Gott mit allen Sinnen erfahren und genießen - RIECHEN

 

Liebe Gemeinde!

Es gibt kaum etwas, das so unmittelbar in uns Emotionen auslöst wie das, was wir riechen. Wenn jemand oder etwas für uns gut riecht, dann wirkt sich sofort aus auf unser Empfinden. Und wenn einer stinkt, dann rümpfen wir die Nase. Frische Luft oder muffiger Gestank? Blumenduft oder Gülle? Gewaschene Kleidung oder verschwitzte Klamotten? Angenehmes Parfüm und dezentes Rasierwasser oder Achselnässe und Mundgeruch? Die Emotionen regen sich sofort, allein schon beim Hören der Begriffe. Diese inneren Regungen wirken sich dann unmittelbar aus auf die Beziehungsebene. Nicht umsonst sprechen wir davon, dass wir manche Menschen nicht riechen können. Es hat auch damit zu tun, wie ein Mensch duftet, ob er oder sie für mich ein dufter Typ ist oder nicht. Ohne Körperpflege ist Beziehungspflege manchmal sehr mühsam. Und schließlich verbinden wir mit Düften auch so manche Erinnerungen. „Hier riecht es wie früher bei Oma!“ Typische Gerüche verknüpfen wir mit entsprechenden Erlebnissen. Ja, das mit den Gerüchen und Düften ist schon was sehr Faszinierendes.

Spannend ist, dass wir so schwer über Gerüche reden können. Beschreibt zum Beispiel mal, wie heute Morgen die frische Luft gerochen hat, als ihr das Fenster oder die Haustür aufgemacht habt. Oder wie der Kaffee beim Frühstück geduftet hat und wie Weihnachten riecht. Wie riechen Rosen? Und wie stinkt Schwefel? Gar nicht so einfach, oder? Wir können beschreiben, ob es gut oder weniger angenehm riecht. Wir können auch sagen, es riecht wie … eine frische Brise, wie etwas Geröstetes. Und Weihnachten riecht nach Zimt, Nelken und Lebkuchen. Aber konkreter wird es nicht. Wir werden immer nur den einen Geruch mit einem anderen Duft vergleichen können. Ich will nach diesen ersten Gedanken über den Geruchssinn zunächst festhalten, dass Düfte und Gerüche ganz viel mit Emotionen, mit Beziehungen und auch mit Erinnerungen zu haben.

Hochinteressant ist für mich, dass Düfte und Gerüche auch eine tiefreligiöse Komponente haben. Wenn wir in die Kultur- und Religionsgeschichte schauen, dann begegnen uns Düfte und wohlriechende Salben zuerst in der Bestattungskultur. Die ersten Parfümspuren finden wir bei den alten Ägyptern, die ihre Verstorbenen einbalsamiert haben. Das war ja eine Art Konservierung, die toten Körper sollten möglichst lange erhalten bleiben. Mit dem Balsam waren selbstverständlich auch Düfte verbunden. Düfte, die den Verwesungsgestank überdecken sollten. Und das alles hatte auch eine religiöse Komponente. Wenn der Verstorbene ist Jenseits hinübergeht, dann soll er der Gottheit angenehm duftend und nicht erbärmlich stinkend entgegentreten. Dieser Aspekt findet sich in ganz vielen Religionen auf der ganzen Welt. Mit entsprechenden Düften und Räucherwerk, mit Parfüm oder Balsam wollen Menschen dafür sorgen, dass ihre Gottheit nicht die Nase rümpft. Sie wollen ihrem Gott ein Wohlgeruch sein. Angenehmer Duft macht angenehm, so das Denken. Und mit wohlriechenden Gerüchen sollen die bösen Geister, die Dämonen vertrieben werden. Denn das Böse wird in aller Regel, quer durch alle Kulturen und Religionen, mit Gestank in Verbindung gebracht. Ja, in der Hölle stinkt es auch nach biblischen Aussagen nach Schwefel.

