Lebenselixier Bibel – miteinander Gott loben

 

 

 

Liebe Freunde!

 

Der Bibelvers, der uns heute beschäftigen soll, trifft meines Erachtens das Thema der zurückliegenden Woche und des heutigen Gottesdienstes wie der Nagel auf den Kopf. Der Satz aus dem Brief des Apostels Paulus an die christliche Gemeinde in Kolossä lautet folgendermaßen:

 

„Gebt dem Wort Raum, in dem Christus bei euch gegenwärtig ist. Lasst es seinen ganzen Reichtum unter euch entfalten. Unterweist und ermahnt einander mit aller Weisheit. Singt Gott von ganzem Herzen Psalmen, Hymnen, Loblieder, wie seine Gnade sie schenkt und sein Geist sie euch eingibt. Alles, was ihr tut und was ihr sagt, soll zu erkennen geben, dass ihr Jesus, dem Herrn, gehört. Euer ganzes Leben soll ein einziger Dank sein, den ihr Gott, dem Vater, durch Jesus Christus darbringt“ (Kolosser 3,16-17)

 

Diese Sätze haben vier Aspekte, die ich mit uns zusammen beleuchten und für unseren Alltag entfalten möchte.

 

1.           Gebt dem Wort Raum

 

Wir wissen, dass wir mit Worten ganz unterschiedlich umgehen. Es gibt Worte, Nachrichten, Informationen und Gespräche, da sind wir ganz Ohr. Da hören wir sehr sorgfältig hin. Und dann gibt es Worte oder ein Smalltalk, wo wir weder mit ganzem Herzen noch mit spitzen Ohren zuhören. Wir sind überhaupt nicht bei der Sache, nicht bei dem Gegenüber und auch nicht bei seinen Worten.

 

Ob und wie sorgfältig wir zuhören und den Worten unsere ganze Aufmerksamkeit schenken, das hängt in der Regel von der Beziehung ab, die wir zu dem Menschen haben, der redet. Wenn wir die Person, die uns was zu sagen hat, mögen, wenn sie uns sympathisch ist, wenn wir an dem Gegenüber interessiert sind, dann hören wir gern und genau zu. Wenn wir denjenigen, der redet, aber nicht leiden können, dann schalten wir auf Durchzug und hören gar nicht mehr hin. Wenn das Gerede nur dummes Gewäsch ist, fällt es uns schwer aufmerksam zu sein. Wenn aber die Worte offenkundig mit unserem Leben zu tun haben, wenn sie maßgeblich und entscheidend und wertvoll sind, dann lohnt es sich, genauer hinzuhören.

 

Warum lohnt es sich, bei dem Wort Gottes genauer hinzuhören? Das Wort Gottes ist die wichtigste Kommunikationsmöglichkeit, über die Gott mit uns in Kontakt treten will. Wir lesen Berichte und Erzählungen von Gottes Wirken an Menschen, wir hören von Gott unmittelbar gesprochene Worte. Und uns begegnen Reden, die Männer und Frauen im Auftrag Gottes gehalten haben. Wir hören, wie Gott zu uns Menschen steht und wie wir Menschen zu ihm stehen sollten. Es ist ein unendlich großer Reichtum, den wir in der Bibel entdecken können. Aber dazu müssen wir hineinschauen und lesen.

 

In der Bibel begegnet uns wie gesagt das Reden Gottes. Aber in herausragender Weise nehmen wir die Worte Gottes durch seinen Sohn Jesus Christus wahr. Das Reden Gottes besteht nicht nur aus Worten und Buchstaben, Geschichten und Erzählung, hinter denen Gott steht. Sondern das Wort Gottes wird Mensch. Gott spricht demnach ganz persönlich, unmittelbar und direkt. So drückt es auch der Verfasser des sogenannten Hebräerbriefes aus: „In der Vergangenheit hat Gott in vielfältigster Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Aber jetzt, am Ende der Zeit, hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.“ Was Jesus gesagt und getan und gelebt und gelitten hat, das ist Gottes lebendiges Wort an uns. Wenn wir also wissen wollen, was Gott will und wie Gott ist, dann können wir uns die Biografie von Jesus in den vier Evangelien anschauen. Und dann erkennen wir, dass das kein belangloses Geschwätz, kein dummes Gelaber ist, sondern Worte, die unfassbar kostbar und reich sind. Es sind Worte, die von Gott und seiner Ewigkeit hineinreichen in unser Leben und die unser vergängliches Leben mit Gott und seiner Ewigkeit in Verbindung bringen. Gebt diesem Wort Gottes mit seinem Reichtum bei euch Raum.

