Gottesdienst am 17. Mai 2020

 

1.            Eröffnung und Begrüßung

 

Herzlich willkommen zu einem Gottesdienst, der etwas anders aufgebaut und gestaltet ist als sonst üblich. In dem Entwurf trenne ich nicht strikt zwischen Programm und Predigt. Sondern es geht eins ins andere über. Die Lieder, die Geschichten, die Lesungen und Gedanken befassen sich alle mit dem Thema Saat und Ernte. Denn Jesus hat gern Bilder und Vergleiche aus der Natur gewählt, um das Wirken und Handeln Gottes in dieser Welt zu illustrieren. Dem Gottesdienst und meinen Gedanken liegt das Gleichnis vom Sämann zugrunde. Meine Hoffnung und mein Wunsch ist, dass das „Saatgut“ dieses Gottesdienstes bei uns auf fruchtbaren Boden fällt.

(Einen Zettel mit den Liedtexten findet ihr am Ende des Dokuments)

 

Wir stimmen uns auf den Gottesdienst mit dem ersten Lied ein.

 

2.            Lied: Tut mir auf die schöne Pforte (GL 178,1-2)

 

3.            Gebet

 

Vater im Himmel, wir sind jetzt hier, jede und jeder für sich allein oder in der Familie. Wir danken dir, dass wir Lieder und Geschichten haben, dein Wort und unsere Antwort im Gebet. Danke, dass wir auf dich hören und mit Kontakt haben dürfen. Mach uns offen und aufmerksam für dich. AMEN

 

4.            Lied: Tut mir auf die schöne Pforte (GL 178,3-4)

 

5.            Impuls:

 

Wenn es im Garten und der Landwirtschaft darum geht, dass die Saat aufgeht und Frucht erbringt, dann sind wir auf die „Einflüsse des Himmels“ angewiesen. Ebenso ist es mit unserem Leben. Dazu habe ich folgenden Text gefunden.

 

Matthias Claudius erzählt eine Parabel von den Menschen, die sich vor langer Zeit mühsam ernähren mussten von dem, was Bäume und Büsche an Nahrung gaben. Sie kannten noch keinen Anbau des Ackers. Dann kam ein Mann zu ihnen und zeigte ihnen, wie man die Erde pflügen und düngen, wie man Saaten säen und pflegen muss. Und dann sagte er ihnen: „Das alles müsst ihr machen, und das Übrige tun die Einflüsse des Himmels.“ Die Menschen waren erstaunt, als aus ein paar Körnern, die sie in die Erde legten, schließlich Halme und Ähren wuchsen, und sie ernteten reichlich. - Eines Tages sagten die Leute: „Das ist uns zu unbequem, unter freiem Himmel und Wind und Regen ausgesetzt zu arbeiten. Wir ziehen Wände hoch, machen uns ein schönes Dach darüber, dann haben wir es trocken und geschützt.“ Andere wandten ein: „Denkt daran, was der Bote sagte: „Das übrige tun die Einflüsse des Himmels!“ „Ach“, sagten die anderen, „die Einflüsse des Himmels werden so wichtig nicht sein. Man sieht sie doch gar nicht. Und wenn einigen so viel daran liegt, können wir ja an die Decke der Halle einen Himmel malen.“ Schließlich bauten sie eine wunderschöne Halle über das Feld, ackerten und pflügten, säten und düngten, aber es wuchs nichts mehr. Trotz des gemalten Himmels an der Decke wuchs nichts, weil die Einflüsse des Himmels fehlten.

 

Eine Parabel über das menschliche Leben. Die Macht Gottes, die Kraft des auferstandenen Christus, die Einflüsse des Heiligen Geistes werden schon so wichtig nicht sein, man sieht sie doch gar nicht. Und manche malen an die Decke ihres Lebenshauses eine religiöse Dekoration. Aber die reicht nicht. Wir brauchen die Macht Gottes, wir brauchen die Lebenskraft Jesu Christi, wir sind auf die Weisungen und Einflussnahmen des Geistes Gottes angewiesen. Wir brauchen den offenen Himmel für ein erfülltes Leben auf Erden. Menschen sind in allem auf Gott angewiesen.