Also Düfte und Gerüche und die Nase haben auch mit Religion zu tun. Wie verhält es sich denn diesbezüglich mit der Bibel? Ist in ihr auch von Gerüchen die Rede? Können wir Gott riechen? Hat Gott einen ganz bestimmten und unverwechselbaren Geruch? Und kann Gott uns riechen?

Kaum zu glauben, aber Gott hat sein eigenes Parfüm! Das wird uns in 2. Mose 30 beschrieben. Es geht in dem Textzusammenhang um die Ausstattung der „Stiftshütte“, des Offenbarungszeltes, einem tragbaren Tempel zur Zeit der Wüstenwanderung des Volkes Gottes. Ich gebe uns mal zum Besten, was darüber geschrieben steht: Zunächst benennt Gott die Zutaten für eine Lotion, mit der die Stiftshütte und deren gesamte Innenausstattung gesalbt werden sollen: 500 Lot edelste Myrrhe, 250 Lot Zimt, 250 Lot Kalmus, 500 Lot Kassia und eine Kanne Olivenöl. Daraus soll ein heiliges Salböl nach der Kunst des Salbenbereiters hergestellt werden. Dieses duftende Öl soll exklusiv und ausschließlich für die Stiftshütte verwendet werden. Ein anderer Gebrauch ist bei Todesstrafe verboten. Dann gibt Gott die Angaben für die Zubereitung eines Räucherwerkes. Die Ingredienzien sind erlesen! Es besteht aus Balsam, Stakte, Galbanum und reinem Weihrauch, jeweils die gleiche Menge. Dieses Gemisch sollte ebenfalls nach der Kunst des Salbenbereiters hergestellt werden, es sollte hochrein und gesalzen sein und ausschließlich für den heiligen Gebrauch in der Stiftshütte verwendet werden.

Nach meinem Dafürhalten ist es nicht notwendig, dass wir die einzelnen Zutaten kennen und charakterisieren können. Vielmehr möchte ich unterstreichen, dass das Begegnungszelt einen ganz bestimmten einzigartigen Geruch hat. Wir haben ja eingangs festgestellt, dass Geruch ganz viel mit Emotionen, Beziehungen und Erinnerung zu tun hat. Gott wollte offenbar mit seinem exquisiten Stiftshüttenparfüm eine unverwechselbare Duftnote setzen. Wenn Gott sich offenbart, wenn er seinem Volk Weisungen gibt, wenn er sich zu ihnen bekennt, dann soll das Volk Gottes das alles mit einem ganz bestimmten Duft in Verbindung bringen. Es soll nach Heiligkeit riechen.

Die Antwort der Menschen hat auch mit Düften zu tun. In den alttestamentlichen Gottesdienst- und Opfervorschriften ist viel von Räucherwerk und von Wohlgeruch die Rede. Hier will ich nicht ins Detail gehen, sondern zusammenfassend festhalten, dass die Gottesdienste und die Opfer als menschliche Aktionen vor Gott ein Wohlgeruch sein sollen. Der spezifische Duft, der von Brandopfern und den Rauchopfern ausgeht, soll Gott erfreuen. Dabei müssen wir jetzt gar nicht darüber streiten, ob uns dieser Duft gefällt, welche Gefühle er bei uns auslöst, und welche Erinnerungen wir damit verbinden. Sondern entscheidend ist, was Gott damit verbindet. Für Gott ist nicht der Duft vordergründig, sondern die Herzenshaltung. Wir opfern das von ganzem Herzen für Gott, ihm weihen wir uns selbst mit diesem Opfer und diesem Rauch. Weihrauch ist der geweihte Rauch und somit Symbol dafür, dass wir uns Gott ganz hingeben.

