Ich bin die Tür

 

 

 

Liebe Freunde!

 

Türen spielen in unserem Leben immer wieder eine ziemlich wichtige Rolle. Und es gibt überraschend viele Türen, durch die wir tagtäglich gehen. Schlafzimmertür, Tür zum Bad, zur Toilette, zur Küche, ins Wohnzimmer, die Haustür, die Kellertür, die Autotür, die Tür zum Arbeitsplatz und so weiter und so fort. In der Regel gehen wir einfach so, ohne groß was zu denken oder zu fühlen, durch diese Türen hindurch. Es gibt aber auch Türen, die lösen in uns Gefühle aus, da steigt der Puls und das Adrenalin schießt durch den Körper. Die Tür zum Konzertsaal: wenn ich da durchgehe, dann packt mich die Vorfreude. Oder die Haustür von Freunden, bei denen ich zum Fest eingeladen bin. Die Tür zur Ferienwohnung fühlt sich sehr gut an. Dabei ist es gar nicht so wichtig, wie die Tür aussieht. Wichtig ist das, was sich hinter der Tür verbirgt und was ich mit dem verbinde, was mich hinter der Tür erwartet.

 

Es gibt aber auch Türen, mit denen verbinden wir keine besonders schönen Emotionen. Die Tür zum Behandlungszimmer beim Zahnarzt. Die Tür zum Klassenzimmer, in dem ich pauken muss, in dem ich Klassenarbeiten schreiben muss, in dem ich geprüft und getestet und beurteilt werde. Wenn ich weiß, dass mich hinter der Tür eine Person erwartet, die ich nicht leiden kann, die mir nur Schwierigkeiten bereitet, dann sind die Empfindungen nicht so toll. Wenn ich durch diese Tür jetzt gehe, dann erwartet mich nur Stress und Ärger.

 

Am Flughafen gibt es die Tür, bei der ich kontrolliert werde. Hier muss ich durch einen Sicherheitsdetektor gehen, hier werde ich gescannt und durchgecheckt.

 

Ganz blöd und ärgerlich ist es, wenn ich vor einer verschlossenen Tür stehe. Das passiert uns gerade bei vielen Geschäftstüren, Theater, Kino, Restaurant. Und am allerschlimmsten ist es, wenn ein anderer hinter mir eine Tür zuschließt und ich eingesperrt bin. Ich hoffe, dass niemand von uns so eine Erfahrung schon mal machen musste.

 

All diese Emotionen haben wir nicht nur in Verbindung mit realen Türen, sondern auch im übertragenen Sinn. Da hat sich mir zum Beispiel eine Möglichkeit eröffnet, eine Tür ist aufgegangen, ich habe den ersehnten Studienplatz oder die Arbeitsstelle bekommen, ich bin happy. Oder ich stehe innerlich vor einer verschlossenen Tür. Mein Lebenswunsch ist nicht in Erfüllung gegangen, diese Tür ist unwiderruflich zu. Oder der Konflikt mit meinem Freund oder Partner schwelt und kein Ende ist in Sicht. Ich renne mir immer wieder den Kopf an dieser Tür an, es gibt kein Durchkommen. Und die Gefängnistür, die ich innerlich erlebe, die kenne ich auch. Ich kann nicht aus meiner Haut raus, ich kann nicht über meinen Schatten springen.

 

Wir merken, dass Türen real und im übertragenen Sinn eine hohe Relevanz, eine große Bedeutung für uns haben. Das und auch die Gefühle, die wir mit ihnen verbinden, behalten wir mal im Hinterkopf, wenn wir das nächste „Ich-bin-Wort“ von Jesus heute betrachten: „Ich bin die Tür, die zum Leben führt.“

 

„Ich bin die Tür für die Schafe. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet. Er wird ein- und ausgehen und Weideland finden. Der Dieb kommt nur, um die Schafe zu stehlen, zu schlachten und ins Verderben zu stürzen. Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben zu geben, Leben im Überfluss“ (Johannes 10,9-10).

 

Selbstverständlich haben Jesus und seine Zuhören bei dem Bildwort von der Tür keinen Eingang zu einem Theatersaal oder zum Behandlungszimmer beim Zahnarzt vor Augen. Sondern der Textzusammenhang spricht von Hirten und Schafen und einem Gehege, in dem die Schafe zusammengetrieben werden und die Nacht verbringen. Die Hirten blieben auch nachts mit ihren Herden draußen im freien Gelände. Sie haben mit einem Steinwall einen Bereich abgesteckt, in dem die Schafe sich sammeln sollten. Die Steine haben sie so hoch aufgetürmt, dass die Schafe nicht raus hopsen können. Und die Mauer war auch so hoch, dass die wilden und gefährlichen Tiere nicht drüber in den Pferch springen konnten. Es ist klar, dass solch ein Gehege keine Tür mit Türrahmen, Angeln und Türgriff hat. Sondern an einer Stelle dieses Walls befand sich eine kleine Öffnung, durch die die Schafe rein- und rausausgingen. Und der Hirte hockte sich in der Nacht quer vor die Öffnung. Der Hirte höchstpersönlich ist die Tür! Der Hirte sorgt als Tür dafür, dass seine Schafe Ruhe und Geborgenheit und Schutz haben. Er schützt seine Herde vor Dieben oder wilden Tieren. Der Hirte ist die Tür in Person. Nur über ihn konnte man in den Pferch hinein- und aus dem Gehege herauskommen.

