Bibelgespräch über 2. Mose 13

  • Was sagt uns der lateinische Ausdruck „pars pro toto“?
  • Was ist mit folgenden Beispielen gemeint?

 

„Immerhin haben wir ein Dach über dem Kopf.“

 

„Das ist aber ein ganz edler Tropfen.“

 

„Wenn wir zusammenlegen, dann macht das 30 Euro pro Nase.“

 

„Wir machen das immer nach dem Vier-Augen-Prinzip.“

 

 

Wir lesen 2. Mose 13,1-16

 

Die Feier des Passafestes, das anschließende Fest der ungesäuerten Brote und die im Text erwähnte Weihe der Erstgeburt hängen ganz eng zusammen. Und bei allen drei Ereignissen und Handlungen können wir das „pars pro toto“ Prinzip erkennen.

  • Wir schauen uns das im Einzelnen (noch mal) an. Ein Teil für das Ganze, einer für alle. Wie ereignet sich das für das Volk Israel im Zusammenhang mit dem Strafgericht der 10. Plage?
  • Im Vers 15 unseres Textes wird ein unmittelbarer Zusammenhang hergestellt zwischen der Passa-Erfahrung und der Heiligung aller Erstgeburt. Welche Verknüpfungen und Verbindungen können wir erkennen?

In unserem Text ist noch in den Versen 2 und 11-13 von der Heiligung der Erstgeburt die Rede. Mit Rückbezug auf die 10. Plage ist es logisch, dass hier vornehmlich von der männlichen Erstgeburt die Rede ist. Der Vers 2 differenziert aber nicht zwischen den Geschlechtern. Nach meiner Erkenntnis gibt es auch keine ausdrücklichen Bibelstellen, die uns erklären, was genau mit der weiblichen Erstgeburt geschehen soll, wie sie zu betrachten ist. Unter Umständen ist auch tatsächlich nur alles Männliche, zumindest bei den Menschen, im Blick. Denn es stellt sich die Frage:

  • Was ist damit ursprünglich gemeint, dass jeder erstgeborene Junge Gott gehört?

Wenn wir uns 4. Mose 3,12f anschauen, dann stellen wir fest, dass Gott offenbar ursprünglich alle erstgeborenen Jungen für den Dienst am Heiligtum auserkoren hat! Das finden wir auch in 4. Mose 8,17-19 bestätigt. In 4. Mose 18,15-17 wird das noch weiter ausgeführt (die angeredete Person ist Aaron, mit ihm alle Leviten und Priester).
[
Jüdische Schriftausleger führen diesen Gesinnungswandel Gottes auf das traurige Ereignis mit dem goldenen Kalb zurück, wo das Volk schändlich und zuchtlos handelte. Damals reagierten nur die Leviten auf die Aufforderung des Mose: "Her zu mir, wer dem Herrn angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi" (2. Mose 32,26).]

 

„Pars pro toto“, die Erstgeburt ist ein Teil des Volkes, der für das ganze Volk steht. Denn nicht nur die Erstgeborenen gehören Gott, sondern ALLE. Nicht nur die Leviten gehören dem Herrn und dienen ihm, sondern ALLE.

Im Neuen Testament wird das so ausgedrückt: Römer 14,7-8; 2. Korinther 5,15; 1. Petrus 2,9.

 

Nun müssen wir uns noch mit dem „Fest der ungesäuerten Brote“ befassen.

  • Machen wir uns (noch mal) bewusst, warum das Volk beim Auszug ungesäuerten Teig mitgenommen hat und warum sie in der Nacht des Passafestes ungesäuertes Brot essen sollen.

 

Der Sauerteig wird in der Bibel als Backtriebmittel ganz einfach erwähnt. Aber bei bestimmten Opfern, die auf dem Altar verbrannt wurden, war er verboten (3. Mose 2,11). Über die reale Bedeutung hinaus steht der Sauerteig als Sinnbild für unauffällige, doch gründliche und durchdringende Einflüsse im bösen (Mt16,6.11f; Mk8,15; Lk12,1; Gal5,9), aber auch im guten Sinn (Mt13,33; Lk13,21). Paulus nimmt die Tradition vom Passafest und dem anschließenden Fest der ungesäuerten Brote auf und verwendet sie als Bild.

