Auf der Spur des Glücks –
Shalom-Menschen vertrauen

 

 

 

Liebe Freunde!

 

Das ist einem jeden unter uns klar, oder? Ohne Vertrauen geht es nicht. Denn das ganze Leben ist darauf aufgebaut, dass wir vertrauen. Dass es vertrauenswürdige Menschen gibt, denen wir vertrauen und dass andere uns vertrauen. Das beginnt ganz früh. Kinder vertrauen ihren Eltern. Sie verlassen sich auf Papa und Mama. Sie vertrauen darauf, dass die Erwachsenen es gut mit ihnen meinen, dass die Kids versorgt und gefördert werden, dass sie das bekommen, was sie zu gesunden Persönlichkeiten heranwachsen und reifen lässt. Wir gehen so sehr vor dieser positiven Grundannahmen aus, dass wir uns verständlicherweise aufregen und entsetzt sind, wenn Eltern das Grundvertrauen ihrer Kinder verletzen, enttäuschen oder missbrauchen. Urvertrauen ist eine der wesentlichen Eigenschaften, die für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung außerordentlich wichtig ist. Kinder und Jugendliche, die es nicht gelernt haben zu vertrauen oder deren Zutrauen missbraucht oder enttäuscht wurde, haben es echt schwer im Leben. Denn die daraus erwachsende ständige Skepsis, die übergroße Vorsicht, das andauernde Misstrauen machen uns innerlich krank und unglücklich. Wilhelm Busch, der Erfinder von Max und Moritz, hat mal gesagt: „Wer andern gar zu wenig traut, hat Angst an allen Ecken.“ Wenn wir im Shalom, im Frieden, im Wohlergehen, im Glück leben wollen, dann kommen wir nicht umhin zu vertrauen. Andersherum ist er eine große Ehre, wenn andere uns vertrauen. Von Matthias Claudius stammt das Zitat: „Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat.“ Das erfahren wir in unseren Beziehungen, Freundschaften, das erleben wir in der Ehe, das erleben wir aber auch im alltäglichen Erleben.

 

Wie soll ich leben, wenn ich nicht darauf vertraue, dass die Lebensmittel, die ich einkaufe, in Ordnung sind? Wie soll ich leben, wenn ich nicht dem medizinischen Personal beim Hausarzt, im Krankenhaus und anderen Einrichtungen vertraue? Wie soll ich leben, wenn ich dem Handwerker nicht zutraue, dass er einen guten Job macht?

 

Sehr beachtlich und bemerkenswert fand ich eine Pressekonferenz zu den Corona-Maßnahmen am 06. Mai in Berlin. Da wurde Bundeskanzlerin Merkel zu ihrem Vertrauen in Landkreise und Gesundheitsämter, welche die Corona-Maßnahmen regional kontrollieren, gefragt und wer diese überwachen würde. Sie erklärte daraufhin, dass die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland auf Vertrauen basiere und wenn ein solches nicht mehr existiere, dann „können wir einpacken“, so Merkel. Sie selbst habe sich „noch nie die Frage gestellt, ob ein Gesundheitsamt vielleicht die Zahl der Infizierten irgendwie nicht real wiedergibt“. Und weiter: „Wenn Sie nur noch der Zentrale vertrauen können und allen anderen in einem Land nicht, dann widerspricht das unserem Demokratieverständnis. Ich vertraue den Bürgerinnen und Bürgern. Vertrauen ist der Grundsatz und dann muss man natürlich ab und zu auch kontrollieren – das ist klar – aber wenn wir dieses Vertrauen nicht mehr haben, dass Landräte, Bürgermeister, Gesundheitsämter gut arbeiten, dann, ja dann können wir einpacken. Das ist dann nicht unsere Bundesrepublik Deutschland.“

 

Natürlich hat Vertrauen mit auch Zutrauen zu tun. Darum vertrauen wir ja auch nicht blind. Einem Vorschulkind traue ich nicht die Dachdeckerarbeiten an meinem Haus und auch nicht die Heizungsinstallation zu. Und einem blinden Mann vertraue ich mich nicht an, wenn der am Steuer eines Reisebusses sitzt. Das heißt nicht, dass ich was gegen Kinder oder gegen blinde Menschen bin! Aber Vertrauen hat mit Zutrauen zu tun, ich muss doch wissen, ob der andere das auch kann, worin ich ihm vertraue! Traue ich dem Handwerker die Kompetenz zu? Traue ich dem Finanzdienstleister zu, dass er mich ordentlich berät, sich auskennt und mein Vertrauen nicht missbraucht, mich nicht über den Tisch zieht? Traue ich dem medizinischen Personal zu, dass mich als Patienten fachkundig versorgen und behandeln? Traue ich den Politikern zu, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen treffen und unser Land durch die Krise führen?