 

Das ist der Zusammenhang und der Hintergrund für die Worte Jesu von der Tür. Damit will Jesus drei Dinge sagen.

 

1.             Er ist der Zugang

 

Bei den wirklichen Schafen und dem Schutzraum aus Steinen und dem Hirten ist es glasklar, dass der Hirte der einzig legitime Zugang zum Schafstall ist. Und so eindeutig ist das auch mit Jesus. Er ist DIE Tür, die zum ewigen Leben führt.

 

Ich habe eine sehr interessante Beobachtung gemacht. Es scheint so, dass sehr viele Menschen den Wunsch und das Ziel haben, in den Himmel zu kommen. Denn dass das mit dem Leben hier nicht alles sein kann, davon sind viele überzeugt. Sie gehen davon aus, dass Oma und Opa ja auch schon im Himmel sind und zuschauen, was wir hier machen. Und wenn wir einigermaßen anständig sind, dann werden wir nach dem Tod auch beim lieben Gott sein.

 

Den Wunsch und die Hoffnung kann ich sehr gut verstehen. Aber was ich nicht so ganz begreifen kann ist, dass so viele Menschen meinen, sie könnten durch alle möglichen Eingänge und Hintertüren, Zugänge und Schlupflöcher in den Himmel kommen. Wenn sie aber nicht durch Jesus Zugang zur himmlischen Ewigkeit erlangen wollen, dann kommen sie einfach nicht rein. Zum Himmel, zur göttlichen Familie, zur Herde des Vaters, in die Ewigkeit gibt es nur die eine Tür, und die heißt Jesus.

 

Ich befürchte, dass sehr viele Menschen sich genau an dieser Tatsache reiben und sich darüber ärgern. Sie wollen gern einen eigenen Weg, einen eigenen Zugang zum ewigen Leben finden. Und wenn sie dann im Himmel ankommen, dann möchten sie gern mit Frank Sinatra singen: I did it my way. Ich habe es auf meine Weise getan, mein Leben auf meine Weise gelebt und ich bin auch auf meine Art und Weise in den Himmel gekommen. Jesus aber sagt: „Nur durch eine sehr enge Tür könnt ihr in das Reich Gottes kommen. Der Weg zur Hölle dagegen ist breit und hat ein weites Tor. Viele entscheiden sich für diesen scheinbar bequemen Weg. Aber die Tür, die zum Leben führt, ist eng, und der Weg dorthin ist schmal. Deshalb gehen ihn nur wenige“ (Matthäus 7,13-14).

 

Auf den ersten Blick macht das die Tür nicht besonders sympathisch. Denn wenn eine Tür schmal und eng ist, dann kann ich nicht stolz und hochnäsig hindurchschreiten, sondern dann muss ich mich bücken. Das Gefühl dabei ist nicht erhebend. Wer über den exklusiven Zugang „Jesus“ in den Himmel kommen will, muss tatsächlich allen Stolz, Hochmut, Überheblichkeit ablegen. Das gehört nämlich nicht in den Himmel, das hat in der Gemeinschaft mit Gott nichts zu suchen. Und wenn du durch Jesus in die Beziehung zu Gott gelangen willst, dann wird er dir auch alle Schuld, alles Misstrauen gegenüber Gott, alle Selbsterlösungsbestrebungen abnehmen. Denn das sind ja die Dinge, die einer gesunden Beziehung zu Gott und der Aufenthaltsgenehmigung für den Himmel im Wege stehen.

 

Manche Mitmenschen haben glaube ich die Befürchtung, dass das mit Jesus so ist wie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen. Bevor man in den Flieger steigen darf, muss man sich scannen lassen. Ihr kennt das aus eigener Erfahrung oder aus zahlreichen Filmen. Und so fühlen sich viele Menschen, wenn sie es mit Jesus zu tun bekommen. Sie haben ein mulmiges oder auch ein ärgerliches Gefühl. Sie fühlen sich regelrecht durchleuchtet und bloßgestellt.

 

Aber was verlieren wir, wenn wir Stolz und Überheblichkeit ablegen? Was verlieren wir, wenn wir unsere Schutzbedürftigkeit zugeben? Was verlieren wir, wenn wir unsere Ängste und unser Scheitern und Versagen bei Jesus abgeben?

 

Jesus ist die einzige Tür zum Himmel und er ist der Einzige, der uns eine Zugangsberechtigung zur Ewigkeit bei Gott ermöglicht.