  • Wir lesen 1. Korinther 5,6-8!

Dr. Emil Dönges überträgt die alttestamentlichen Vorschriften wie folgt auf unser Leben mit Jesus und in seiner Nachfolgen:

Erst nimmt die Seele ihre Zuflucht zu Christi Blut; das ist eine Sache, die, wenn einmal geschehen, immer gilt, daher nie wiederholt zu werden braucht und auch nie wiederholt werden kann. Darauf folgt das „Ausfegen des Sauerteigs“, die Absonderung und Trennung von aller Art des Bösen. Diese zieht sich durch unser ganzes Leben; sie bedarf der beständigen Fortsetzung oder Ausübung. Ja, die praktische Reinigung und Heiligung des Bekehrten schreitet fort und wird erst vollendet sein, wenn er bei Christus am Ziele ist.“

 

Noch zwei Beobachtungen:

-          4x steht in den Versen 1-16 der Ausdruck: „denn der HERR hat euch mit mächtiger Hand aus Ägypten geführt.

 

-          Die Erinnerung an das Heilshandeln Gottes soll uns „wie ein Zeichen sein“. Welche Zeichen der Erinnerung haben wir?

 

Wir lesen 2. Mose 13,17-23

  • Gott führt sein Volk einen Umweg. Er stellt das „Navi“ nicht auf „Kürzeste Route“. Wie führt Gott sein Volk? Was sind seine Gründe?
  • Wer von uns hat schon mal erlebt, dass Gott ganz anders geführt hat als wir es uns vorgestellt und gewünscht haben? Wer mag dazu ein Beispiel erzählen?
  • Was sagt uns dieses Handeln Gottes über das Herz Gottes?
  • Welche Botschaft steckt darin, dass Mose die sterblichen Überreste von Josef mitnimmt?
  • Die Wolkensäule und die Feuersäule sind für das Volk sichtbare Zeichen für die andauernde Nähe und Gegenwart Gottes. Was gibt uns die Gewissheit seiner Nähe?
  • „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn …“ Wie kann das ganz praktisch in unserem Alltag aussehen?

 

 

 

 

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 12,29-51

 

 

 

Nachdem wir den Text (bitte schon vor dem Bibelgespräch) gelesen haben, fragen wir uns mit welchen Eigenschaftswörtern wir Gott beschreiben würden.

 

  • Wie begegnet uns Gott in diesem Bibeltext?

 

Immer wieder hat Gott den Auszug seines versklavten Volkes aus der Knechtschaft in Ägypten vorausgesagt (z.B. 6,1). Aber Gott wusste auch um die Weigerung des Pharaos (z.B. 3,19). Diese und viele andere Stellen in der Bibel erwecken den Eindruck, als wüsste Gott tatsächlich alles (im Voraus), als könne ihn nichts überraschen und schocken. Vor ihm ist offenbar nichts Vergangenes, Gegenwärtiges und auch nichts Zukünftiges verborgen. Wir glauben an den allmächtigen Gott. Dafür gibt es eine ganze lange Reihe biblischer Belege: 1Mose 17,1; Psalm 91,1f; Jeremia 32,17; Matth 19,26; Luk 1,37; Offenbarung 1,8; 19,6 und viel öfter! Auch über unser Leben weiß er bestens Bescheid (siehe Psalm 139,16).

 

  • Was bedeutet die Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart Gottes für die Freiheit des Menschen?
  • Was bedeutet das alles für unseren persönlichen Lebensweg?
  • Inwiefern ist das bedrohlich, inwiefern ist es befreiend und tröstlich?