 

So langsam spüre ich in mir, dass ich nicht mehr uneingeschränkt ja sage. Und ich spüre bei uns und in der Bevölkerung, dass wir leider immer mal wieder und immer öfter schlechte Erfahrungen machen. Und manche werden immer misstrauischer. Ganz besonders in der gegenwärtigen Corona-Krise haben wir auch eine Vertrauenskrise. Das Zitat von Wilhelm Busch hat noch eine zweite Zeile: „Wer andern gar zu wenig traut, hat Angst an allen Ecken; wer gar zu viel auf andre baut, erwacht mit Schrecken.“

 

Dieses Zitat bringt es auf den Punkt. Wir sind hin- und hergerissen. Ohne Vertrauen geht es nicht. Zu viel Vertrauen kann und wird enttäuscht werden.

 

Klar müssen und können wir nicht blind und ohne Verstand vertrauen. Das habe ich ja eben schon mal entfaltet. Nur laufen manche Gefahr, von einigen negativen Erlebnissen eine Pauschalurteil zu fällen. Alle Handwerker sind unzuverlässig und machen nur Murks. Die Bänker kannst du alle in die Tonne kloppen, das sind doch alles Halsabschneider. Alle Politiker sind unfähige Pfeifen. Da manifestiert sich ein Grundmisstrauen. Aber ist das in seiner extremen Ausprägung nichts anderes als Hochmut! Denn wer misstrauisch und permanent auf die anderen schimpft und ihnen Versagen vorwirft, erweckt den Eindruck, dass er selbst es natürlich viel besser gemacht hätte. Aber kennen wir alle Umstände und Zusammenhänge, alle Ursachen und Auswirkungen, alle Parameter und Bedingungen? Überblicken wir alles und schätzen wir wirklich alles richtig ein? Kennen wir die einzig wahre und richtige Lösung für alle Probleme?

 

Wer so übertrieben skeptisch und argwöhnisch ist, sollte übrigens damit rechnen, dass diese Haltung eine Echowirkung hat. Auf diese Wechselwirkung hat Jesus hingewiesen, als er gesagt hat: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ Vertraust du nicht, bist du auch nicht vertrauenswürdig.

 

Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass diese Gedanken und meine Predigt über die Vergebung unmittelbar zusammenhängen. Denn wer nicht vergeben kann und will, der kann und will auch nicht vertrauen. Wenn ich aber vertraue, dann kann es immer wieder passieren, dass mein Vertrauen enttäuscht und missbraucht wird. Sei es durch Inkompetenz, Dummheit, Boshaftigkeit oder aus Versehen. Hier sind natürlich kritische Wachsamkeit geboten. Aber genauso Vergebungsbereitschaft.

 

Und diese Herzenshaltung, die wir uns im alltäglichen Leben aneignen und antrainieren, die wirkt sich letztlich auch aus auf unsere Herzenseinstellung Gott gegenüber. Jesus selbst stellt diesen Zusammenhang her. Ich lese uns aus Matthäus 7,9-11:

 

„Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“

 

Jesus geht von der Grunderfahrung aus, dass Kinder Vertrauen zu ihren Eltern haben und dass Eltern das Vertrauen ihrer Kinder nicht enttäuschen. Dabei weiß Jesus ganz genau, dass wir Menschen unvollkommen und fehlerhaft sind. Trotzdem sind wir in der Lage, Gutes zu tun und Gutes zu geben.

 

Wenn wir aber schon Menschen vertrauen können, uns auf sie verlassen, wie viel mehr können wir dann Gott zutrauen, dass er uns Gutes tut! Im Psalm 118 steht: „Mit dem HERRN rechnen ist besser als sich auf Menschen verlassen. Mit dem HERRN rechnen ist besser als auf die Hilfe der Mächtigen warten.“ Es ist besser. Das heißt nicht, dass wir uns niemals auf Menschen verlassen oder auch Mächtige warten sollen. Aber es ist besser, auf Gott zu vertrauen.

 

 

 

Worin besteht das, wie sieht das aus, wo und wie bewährt es sich, Gott zu vertrauen?