 

2.             Er bietet Schutz

 

Wir werfen noch mal einen Blick auf das Bild, auf die reale Situation, die den Hintergrund für den Vergleich liefert, den Jesus gebraucht. Der Hirte selbst ist die Tür, die den Zugang in den Schutzraum des offenen Schafstalles ermöglicht. Dabei ist es das Wesen eines Schutzraumes, dass er Mauern und Grenzen hat. Das genießen wir auch in der Regel. Die Mauern und die Grenzen unserer Wohnungen und Häuser, die Mauern und Grenzen unserer vier Wände sind schon hilfreich und nützlich. Wir brauchen diesen Schutz, diese Bewahrung. Mir geht es zumindest so, dass ich sehr dankbar bin für massive Wände und ein gutes Dach überm Kopf. Man könnte zwar einwenden, dass mir die Mauern meine Freiheit einschränken und die Zimmerdecken und das Dach mir den freien Blick zum Himmel verbauen. Aber im Großen und Ganzen überwiegen doch die Vorzüge.

 

So mancher Zeitgenosse steht vor Jesus wie vor einer Tür und geht nicht auf ihn ein, geht nicht durch ihn hindurch, weil dieser Zeitgenosse hinter der Tür lauter Einschränkungen und Spaßbremsen vermutet. Er hat Angst, dass das Leben mit Jesus hier und der Himmel dann später langweilig und spießig ohne Ende sind. Aber diese Befürchtung ist unbegründet, ist total falsch. Was Jesus uns alles anbietet, womit er uns beschenkt und wie er uns beschützt, das werde ich in der nächsten Predigt am kommenden Sonntag ausführen. Hier will ich nur schon mal sagen, dass wir bei Jesus nicht eingepfercht und eingeengt sind, sondern bei ihm sind wir in Sicherheit und bewahrt.

 

Das andere will ich aber auch noch sagen, was unbedingt dazu gehört, wenn ein Schaf vom Hirten versorgt werden will. Dann nämlich ist das Schaf unweigerlich Teil der Herde. Und für keines der Schafe gibt es im Schafstall ein Einzelzimmer. Sondern für sie alle gibt es nur das Massenquartier. Das hat viele Vorteile. In der Herde wärmen sich die Schafe gegenseitig, in der Gruppe sind sie viel besser geschützt und versorgt.

 

Wer von Jesus beschenkt und gesegnet werden will, ist unweigerlich Teil der Gemeinde Jesu. Das ist nicht die Idee eines Pastors, der gerne viele Schäfchen in seiner Herde haben möchte. Sondern das ist die Idee von Jesus. Er führt uns hinein in die Gemeinde, in die Gemeinschaft mit anderen Christen. Darin will er uns fördern und versorgen, schützen und bewahren, darin will er uns wachsen lassen und voranbringen.

 

3.             Er schenkt Freiheit

 

In der Selbstaussage von Jesus steckt eine Formulierung drin, die für uns heute missverständlich sein kann. „Er wird ein- und ausgehen und Weideland finden.“ Ein- und ausgehen. Das klingt nach Freiheit. Aber es wird leider mit Beliebigkeit verwechselt. Klar, das Schaf kann in den geschützten Raum reingehen. Und es kann den geschützten Raum verlassen. So machen das Menschen auch mit Jesus. Sie kommen mal zu ihm und bitten um Schutz und Bewahrung, bitten um Hilfe und Beistand. Sie gehen zu ihm. Dann aber gehen sie auch wieder weg, sie gehen dann wieder ihre eigenen Wege. Wenn ihnen danach zumute ist, dann besuchen sie auch mal wieder die Gemeinde, beten und lesen in der Bibel. Aber wenn sie spirituell aufgefüllt sind, leben sie wieder ihr Leben nach ihrer eigenen Vorstellung. „I did it my way!“ Der Begriff, der Ausdruck „ein- und ausgehen“ hat aber rein gar nichts mit dieser Beliebigkeit, mit dieser Unverbindlichkeit zu tun. Der Begriff eröffnet dir die Freiheit, zu Gott zu kommen. Denn er ist wie eine offene Tür. Er ist tatsächlich offen für dich. Bei ihm darfst du ankommen und bei ihm darfst du zuhause sein. Ein- und ausgehen beschreibt zwei Seiten der Beziehung zu Jesus. Eingehen, ankommen, Frieden und Ruhe finden, Trost und Geborgenheit bei Jesus erfahren. Und der Begriff ausgehen meint hier, dass wir von ihm versorgt werden mit Kraft und Mut, mit Stärkung und Segen.

 

Jesus ermöglicht uns die Freiheit, bei ihm zur Ruhe zu kommen, Frieden und Vergebung zu erfahren. Er ist wie eine offene Tür für uns und lädt uns ein, zu ihm zu kommen. Und Jesus ermöglicht uns die Freiheit, dass wir Segen und Kraft für das Leben bei ihm bekommen.

 

Ich fasse kurz zusammen:

 

1.) Jesus ist der einzige Zugang zum ewigen Leben

 

2.) Jesus bietet uns einen Schutzraum an, auch und gerade in der Gemeinde.

 

3.) Jesus gibt uns die größtmögliche Freiheit in der Anbindung an ihn.

 

 

 

AMEN