 

Wenn wir uns die Geschehnisse von 2. Mose 5 an vor Augen führen, dann hören wir am Anfang noch den Hohn und den Spott des Pharao: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von dem HERRN, will auch Israel nicht ziehen lassen“ (5,2). Aber Gott öffnet Türen, die eigentlich unter den damaligen Machtverhältnissen hätten verschlossen blieben müssen. Israel hätte keine Chance gehabt, der Gefangenschaft zu entrinnen. Allein das Eingreifen Gottes hat den Weg in die Freiheit eröffnet.

 

  • Wir vergleichen den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten mit der Vergebung der Sünden, der Befreiung aus der Macht des Bösen. Welche Parallelen sehen wir?

 

Aber auch in sonstigen Herausforderungen des Lebens und des Alltages leiden wir an den Grenzen unserer Möglichkeiten.

 

  • Wo und wie erfahren wir dabei Gottes unbegrenzte Möglichkeiten?
  • Was halten wir von der Aussage: „Wenn Menschenhilfe am schwächsten ist Gottes Hilfe am nächsten.“?

 

Über die 9 Plagen haben wir ansatzweise nachgedacht. Über die 10. und letzte Plage haben wir im letzten Bibelgespräch nicht so genau gesprochen. Sie ist ja auch tatsächlich besonders schrecklich und furchtbar.

 

  • Manche sagen in dem Zusammenhang: „Wer nicht hören will, muss fühlen. Anders hätte Gott den Pharao und die Ägypter nicht zum Aufgeben bringen können.“ Muss der allmächtige Gott zu solch harten Bandagen greifen?
  • Ist Gott tatsächlich so brutal, wie es sich hier offensichtlich darstellt? Es gibt genügend Beispiele in der Bibel, die Gott so darstellen. Wie gehen wir damit um???

 

Über die Verstockung bzw Verhärtung des Pharao als sein aktives Handeln und über das aktive Wirken Gottes am Pharao haben wir auch schon gesprochen. Wir sehen darin zwei wesentliche Grundsätze gewahrt:

 

      a)      Der Mensch ist frei in seiner Entscheidung für den Ungehorsam.

 

      b)      Gott ist frei in seinem Handeln, Menschen eine Zeitlang gewähren zu lassen in dem, was sie sich vorgenommen haben.

 

Mit Blick auf Psalm 81,12f sollten wir uns aber davor hüten zu sagen, dass sowas wie „Verstocktheit des Herzens“ nur den gottlosen Heiden passieren kann und nicht denen, die mit Gott unterwegs sind.

 

  • Was kann uns diesbezüglich bewahren?

 

Nach diesen eher thematisch orientierten Betrachtungen anhand des Textes schauen wir noch auf einige einzelne Begebenheiten und Beobachtungen.

 

  • „Geht hin und dient dem Herrn, wie ihr gesagt habt“ (31). In 5,4 hat Pharao noch darauf gedrungen, dass das Volk an die Arbeit, den Dienst für ihn gehen soll!
  • Die Ansiedelung Israels in Ägypten begann mit einem doppelten Segenswort Jakobs für den Pharao (1. Mose 47,7.10). Beim Auszug bittet er um Gottes Segen.
  • Der Hinweis auf den ungesäuerten Brotteig betont die Eile des nächtlichen Aufbruchs.
  • Schon in 3,21 hat Gott verheißen, dass Israel nicht mit leeren Händen fliehen würde. Was denken und empfinden wir, wenn im Text von dem wertvollen Schmuck und den Kleidern die Rede ist, die die Ägypter den Israeliten mitgeben?
  • Hochrechnung gehen davon aus, dass das Volk Israel mit einer Bevölkerungsgröße von etwa 2.000.000 Menschen ausgewandert ist!
  • 430 Jahre sind eine sehr lange Zeit! Natürlich kam niemand von uns eine so lange Zeitspanne überblicken und empfinden. Aber relativiert diese lange Zeit nicht so manche belastende und beklemmende Epoche in unserem Leben?
  • Vers 42: „Eine Nacht des Wachens war dies für den Herrn, um sie aus Ägypten zu führen.“ So wie die Hirten in der Nacht über ihre Herde wachen, so hat Gott seinen Blick nicht von seinem Volk gelassen.
  • Ohne Zugehörigkeit zum Volk Israel durfte niemand das Passafest mitfeiern. Ohne Beschneidung kein Passa. Ist Gott hier zu kleinlich?
  • Der Auszug aus Ägypten ist ja erst der Anfang für das Volk Israel. Wir wissen, was dann noch folgt. Wie ist das mit dem Christwerden und der anschließenden Aufgabe und Herausforderung, Christ zu bleiben? Die Bekehrung / Wiedergeburt ist auch der Anfang. Wie geht es dann weiter? Was hält uns bei der Stange, auf dem Weg, in der Gemeinschaft mit Gott?