 

Ich vertraue darauf, dass es Gott gibt. Er existiert, er hat mit uns zu tun, er will mit uns in Beziehung treten, er hat ein ganz großes Interesse an uns und unserem Leben und er will, dass wir bei ihm Shalom finden. Wenn ich das nachvollziehen will, ob er tatsächlich vertrauenswürdig ist, dann schaue ich ins Neue Testament und lese, wie Jesus gelebt hat. Ich höre seine Worte, sehe seine Taten, empfinde seine Barmherzigkeit und Liebe. Ich nehme wahr, dass er mich persönlich wahrnimmt. Und es sieht so aus, als würde er mich achten und wertschätzen. Er spricht von Vergebung, er spricht Vergebung zu. Er gibt meinem Leben einen Wert, der unabhängig ist von meinen Leistungen und meinem Besitz. Und darum fasse ich Vertrauen zu ihm, dass er bei mir ist.

 

Er ist der allgegenwärtige Gott. Er ist bei mir in meinem Alltag. Jesus hat gesagt: Siehe, ich bin bei euch alle Tage! Er begleitet mich durch den Tag und durch die Nacht. Er will mit mir die Freuden und das Glück teilen. Und ich lerne, ihm dafür zu danken. Er will mit mir auch den Kummer und das Leid teilen. Und ich lerne, ihm das zu sagen und zu klagen. Ich vertraue ihm, weil ich ihn dadurch immer besser kennenlerne. Aber ich vertraue ihm auch darin, dass ich mich in der Beziehung zum immer besser kennenlerne. Wenn ich sehe, wie gütig er ist, merke ich, wie unfreundlich ich oft bin. Wenn ich sehe, wie barmherzig und geduldig er ist, merke ich, dass ich nicht immer so barmherzig und geduldig bin. Dann traue ich ihm aber auch zu, dass er mich in meiner Persönlichkeit prägt und formt und verändert. Ich will ihm auch das hinhalten und anvertrauen, was mich zum Negativen hin geprägt hat. Charaktereigenschaften und Prägungen, die mir und meiner Umwelt nicht guttun, vertraue ich ihm an mit der Bitte, dass er mich umgestaltet. Auch innere Verletzungen, Wunden und Narben auf der Seele halte ich ihm hin und bitte ihn um Heilung.

 

Ich vertraue ihm meine Ängste und Sorgen an. Die Unsicherheiten und die Verzweiflung wegen Corona und meiner Gesundheit.

 

Ich vertraue ihm und gestatte es ihm auch, dass er mir die Kraft gibt für Kämpfe und Herausforderungen des Alltags. Und ich vertraue ihm und gestatte es ihm, dass er mir Arbeiten und Aufgaben zuteilt, die ich für ihn erledigen soll, damit ich in seinem Namen die Welt ein bisschen besser machen kann.

 

Das beinhaltet auch, dass ich, bereit bin, meine Pläne und Träume zu verlassen, weil ich mich auf Gott verlasse. Denn es ist besser, sich auf Gott zu verlassen, als auf die eigenen Konzepte und Ideen.

 

Je mehr wir es lernen und üben, Gott zu vertrauen, desto mehr wächst die Vertrautheit zwischen ihm und uns. Und je mehr und mehr wird auch der Shalom Gottes uns begleiten und durchdringen.

 

Denn es stimmt: Shalom-Menschen vertrauen. Weil wir im Frieden mit Gott leben, vertrauen wir ihm. Wenn wir ihm vertrauen, leben wir immer mehr in seinem Frieden.

 

Das Ziel unseres Vertrauens ist ja immer, dass es uns gut geht und dass wir darum glücklich sind. Der Grund unseres Misstrauens ist der, dass es uns schlecht geht und wir deswegen unglücklich sind. Ich wollte uns mit dieser Predigt ermutigen und ermuntern, Gott zu vertrauen, auf dass es uns gut gehe und wir tief im Inneren Glücklich sind und seinen Shalom erleben.

Bevor ich jetzt "Amen" sage, will ich noch einen Hinweis geben.

 

Mit der neuen Predigtreihe über Hiobs Botschaft will ich dem Gedanken nachgehen wie es sein kann, dass wir Gott vertrauen, obwohl es uns schlecht geht und wir alles andere als glücklich sind.

 

Das Lied, das wir jetzt singen, geht schon ein wenig in diese Richtung:

 

Wer Gott folgt, riskiert seine Träume (https://www.youtube.com/watch?v=MfL-8rt6N3Y)

 

 

 

AMEN!