Matthäus 13,44-46

 

Liebe Freunde,

 

wie habt ihr eigentlich euren Ehepartner gefunden? Hattet ihr ganz bestimmte Vorstellungen, wie er oder sie sein sollte? Und dann, nachdem die Kriterien festgelegt waren, habt ihr euch ganz gezielt auf die Suche gemacht und so lange Ausschau gehalten, bis ihr ihn oder sie gefunden habt. Das mag vielleicht so sein. Oder doch nicht? Es kann ja auch ganz anders gewesen sein.

Und wie war das mit dem Beruf oder der Wohnung? Habt ihr ganz gezielt gesucht und nach bestimmten Merkmalen dann ausgewählt, oder hat es sich halt so ergeben? War es vielleicht eine glückliche Fügung und eine überraschende Entdeckung? Nicht gesucht, und doch gefunden.

Heute geht es um zwei gleichnishafte Kurzgeschichten von Jesus. Die zwei sind die kürzesten, die wir von Jesus kennen und sie stehen unmittelbar nebeneinander. In der ersten kurzen Erzählung findet jemand etwas, womit er gar nicht damit gerechnet hat.

Matthäus 13,44: „Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.“

 

Bei dem Arbeiter handelt es sich um einen Tagelöhner, der für einen Landwirt auf dessen Ackerland gearbeitet hat. Das war damals absolut üblich. Ebenso war es nichts ungewöhnliches, dass Wertgegenstände und Geld in der Erde vergraben wurden, um sie sicher aufzubewahren. Besonders in Kriegszeiten hat man das so gemacht. Die Reichtümer wurden vor herannahenden Feinden schnell verbuddelt. Aber durch Vertreibung oder Tod ist so mancher Schatz in Vergessenheit geraten und dann irgendwann bei der Feldarbeit wieder aufgetaucht.

Der Bibeltext ist extrem kurz, aber er bietet unserer Phantasie viel Gestaltungsspielraum.

Wer die Möglichkeiten hat, kann sich hier https://www.youtube.com/watch?v=llJbMMy0I9E eine ausführliche filmische Nacherzählung anschauen.

Ganz plötzlich und unverhofft findet der Lohnarbeit den Schatz. Unverhofft und völlig überraschend machen wir ja auch im alltäglichen Leben so manche Entdeckungen. Da habe ich auf einmal eine gute Idee, einen beglückenden Einfall, einen hilfreichen Gedanken, eine erfreuliche Begegnung. Ich bekomme Einsichten und Erkenntnisse geschenkt, die ich nie gefunden hätte, egal wie lange ich suchen würde. Ungesucht, plötzlich und unerwartet ereilt mich das Glück. Und das mitten im Alltag! Das kennen wir.

Jesus sagt: So geht es zu, wenn Gott seine gute Herrschaft ausbreitet. Denn das Himmelreich gleicht einem Schatz, den einer zufällig findet. Es sind nicht nur die kleinen Entdeckungen im Alltag, die wir manchmal urplötzlich und ungesucht machen. Sondern bei vielen ist es das Große, das Eigentliches, das Wesentliche, das wie ein kostbarer Schatz auf einmal vor uns liegt. Vielleicht war das mit dem Ehepartner genauso. Er war auf einmal da. Ich hab sie gesehen und es war um mich geschehen. Vielleicht war das so mit der Arbeitsstelle. So richtig gesucht habe ich sie nicht, aber es passt. Genauso die Wohnung oder das Haus.

Und bei vielen ist es die Entdeckung schlechthin gewesen, dass Gott uns kennt und liebt, dass er der liebevolle himmlische Vater ist. Auf einmal war mir das klar. Und urplötzlich ist einem nicht nur ein kleines Licht, sondern ein ganzer Kronleuchter aufgegangen. Gott regiert, er ist der Ursprung und das Ziel des Lebens und des Daseins. Gott hat eine ewige Zukunft für mich bereit. Und obwohl Gott weiß, dass ich meine Fehler und meine Schwächen habe, liebt er mich. Er verzeiht mir meine Sünde, er vergibt mir meine Schuld und geht mit mir um in Liebe und Zuneigung und Geduld und Langmut. Für ihn bin ich etwas ganz Besonderes, für ihn bin ich kostbar und wertvoll. Was für ein wunderbarer Gott. Das zu entdecken, das zu erfahren, das zu erleben, das ist noch mehr wert als ein Schatz im Acker.

Nun heißt es von dem Mann: In seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte und kaufte den Acker. Warum hat er nicht einfach jeden Tag etwas aus der Kiste geholt? Hier mal ein Goldstück, da mal eine Kette oder einen Armreif. Immer mal etwas vom Reichtum. Warum? Ganz einfach: das wäre Diebstahl gewesen. Das wäre illegal. Nein, wenn schon, dann musste er den Acker offiziell und legal und öffentlich-rechtlich und notariell beglaubigt erwerben.