 

 

 

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 12,1-28

 

 

 

Dieser Textabschnitt knüpft direkt an die vorhergehenden Kapitel an. Gott selbst bereitet sein Volk auf die letzte Plage, die Tötung der Erstgeburt unter der Ägyptern vor. Die Nacht des Gerichts für Ägypten soll zur Nacht der Bewahrung für Israel werden. Die Einsetzung des Passafestes hat aber nicht nur für die damalige Situation gravierende Bedeutung, sondern es soll jährlich gefeiert werden „als ewige Ordnung“ (14).

 

Solche Feier- und Gedenktage gibt es ja allenthalben (nicht nur mit Bezug auf biblische Feste).

 

  • Welche Feiertage sind euch besonders wichtig?
  • Mit welchem christlichen Fest könnt ihr am meisten anfangen?
  • Welche Vorteilen, welche Nachteile hat es, wenn man „alle Jahre wieder“ die gleichen Feste feiert?

 

 

Wir lesen zunächst 2. Mose 12,1-6

 

Ausgehend vom Datum dieses Festes wurde der Jahreskalender und der Festzyklus im Volk Israel eröffnet. Das Passafest ist der erste, das wichtigste, das größte aller jüdischen Feste!

 

  • Lasst uns überlegen, warum Gott angeordnet hat, dass ein einjähriges, männliches, fehlerfreies Lamm geschlachtet werden soll.

 

Matthias Dreßler schreibt in seiner Auslegung, dass „das Schlachten von kleinen Tieren seitens der Ägypter untersagt worden war.“ Unter dem Gesichtspunkt ist das allererste Passa ein freiheitliches Tun der Israeliten, mit dem sie sich von ihren Unterdrückern emanzipieren.

 

Das Passafest und das, was in jener Nacht in Ägypten passiert ist, ist das Signal zum Aufbruch in die Freiheit.

 

  • Welches christliche Fest verbinden wir am ehesten mit dem Gedanken der Befreiung, des Aufbruchs in die Freiheit?

 

Wir lesen weiter 2. Mose 12,7-15

 

Die Tötung der Erstgeburt war ja die ultimative Bestrafung Gottes an den Ägyptern und „über alle Götter der Ägypter“ (12) wegen ihres fortgesetzten Ungehorsams gegenüber Jahwe. Er wollte doch die Feinde Israels schlagen, nicht Israel selbst.

 

  • Warum musste er Israel, seinen „erstgeborenen Sohn“ (4,22) vor dem Gericht der 10. Plage schützen, indem er Anweisung gab, dass die Israeliten das Blut des Lammes an die Türpfosten und die obere Schwelle der Tür streichen sollten???

 

Vielleicht hilft uns der Psalm 130 an der Stelle weiter! Auch die Israeliten waren und sind Sünder, waren und sind auf Gottes gnädiges Vorübergehen (= Passa) angewiesen. Das dürfen sie niemals vergessen. Wir übrigens auch nicht, was uns betrifft.

 

Im Übrigen benötigt Gott auch keine blutverschmierten Türpfosten, um die Häuser zu erkennen, in denen Mitglieder seines auserwählten Volkes wohnen. Wir versetzen uns in die Lage der Israeliten und hören die Anweisungen Gottes, wie Mose sie weitergibt:

 

Wir lesen weiter 2. Mose 12, 21-24.

 

  • Was würden wir denken? Was würden wir tun?