Die Düfte hängen auch damit zusammen, dass die Schuld der Menschen zum Himmel stinkt. Gott gestattet es seinem Volk, dem Sündengestank einen versöhnlichen Geruch entgegenzusetzen. Dafür waren bestimmte Opfer vorgesehen. Wenn aber die Herzenshaltung nicht dementsprechend gewesen ist, dann hat Gott gesagt, dass ihm die Opfer buchstäblich stinken. Ich kann eure Rauchopfer nicht mehr riechen, sagt er. Ihr macht das zwar alles schön nach Vorschrift, aber euer Leben und eure Einstellung mir und den anderen Menschen gegenüber ändert ihr nicht. Und darauf reagiert Gott allergisch. Es ruft in ihm tatsächlich Ekel hervor.

Wir merken, dass die Duftkomponente im Alten Testament eine ganz schön große Funktion hat. Wie aber stellt sich das im Neuen Testament dar? Es gibt keine Stiftshütte, keinen Tempel mehr, wo wir das Parfüm Gottes riechen können. Es gibt keine Räucheropfer mehr, mit denen wir Buße signalisieren und keine Sündopfer mehr, mit den wir Gott gnädig stimmen. Ist der christliche Glaube eine duftfreie Zone? Im unmittelbaren Sinn kann man das so sehen. Abgesehen vom Gebrauch des Weihrauches in der katholischen Messe und in orthodoxen und anderen Kirchen. Aber das zu betrachten, dazu ist hier und heute nicht die Zeit und der Rahmen. Allerdings ist auffällig, dass auch im Neuen Testament an markanten Stellen von Düften und Wohlgerüchen die Rede ist. Das beginnt bei der Geburt Jesu. Da kommen die Weisen aus dem Morgenland, die aller Wahrscheinlichkeit nach die biblischen Traditionen und Vorschriften kennen. Ihre Gaben sind göttlich und im wahrsten Sinn des Wortes dufte. Sie bringen Weihrauch, Myrrhe und Gold. Weihrauch war der maßgebliche Inhaltsstoff vom Salböl für die Stiftshütte. Myrrhe war ein wesentlicher Bestandteil von dem Räucherwerk für die Stiftshütte. Und Gold ist das wertvollste Material, das in der Stiftshütte verarbeitet worden ist. Damit wird eine Duftmarke gesetzt. Wo Jesus, der Sohn Gottes auftritt, da verbreitet Gott seinen Duft. Nun nicht mehr ortsgebunden in dem Offenbarungszelt oder dem Tempel in Jerusalem. Sondern wo Jesus auftritt, da duftet es nach Gott. Und welchen Geruch, welchen Duft verbreitet Jesus Christus? Es ist der Duft nach frischer Luft und Freiheit. Jesus riecht nach Liebe und Barmherzigkeit. Um ihn herum entsteht eine Aura vom Freude und Ausgelassenheit. Jesus stinkt nicht nach Moralin oder Gesetzlichkeit. Sondern er verbreitet die angenehme Atmosphäre von Zuversicht und Hoffnung. Jesus müffelt aber auch nicht nach Unmoral und Zügellosigkeit. Er strahlt reine Liebe aus. Ich will hier einfach mal den Vergleich ziehen zu einem Menschen, von dem ein angenehmer Körperduft ausgeht. Das ist dann der Fall, wenn derjenige sich gewaschen, geduscht oder gebadet hat. Dreck und Schweiß und andere körperliche Ausdünstungen sind weggewaschen. Statt diesen unangenehmen Gerüchen, die mitunter ja penetrant stinken können, riecht so jemand einfach dufte. Im übertragenen Sinne ist es so, dass Jesus eben nicht nach Sünde stinkt, dass von ihm nicht der üble Geruch von Misstrauen ausgeht und er auch nicht ekelerregend nach Ungehorsam riecht. Denn Jesus ist rein. Darum verbreitet er den reinen Duft Gottes.