 

Dazu passt ganz gut das nachfolgende Lied, das zwar in der Regel zum Erntedankfest gesungen wird, das uns aber jetzt daran erinnert, dass wir in allem auf Gott angewiesen sind.

 

6.            Lied: Wir pflügen und wir streuen (GL 676,1-2)

 

Die folgenden Strophen können eigentlich nur im Mai gesungen werden. Ich habe aus einem anderen Lied eine Strophe hineingeschmuggelt, die poetisch und inhaltlich sehr gut passt.

 

7.            Lied: Wie lieblich ist der Maien (GL 621,1-2; 607,4; 621,3)

 

8.            Impuls:

 

Natürlich wünschen wir uns, dass Gutes ausgesät wird und dass Hilfreiches und Lebensförderndes wächst. Aber leider wächst auch viel Negatives, das Leben zerstört. Hierzu ist der nachfolgende Text von Pfr Axel Kühner sehr einleuchtend und erhellend.

 

Ein Kaufmann braucht sich nicht besonders anzustrengen, um Bankrott zu machen. Er braucht nur einige Zeit sein Geschäft zu versäumen, seine Kunden schlecht zu bedienen, bei seinen Einkäufen nachlässig zu sein, dann ist es schon passiert. - Ein Landwirt braucht kein Unkraut auf dem Acker zu säen, um die Ernte zu verderben. Der Acker bringt das Unkraut von selbst hervor. Der Bauer braucht nur untätig zu sein, und es geht mit seiner Landwirtschaft von selbst abwärts. - Ein Angestellter braucht sich keine großen Dinge zuschulden kommen zu lassen, um seine Anstellung zu verlieren. Wenn er seine Arbeit nachlässig tut, wird er bald entlassen sein.

 

Niemand braucht etwas Besonderes anzustellen, um sein Leben zu verlieren. Es ist nicht nötig, dass man ein Verbrechen begeht oder die Achtung der Menschen verliert. Das Verderben kommt ganz von allein, wenn man gar nichts tut und sich treiben lässt.

 

Wenn man die Bibel liegenlässt, wenn man das Beten aufgibt, wenn man sich aus der Gemeinde fernhält, wenn man dem wild wachsenden Unkraut im Herzen untätig zusieht, verliert man ganz von selbst die persönliche Beziehung zum Leben. Wenn man nicht auf Jesus hört und seine Liebe ausschlägt, genügt das vollständig, um Gottes Heil zu versäumen und ewig verloren zu gehen.

 

9.            Lied: Herr, gib uns Mut zum Hören (GL 440)

 

10.       Textlesung Matthäus 13,3-8

 

11.       Impuls:

 

Was Jesus hier erzählt, gibt uns interessante Einblicke in die damaligen Verhältnisse in der Landwirtschaft. Das Land konnte nicht so bearbeitet und kultiviert werden, wie das bei uns heute der Fall ist. Auch waren die Gemarkungen nicht so exakt und auf den Zentimeter genau definiert. Und dann konnte es auch mal sein, dass ein Feldweg oder Trampelpfad quer über den Acker ging. Es war also nicht unüblich, dass Saatgut nicht nur auf das gute Land gefallen ist. Natürlich fiel manches von der Saat auf den Weg. Das konnte der Landwirt nicht verhindern. Auch konnte er nichts dagegen machen, wenn Körner auf Teile des Ackers fielen, bei denen die Erdkrumme nur sehr dünn gewesen ist. Und weil es weder die entsprechenden Maschinen noch die Unkrautvernichtungsmittel gab, deswegen gab es viele Dornen und Disteln.

 

Unter diesen Voraussetzungen könnte den Landwirt der Frust packen. Ist das nicht pure Verschwendung, wenn größere Teile seiner Arbeit schlichtweg vergeblich ist? Nein. Ist es nicht. Genau darauf will Jesus aufmerksam machen. Und darum ist dieser erste Teil des Gleichnisses eine große Ermutigung. Hier steckt die Botschaft drin, dass wir das Gute, die Freundlichkeit, die Großzügigkeit, das Erbarmen und die Liebe usw. gewissermaßen „ohne Rücksicht auf Verluste“ weitergeben und ausstreuen sollen. Wir sollen nicht knausrig sein und auch nicht vorurteilsmäßig überlegen, wer denn nun die Liebe und Barmherzigkeit verdient hat und wer nicht.