 

Wie können wir das tun? Wie geschieht es, dass das Wort Gottes bei uns Raum gewinnen kann? Man kann zunächst mal mit kleinen Appetithäppchen beginnen. Es gibt ein Andachtsbuch, in dem für jeden Tag zwei Bibelverse abgedruckt sind. Der erste Bibelspruch wird dem Alten Testament entnommen. Diese Verse werden aus einem großen Topf für jeden Tag gelost. Der zweite Bibelvers aus dem Neuen Testament wird vom Herausgeberkreis passend zum ersten ausgewählt. Dann gibt es dazu noch einen dritten Text, oft eine Liedstrophe, ein Gebet oder ein Zitat, das den Duktus der beiden Bibelverse aufnimmt. Dieses Andachtsbuch – Die Losungen – gibt es schon 291 Jahre lang und ist in vielen Haushalten die tägliche Portion Wort Gottes. Der Vorteil ist, dass man in relativ kurzer Zeit zwei Aussagen aus der Bibel meditieren und wirken lassen kann. Und wenn man im Lauf des Tages diese beiden Worte aus der Heiligen Schrift nochmal betrachtet, entdeckt man unter Umständen noch andere Facetten im Reden Gottes zu uns.

 

Wer etwas systematischer dem Wort Gottes Raum geben will, kann sich ein biblisches Buch vornehmen, um jeden Tag ein Kapitel oder einen Abschnitt zu lesen. Dabei können folgende Fragen hilfreich sein:

 

a) Was ist die zentrale Aussage des Textes?

 

b) Was verstehe ich nicht?

 

c) Welche Zusammenhänge erkenne ich?

 

d) Wo stimme ich zu? Wo nicht?

 

e) Was kann ich konkret tun?

 

Eine andere Art, mit dem Bibeltext umzugehen, ist folgende:

 

Ich lese den Text laut, bin ein paar Augenblicke still und lese nochmals leise. Ich merke mir ein Wort oder einen Vers, der mich angesprochen hat.

 

Ich denke an dieses Wort oder die Sequenz und bin einige Minuten still. Ich frage Gott, was er mir für mein Leben sagen will. Ich höre auf mein Herz. Vielleicht nehme ich eine Antwort wahr, vielleicht auch nicht.

 

Schließlich suche ich den Dialog mit Gott und antworte auf das, was ich von Gott gehört habe.

 

Neben diesen Hilfestellungen für den persönlichen Umgang mit dem Wort Gottes ist es uns in unserer Gemeinde sehr wichtig, dass wir uns gemeinsam unterhalten über die Bibel. Eigentlich haben wir wöchentlich oder je nach Ort zweiwöchentlich unsere „Bibelstunde“, Bibel im Gespräch. In Zeiten der Pandemie „treffen“ wir uns zu den jeweiligen Zeiten schon seit vielen Wochen am Telefon. Bei einer solchen Telefonkonferenz ist auch das Gespräch, der Austausch verbunden mit Erklärungen und Hinweisen zum Verständnis des Textes möglich. Ich freue mich SEHR darüber, dass wir auf diese Weise dafür sorgen, dass das Wort Gottes unter uns reichlich wohnen kann.

 

2.           Wenn das Wort Christi bei uns Raum hat, helfen wir uns gegenseitig

 

Wenn das Wort Gottes in uns Raum gewinnt, dann hat das auch Auswirkungen auf unser Miteinander in der Gemeinde. Zwei Punkte spricht Paulus an. Erstens sollen wir gemeinsam lernen. Das Wort Gottes kann zwar zum Glück bei uns von jedem einzelnen studiert und gelesen werden. Aber zum besseren Verständnis ist es nötig, dass wir miteinander lesen und lernen und auf gute und solide Lehre hören. Ich halte unsere Bibelstunden, Hauskreise und Gottesdienste für unverzichtbar. Und hier sehe ich mich als „Lehrer der Gemeinde“, der mit euch zusammen das Reden Gottes immer besser und tiefer verstehen lernt.

 

Und zweitens sollen wir, wenn das Wort Gottes in uns Raum gewinnt, einander ermutigen und trösten, ermuntern und begleiten. Zwar leben wir nicht in einer Kommune und gestalten unseren Alltag jeder für sich. Aber der helfende Blick für den anderen, das Anteilnehmen und das Anteilgeben am Ergehen, die Ermutigung und gegenseitige Fürbitte gehören für unser Miteinander dazu, denn wir sind als Kinder Gottes gemeinsam unterwegs.