Er riecht aber nicht nur gut in diesem Sinne, sondern er sorgt auch dafür, dass Gott uns wieder riechen kann. Wir kennen das und wissen, wie es ist, dass Sünde zum Himmel stinkt. Und aus dem Alten Testament haben wir gehört, dass der Duft von Brand- und Rauchopfern versöhnende Wirkung hat. Dieses Bild und diese Wirkung werden auf Jesus und sein Opfer für uns angewendet. In Epheser 5,2 steht das folgendermaßen: „Euer Leben soll von Liebe geprägt sein, wie auch Christus uns geliebt hat, denn er hat sich selbst als Gabe und Opfer für unsere Sünden gegeben. Und Gott hatte Gefallen an diesem Opfer, das wie ein wohlriechender Duft zu ihm aufstieg.“ Im Alten Testament hat Gott immer wieder den Opferduft wahrgenommen und Vergebung und Versöhnung zugesprochen. Das einzigartige und unvergleichliche Opfer Jesu ist für Gott wie ein exquisiter und unverwechselbarer Duft, der ein für alle Mal dafür sorgt, dass unsere Beziehung zu Gott geklärt und bereinigt ist. Dadurch macht Jesus Christus uns Gott angenehm.

Daraus ergibt sich, dass wir auch keine Stinkstiefel sein sollen. So wie Jesus sollen wir duften und einen Wohlgeruch verbreiten. Der eben zitierte Satz aus dem Epheserbrief spricht ja davon, dass unser Leben von der Liebe geprägt sein soll, mit der Jesus uns geliebt hat. Weil Jesus so ein dufter Typ ist, der mit seiner Liebe dafür sorgt, dass Gott uns riechen kann, sollen wir auch dufte Typen sein. In einer Passage aus dem 2. Korintherbrief steht: „Weil Christus in uns lebt, sind wir zur Ehre Gottes ein Wohlgeruch, der zu den Menschen dringt.“ Die Frage ist: Wonach duften wir als Kinder Gottes? Welchen Geruch verbreiten wir? Das, was ich vorhin über Jesus gesagt habe, das kann ich wiederholen und auf uns, die Kinder Gottes anwenden.

Wo ein Christ auftritt, da duftet es nach Gott. Es ist der Duft nach frischer Luft und Freiheit. Ein Kind Gottes riecht nach Liebe und Barmherzigkeit. Bei ihm entsteht eine Aura vom Freude und Ausgelassenheit. Er oder sie stinkt nicht nach Moralin oder Gesetzlichkeit. Sondern ein Nachfolger Jesu verbreitet die angenehme Atmosphäre von Zuversicht und Hoffnung. Gottes Kinder müffeln nicht nach Unmoral und Zügellosigkeit. Sie strahlen reine Liebe aus. Und auch auf uns gemünzt stimmt der Vergleich zu einem Menschen, von dem ein angenehmer Körperduft ausgeht. Das ist dann der Fall, wenn derjenige sich gewaschen, geduscht oder gebadet hat. Dreck und Schweiß und andere körperliche Ausdünstungen sind weggewaschen. Statt diesen unangenehmen Gerüchen, die mitunter ja penetrant stinken können, riecht so jemand einfach dufte. Wir sollen nicht nach Sünde stinken und auch nicht ekelerregend nach Ungehorsam riechen, von uns soll nicht der üble Geruch von Misstrauen ausgehen. Denn Jesus hat uns rein gemacht, er hat uns vergeben, er hat uns quasi gebadet im Schaumbad seiner Gnade und Barmherzigkeit. Darum verbreiten wir den reinen Duft Gottes.

Das bedeutet zwar nicht, dass dann alle Menschen das Evangelium von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes ganz toll finden. Vielen stinkt es regelrecht, dass sie die Vergebung und die Reinigung durch Jesus brauchen. Aber an uns ist es, dass wir die rettende Botschaft, die gute Nachricht wie einen wohlriechenden Duft mit unserem Leben ausbreiten und damit selbst auch Gott mit allen Sinnen erfahren und genießen.

AMEN