 

 

Die Parallele zwischen dem Passalamm und Jesus, unserem Passalamm (1. Korinther 5,7), ist vielen hinlänglich bekannt. Denn er ist „das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt“ (Johannes 1,29). Wir wollen noch ein paar detaillierte Parallelen entdecken.

 

  • Was macht den Unterschied zwischen den Menschen, die gerettet werden und denen, die gerichtet werden?

 

Wir lesen Römer 5,9.

 

  • Welchen Sinn können wir darin erkennen, dass das Passalamm am 10. Tag des ersten Monats ausgewählt und von der Herde ausgesondert werden sollte bis zum 14. Tag des Monats und erst dann gegen Abend geschlachtet werden soll?

 

 

 

Es genügte nicht, dass das Lamm ausgesondert und geschlachtet wurde. Das Blut des Lammes musste an die Oberschwelle und die Pfosten der Haustür gestrichten werden. Erst dadurch war das Haus vor dem Verderben gesichert.

 

  • Womit können wir diesen Vorgang mit Blick auf die Glaubensbeziehung zu Jesus vergleichen?
  • Worauf richtet Gott sein Augenmerk, wenn er richtend durch Ägypten geht (13)?

 

Wir lesen dazu 1. Petrus 1,2; Hebräer 10,19-23; 12,24

 

 

 

Wir lesen den letzten Abschnitt 2. Mose 12,25-28

 

Das Passafest sollte jedes Jahr gefeiert werden. Und jedes Jahr sollte die Geschichte erzählt werden. Der „Generationenvertrag“ der Erzählung, der Wissensvermittlung, ist unaufgebbar.

 

  • Welchen Charakter hat unseres Erachtens dieses Fest?
  • Zurecht wird die Parallele zwischen Passa und Abendmahl gezogen (zumal Jesus während des Passamahls mit seinen Jüngern das Abendmahl gestiftet hat!). Welche Aspekte von der Abendmahlsfeier sind uns besonders wichtig?

 

 

 

Das ungesäuerte Brot (Mazzen) sollte hergestellt werden, weil das schnell gebacken werden konnte. Sauerteig wird in der Bildersprache der Bibel oft mit der Sünde und dem Bösen verglichen (1. Korinther 5,6-8).

 

Die Aufbruchstimmung wird mit der Kleiderordnung unterstrichen. Auch wir sind unterwegs, sind hier nur vorübergehende Gäste.

 

 

 

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 11,1-10

 

 

 

Vorbemerkung:

 

„Und was haben die Mosegeschichte und die Versklavung der Israeliten in Ägypten, was hat die ablehnenden Haltung des Pharao und was haben schließlich die 10 furchtbaren Plagen von damals mit uns und mit mir heute zu tun?“ Ausgesprochenermaßen und unausgesprochen sind mir diese Fragen in der letzten Zeit begegnet. Manchem waren auch die Zusammenhänge und die Hintergründe zu kompliziert und das alles zu anstrengend.

 

In 1Kor 10 bezieht sich Paulus mit seinen Ausführungen auf den Auszug Israels aus Ägypten und den götzendienerischen Ungehorsam des Volkes in der Wüste. Dabei sagt er in V6: „Das ist uns alles zum (warnenden) Beispiel geschrieben.“ Jesus fragt seine Zeitgenossen immer und immer wieder: „Habt ihr nicht gelesen…?“ Und das gesamte Neue Testament fußt auf dem Alten Testament, es bezieht sich darauf und zieht Schlüsse für unser Leben mit Gott. Dabei geht es nicht in erster Linie um Mose oder Israel, sondern es geht um Gott. Der „Ich bin für dich“ ist der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Und wenn wir dann über den Auszug aus der Sklaverei und das Passahfest reden, dann sind die genaue Kenntnis darüber durchaus wichtig für das Verständnis des Opfertodes von Jesus.

 

 

 

Einstieg:

 

  • Wie geht es euch, wenn ihr jemandem eine schwierige Botschaft und brisante Nachricht (Abmahnung, Zurechtweisung, Kündigung oder ähnliches) überbringen müsstet? Wie geht ihr damit um?