 

3.           Wenn das Wort Christi bei uns Raum hat, dann loben wir miteinander unseren Gott

 

Je mehr wir das Wort Gottes und das Evangelium von Jesus Christus lesen, meditieren, lernen und studieren, desto mehr erkennen wir, was für einen großartigen Gott wir haben. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, die Herrlichkeit und Größe, Güte und Majestät, die Genialität und Barmherzigkeit Gottes zu umschreiben, zu entfalten, darzustellen. Aber wenn wir dem Wort Gottes Raum geben, dann wachsen in uns Staunen und Dankbarkeit, Ehrfurcht und Hochachtung, Begeisterung und Faszination über diesen wunderbaren Gott. Nun liegt es in der Natur der Sache und im Wesen des Menschen, dass wir unserer Begeisterung und Dankbarkeit eine sichtbare Gestalt geben. Wenn wir von einem Fußballverein begeistert sind, dann fiebern wir mit und feuern die Mannschaft an. Dann singen die Fans (wenn sie denn mal wieder ins Stadion dürfen) die Vereinshymne voller Inbrunst. Wenn wir für die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft unserer Nachbarn dankbar sind und uns drüber freuen, dann zeigen wir das mit einem Dankeschön. Und wenn ein Ehemann von seiner Frau fasziniert ist und er sich immer mal wieder ganz neu in sie verliebt, dann macht er ihr immer wieder neu eine Liebeserklärung.

 

So soll es auch bei uns mit Gott sein. Und dafür ist das Wort Gottes von großer Bedeutung. Ich will es ganz praktisch machen. Am vergangenen Donnerstag (14.01.) standen diese beiden Bibelsprüche im Losungsbuch: „Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der HERR ist ein großer Gott“ (Psalm 95,2-3). Und der neutestamentliche Text ist aus 1. Timotheus 6,15-16: „Dem König aller Könige und Herrn aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann, dem sei Ehre und ewige Macht!“ Mit diesen beiden Bibelworten werden wir nicht nur aufgefordert, Gott zu loben, sondern wir finden darin auch Worte, Begriffe, Ausdrücke, Formulierungen, die wir uns zu eigen machen können, um Gott zu loben. Wenn ich mir dann noch den Textzusammenhang vom Psalm 95 anschaue, kann ich aus dem wertschätzenden Worten über Gott anbetende Sätze formulieren, mit denen ich Gott eine Liebeserklärung mache. Denn Anbetung ist sowas die eine Liebeserklärung an Gott, mit der ich zum Ausdruck bringe, wer Gott ist und was er mir bedeutet. Bei solchen Liebeserklärungen spielen die Musik und der Gesang ein große Rolle. Die sind nämlich eine beliebte Art und Weise, wie wir Begeisterung und Freude, Enthusiasmus und Euphorie, Lob und Dank und Anbetung zum Ausdruck bringen können.

 

Wie gern würde ich jetzt mit euch zusammen die schönsten geistlichen Lieder anstimmen und Gott loben und preisen und anbeten. Stattdessen hören wir ein paar Lieder und haben auch die Gelegenheit, mit eigenen kurzen Worten Gott die Ehre zu geben.

 

4.           Wenn das Wort Christi bei uns Raum hat, dann leben wir für ihn

 

Der vierte Aspekt, den Paulus anspricht, betrifft unsere Lebenshaltung und Lebensgestaltung. Das Wort Gottes macht uns Gott groß und zeigt uns, dass wir uns IHM zu verdanken haben. Weil er unser Schöpfer ist, deswegen fragen wir ihn, wie er sich unser Leben gedacht hat. Weil er der himmlische Vater ist, deswegen ehren wir ihn als seine Kinder. Weil er der Herr und Meister ist, deswegen dienen wir ihm mit unserem Leben. Weil er der vergebende Erlöser und Heiland ist, deswegen wollen wir ihn mit unserem ganzen Leben ehren und verherrlichen. Denn Lob, Dank und Anbetung geschieht nicht nur mit Worten und Gebeten, Liedern und Musik, sondern mit unserem praktischen alltäglichen Leben. Das meint Paulus, wenn er schreibt: „Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“

 

Dazu wollen wir uns immer neu bereiterklären und zu seiner Ehre leben.

AMEN