 

Und wir sollen großzügig das Wort Gottes verkündigen, verbreiten, verteilen. Was die Menschen damit machen, wie die Empfänger damit umgehen, das steht nicht in unserer Verantwortung. Unsere Aufgabe ist es, wie der Sämann mit vollen Händen die gute Nachricht von der guten Herrschaft Gottes zu verbreiten.

 

12.       Lied: Dass dein Wort in meinem Herzen

 

13.       Textlesung Matthäus 13,18-23

 

14.       Impuls

 

Der erste Teil des Gleichnisses ist eine Ermutigung und Aufforderung, wie der Sämann Gutes weiterzugeben. Der zweite Teil ist eine Ermahnung an alle, die das Wort Gottes von seiner Güte hören. Wie nehmen wir auf, was Gott uns mitteilen will? Welchem Ackerboden gleichen wir? Wie ist unser „Herzensboden“ beschaffen? Sind wir „Wegmenschen“? Wegmenschen haben sich festgelegt, sie sind festgefahren. Sie bewegen sich auf ausgetretenen Pfaden. Wegmenschen sind immer unterwegs, kommen kaum zu Ruhe und haben keine Zeit und keine Lockerheit, dass etwas auf sie einwirkt. Es kann auch sein, dass sie solche Menschen sind, auf denen immer rumgetrampelt wird. Sie sind so abgehärtet, dass die Vögel der Geschäftigkeit alles aufpicken, was irgendwie an sie herangekommen ist. Sind wir so, dass die Liebe Gottes uns gar nicht mehr erreicht? Oder sind wir vielleicht „Felsenmenschen“? Die sind oberflächlich schon beeindruckt vom Glauben, vielleicht sogar begeistert, fasziniert. Der christliche Glaube ist was fürs Gefühl (an den Feiertagen, zu besonderen Anlässen schon schön). Es ist alles nett und befriedigt eine religiöse und spirituelle Sehnsucht. Aber sobald es in die Tiefe und an die Substanz gehen könnte, ist der Herzensboden ziemlich steinig. Ohne Tiefgang kann aber nichts wachsen. Die dritte Gruppe sind die „Dornenmenschen“. Bei denen kann was wachsen! Die Voraussetzungen sind wirklich sehr gut. Das Wort Gottes dringt ein ins Herz, es schlägt kräftige Wurzeln. Das Evangelium hat Raum im Leben, es hat seinen angestammten Platz. Aber die Konkurrenz ist groß, sie ist übermächtig und geradezu mörderisch. „Die Sorge der Welt“, das sind die ganz alltäglichen Alltagssorgen, die uns so sehr in Beschlag nehmen, dass wir weder Zeit noch einen inneren Freiraum haben für die Beziehungspflege mit Jesus. Und der „betrügerische Reichtum“ gaukelt einem einerseits eine große Sicherheit vor („Mach dir keine Sorgen, du hast genug!). Andererseits verursacht er aber eine große Ängstlichkeit, ob der Reichtum groß genug ist, damit du wirklich auf der sicheren Seite bist. Und je mehr er hat, je mehr er will!

 

Wie verhält es sich bei den „Gutes-Land-Menschen“, bei denen das Wort Gottes auf guten, fruchtbaren Boden fällt? Da kann sich das Evangelium von der Liebe Gottes entfalten. Du glaubst und vertraust darauf, dass Gott dich liebt, wie du bist. Und du lässt dir diese Liebe gefallen. Du glaubst und vertraust darauf, dass Gott dich achtet und wertschätzt. Und lebst in der Zuversicht, dass du Gott wertvoll bist. Du glaubst und vertraust darauf, dass Gott dir dein Misstrauen gegen ihn, deine Gleichgültigkeit, deine Eigenmächtigkeit vergibt. Und du erkennst, dass du die Vergebung brauchst und du nimmst sie an. Du glaubst und vertraust darauf, dass die Herrschaft Gottes auch für dein Leben bedeutsam und notwendig ist. Und fragst nach seinem Wille für dein Leben. Und dann - so verspricht es Jesus - wird dein Leben aufblühen, weil du mehr und mehr im Einklang mit dem Willen Gottes für dich lebst. Nicht weniger als genau das wünsche ich uns allen von ganzem Herzen. AMEN

