. Das Wort Gnade hat seinen Ursprung in dem mittelhochdeutschen Wort »sich genahen«. Gott wendet sich uns zu, er überwindet alles Trennende, ist uns von Herzen gern gnädig. Diese Gnade begegnet uns in erster Linie durch Jesus Christus. In einem Abschnitt seines Briefes an die christliche Gemeinde in Ephesus hat der Apostel Paulus geschrieben: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten; in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten“ (Epheser 1,3-6). Das ist Gnade. Darum verknüpft Paulus hier die Gnade mit Jesus Christus. In Christus will Gott mit uns in Beziehung treten. Und in Christus will Gott uns mit sich versöhnen und will uns erlösen. Wir dürfen nicht nur aus Gnade leben und Gnade empfangen, sondern wir dürfen durch Gnade auch geben und mitwirken und gestalten. Diese Gnade sei mit uns, sei uns bewusst, schenke uns den Grund unter die Füße und den Mut, in Gottes Namen Schritte zu wagen.

 

2.           Die Liebe Gottes

 

In der Dreieinigkeit Gottes ist die Liebe vollkommen. Da gibt es keinen Konkurrenzkampf. Da gibt es kein Gerangel und keinen Neid. Der Vater liebt den Sohn und den Heiligen Geist. Und der Sohn liebt den Geist und den Vater. Und der Heilige Geist des Vaters und des Sohnes liebt die beiden gleichermaßen. Deswegen ist auch die Aussage so tiefgreifend und stimmig: „Gott ist Liebe!“ Die Liebe Gottes bleibt aber nicht bei sich selbst stehen. Sondern diese Liebe vervielfältigt sich auf uns Menschen hin. Mehr noch: diese Liebe lässt sich aus Liebe zu uns zerreißen. Es gibt ja die Formulierung, dass sich jemand für einen anderen Menschen zerreißt. Das ist hat Gott buchstäblich getan. Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst. Gott war in Christus präsent, als Christus für uns gestorben ist. Und dann haben Gott, der Vater, und Gott, der Sohn, es zugelassen, dass sie durch den Tod auseinandergerissen wurden. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und das für uns. Das ist Liebe. Diese Liebe dürfen und sollen und werden wir lieben. Ich finde die Formulierung in einem Lied so schön, wo vom „geliebten Lieben“ die Rede ist. Die Liebe Gottes zu uns lieben, dazu will uns der Heilige Geist verhelfen. Diese Liebe sei mit uns, damit wir solche Liebe selbst auch leben können.

 

3.           Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

 

Der Heilige Geist will uns hineinziehen in die Beziehung zu Gott, in die Liebe Gottes. Er will uns teilhaben lassen an dieser göttlichen Liebe. Es ist nämlich die gleiche Liebe, die Gott (intern) in sich selbst hat, mit der Gott auch uns (extern) liebt. Gottes Geist nimmt uns hinein in die heilige und beglückende Gemeinschaft des dreieinigen Gottes. Die Gemeinschaft, die Kinder Gottes untereinander haben, haben wir auch durch den Heiligen Geist. Er ist der in uns und unter uns gegenwärtige Gott. Und ich meine, dass die grundsätzliche Sehnsucht nach Gemeinschaft überhaupt ein Indiz dafür ist, dass Gott unser Bedürfnis nach Gemeinschaft stillen kann und will. Darum möge uns der Heilige Geist die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott und untereinander schenken, damit wir seine Gnade und Liebe erfahren und sie ebenso großzügig verschenken, wie Gott es selbst ständig tut.

 

 

 

Ich finde, das sind großartige Geschenke, die Gott uns da anbietet. Es ist für mich unübertroffen, dass der dreieinige Gott uns seine Gnade, Liebe und Gemeinschaft offeriert. Ich erachte die Gnade meines Herrn und Heilandes Jesus Christus als ein wunderbares Geschenk. Ich freue mich so sehr über die Liebe Gottes zu mir. Und die unmittelbare Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist in meinem Herzen macht mich sehr dankbar. Mein Wunsch und meine Hoffnung und mein Gebet ist, dass wir immer mehr die Gnade und die Liebe und die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes entdecken, erkennen und erleben.

 

AMEN