Und ich glaube, das ist auch der Vergleichspunkt in dieser Geschichte. Meines Erachtens geht es nicht grundsätzlich und bei allen Christen darum, dass wir alles verkaufen sollen, damit der Schatz des Reiches Gottes uns gehört. Sondern es geht darum, dass wir öffentlich bekunden und bekennen sollen, dass wir in Jesus den Schatz unseres Lebens gefunden haben. Klar, dass wir uns das auch was kosten lassen. Wir investieren Zeit für Gott, weil er es allemal wert ist. Wir opfern Kraft und Energie für, weil er es allemal wert ist. Wir geben Geld und Material für ihn, weil er es allemal wert ist. Und wir gestatten es Gott, dass er unser Leben in allen Bereichen durchdringt und prägt, weil er das Recht dazu hat - und weil wir damit nur gewinnen.

Auf den ersten Blick erscheint das ziemlich dumm und bescheuert und verantwortungslos, dass er alles verkauft. Aber die Rechnung geht auf. Denn nur auf diese Weise konnte er sich den Acker erwerben. Und nur, wenn wir uns Gott mit allem Drum und Dran anvertrauen, können wir den Reichtum in Anspruch nehmen.

Bleibt am Ende dieser ersten Geschichte noch die Frage, was denn mit denen ist, die nicht das Glück einer unerwarteten Schatzentdeckung hatten. Was ist, wenn man das beglückende und glücklich machende Reich Gottes noch nicht gefunden hat?

 

Dann hilft uns die zweite Geschichte.

 

Matthäus 13,45-46: „Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“

 

Bei den meisten Auslegern ist das hier dieselbe Geschichte, nur in einer anderen Verpackung. Sie sagen, dass der Schatz im Acker und die kostbare Perle Bilder für das Reich Gottes sind. Will Jesus also zwei Möglichkeiten aufzeigen, wie man das Reich Gottes finden kann? Die einen entdecken die gute Herrschaft Gottes ganz überraschend und zufällig, die anderen finden sie nach langem, intensivem Suchen. So wie manche den Ehepartner oder den Beruf oder die Wohnung nicht per Zufall finden, sondern nach sorgfältigem und ausdauerndem Suchen. Es ist ja tatsächlich auch so: manche Menschen entdecken Jesus und sein Vergebung ganz zufällig, sie stolpern geradezu darüber und sind ganz verzückt und überwältig. Andere suchen und suchen und suchen so lange, bis sie das gefunden haben, was ihnen das Wertvollste und Beste zu sein scheint.

Aber diese Deutung wird dem Text nur teilweise gerecht. Denn im zweiten Gleichnis sagt Jesus nicht: „Das Himmelreich gleicht einer guten Perle …. .“ Sondern „Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der gute Perlen suchte.“ Deswegen wird nicht das Himmelreich gefunden, sondern das Himmelreich sucht. Mit anderen Worten: Wenn Gott seine gute Herrschaft aufrichtet, dann gleicht er, Gott, einem Kaufmann, der gute, wertvolle, kostbare Perlen sucht. Gott ist auf der Suche - nach uns. Nicht nur, dass wir unvermutet Gott finden und total überwältigt sind vor Freude, wie es das erste Gleichnis ausdrückt. Und nicht nur, dass wir dann alles einsetzen und dransetzen, bei ihm zu sein und „Jesus zu kennen und Jesus zu haben“. Sondern: Gott ist akribisch und sorgfältig, engagiert und leidenschaftlich dabei, uns zu suchen. Das ist er tatsächlich. Denn dazu ist Jesus vom Himmel auf die Erde gekommen. Der Menschensohn ist wirklich gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Dabei wirft auch dieses Gleichnis noch mal ein ganz besonderes Licht auf uns. Wir sind ihm offensichtlich so kostbar und herrlich und wertvoll und wertgeachtet, wir sind ihm so lieb, dass er alles investiert, um uns zu erwerben. Kein Weg ist ihm zu weit, um dich zu finden, um dich in seine Arme zu schließen. „In seiner Freude“ hat er alles investiert. Den Himmel hat er verlassen, sich selbst, sein Leben hat er eingesetzt, um dich zu haben. Du bist Gottes Perle!

 

Beides gilt für die Wirklichkeit des Reiches Gottes: Wir können Gott finden, weil er uns sucht. Und weil er sich auf den Weg zu uns gemacht hat, können wir ihn entdecken. Er ist uns ganz nah gekommen und lässt sich von uns finden. Wer noch nicht gefunden hat, der darf darauf hoffen und darum beten, dass Gott weiterhin auf der Suche nach ihm und ihr ist.

 

AMEN