 

15.       Lied: Herr, dein Wort, die edle Gabe (GL 169)

 

16.       Fürbittengebet mit Vater unser

 

(Aus Platzgründen verzichte ich heute auf ein ausformuliertes Gebet. Ihr könnt mit Gott laut oder leise sprechen über das, was euch auf dem Herzen liegt und „wie euch der Schnabel gewachsen ist“.)

 

Vater unser, ….

 

17.       Bitte um den Segen

 

Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden! AMEN

 

Hier die Lieder:

Tut mir auf die schöne Pforte

 

1) Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein;

 

ach wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein!

 

Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht.

 

2) Ich bin, Herr, zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir.

 

Wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel hier.

 

Zieh in meinem Herzen ein, lass es deinen Tempel sein.

 

3) Lass in Furcht mich vor dich treten, heilige du Leib und Geist,

 

dass mein Singen und mein Beten ein gefällig Opfer heißt.

 

Heilige du Mund und Ohr, zieh das Herze ganz empor.

 

4) Mache mich zum guten Lande, wenn dein Samkorn auf mich fällt.

 

Gib mir Licht in dem Verstande und, was mir wird vorgestellt,

 

präge du im Herzen ein, laß es mir zur Frucht gedeihn.

 

 

Wir pflügen und wir streuen

 

1) Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.

 

Refrain: Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

 

2) Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behende in unser Feld und Brot: es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.

 

 

Wie lieblich ist der Maien

 

1) Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht! Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.

 

2) Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein. Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein. Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß, drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloss.

 

3) Gott lässet Saaten werden zur Nahrung Mensch und Vieh. Er bringet aus der Erden das Brot und sättigt sie. Er sparet nicht an Güte, die Herzen zu erfreun. Er schenkt die Zeit der Blüte, gibt Früchte, Öl und Wein.

 

4) Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sich’s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein, die größte Lust zu haben allein an deinem Wort, das mich im Kreuz kann laben und weist des Himmels Pfort.

 

 

Herr, gib uns Mut zum Hören

 

1) Herr, gib uns Mut zum Hören auf das, was du uns sagst.

 

Wir danken dir, dass du es mit uns wagst.

 

2) Herr, gib uns Mut zum Dienen, wo's heute nötig ist.

 

Wir danken dir, dass du dann bei uns bist.

 

3) Herr, gib uns Mut zur Stille, zum Schweigen und zum Ruh'n.

 

Wir danken dir, du willst uns Gutes tun.

 

4) Herr, gib uns Mut zum Glauben, an dich, den einen Herrn.

 

Wir danken dir, denn du bist uns nicht fern.

 

 

Dass dein Wort in meinem Herzen

 

Refrain: Dass Dein Wort in meinem Herzen starke Wurzeln schlägt und Dein Geist in meinem Leben gute Früchte trägt, Deine Kraft durch mich die Welt zu Deinem Ziel bewegt, Herr, Du kannst dies Wunder tun.

 

1) Gut gemeint und schlecht gemacht, oberflächlich ausgedacht ist so vieles, es verdorrt, ohne Dein Wort.

 

2) Erst komm ich und dann komm ich. Pausenlos geht es um mich. Was mich aus dem Strudel reißt, ist, Herr, Dein Geist.

 

3) Ist die Weiche falsch gestellt, wird am Schluss das Ziel verfehlt; dass ein Mensch die Umkehr schafft, wirkt Deine Kraft.

 

 

Herr, dein Wort

 

1) Herr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir; denn ich zieh es aller Habe und dem größten Reichtum für. Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist's nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun.

 

2) Halleluja, Ja und Amen! Herr, du wolltest auf mich sehn, dass ich mög in deinem Namen fest bei deinem Worte stehn. Lass mich eifrig sein beflissen, dir zu dienen früh und spat und zugleich zu deinen Füßen sitzen, wie Maria tat.