 

Nachdem wir im letzten Bibelgespräch über die erste der zehn Plagen gesprochen haben, machen wir eine großen Sprung und kommen heute zur Ankündigung der letzten, der schlimmsten Plage. Hier gebe ich euch eine anschauliche Übersicht über die bisherigen neun Plagen:

 

Erster Kreis

Zweiter Kreis

Dritter Kreis

Grundschema

1. Die Gewässer werden blutrot

4. Stechfliegen

7. Hagel

Mose vor Pharao in der Frühe (am Fluss)

2. Frösche

5. Viehpest

8. Heuschrecken

Mose geht hin zum Pharao (in den Palast?)

3. Stechmücken

6. Blattern

9. Finsternis

Mose und Aaron nicht beim Pharao, sondern sie führen eine symbolische Handlung aus

Egelkraut führt eindrücklich aus, wie die Plagen den natürlichen Verhältnissen Ägyptens entsprechen. Das Fischsterben der 1. Plage vertreibt die Frösche von den Flussufern. Deren Sterben löst die Moskito- und Stechfliegenplage aus (usw).

 

Wenn man solche „natürlichen“ Erklärungen ins Feld führen kann, verlieren sie dann nicht den Wundercharakter?

 

  • Aber schließen sich natürliche Erklärungen und Wunder gegenseitig ist? Warum wäre das ein falscher Gegensatz?
  • Bei manchen der Plagen wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es die Israeliten nicht getroffen hat (siehe 8,19; 9,4; 9,26; 10,23; 11,7). Was für Gedanken löst diese Beobachtung in unserem Köpfen aus?
  • Laut Jesus (Matth 5,45) ist das aber nicht Gottes gängiges Prinzip. Wie finden wir das?

 

 

 

Wir lesen nun den Text 2. Mose 11,1-10

 

 

 

Offensichtlich geht es dem Verfasser dieses Abschnittes nicht in erster Linie um eine chronologische Darstellung der Ereignisse, sondern um inhaltliche Zusammenhänge. Die Vers 1-3 sind ein Einschub. Denn bevor Mose endgültig den Pharao verlässt, sagt er ihm noch das, was wir in den Versen 4-8 lesen. Auch die Verse 9-10 sind hier eine rückblickende Zusammenfassung und abschließende Erklärung, warum es zu den 9 Plagen kommen musste.

 

 

 

Die Plagen als Gericht Gottes.

 

Das ist eine steile These, über die wir uns Gedanken machen müssen.

 

  • Wie kann es sein, dass Gott es anscheinend nötig hat, sich gegenüber den Ägyptern zu beweisen?
  • Wieso handelt Gott hier so reichlich destruktiv?
  • Überhaupt: was hat es mit dem Gericht Gottes auf sich?
  • Und was wäre, wenn Gott nicht Gericht halten würde?

 

 

 

  • Wie wirken die Plagenberichte auf euer Gottesbild? Wo und wie müssen wir unser Verständnis von Gott erweitern oder korrigieren? Wo und warum regt sich Widerspruch in uns?
  • Und wo bleibt da die Liebe Gottes??? Ist das alles nicht eine ziemlich heftige Zumutung?
  • Eigentlich sollen die Strafen dazu führen, „damit du innewirst“ (z.B. 10,29, vgl 7,5 und öfter). Was gehört für uns alles zur Erkenntnis Gottes?
  • Wie konnte es zu der wohlwollenden Haltung der Ägypter gegenüber den Israeliten (11,2) und gegenüber Mose (11,3) kommen?

 

 

 

Wir reden noch mal (bei Bedarf) über die Thematik der Verstockung des Pharao.

 

 

 

  • Was hat es mit dem grimmigen Zorn des Mose auf sich?

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 6,26-7,25

 

 

 

Grundsätzlich und überhaupt sind die Einteilungen der biblischen Bücher in Kapitel und Verse ausgesprochen hilfreich! Aber manchmal versperren sie uns den Blick für Zusammenhänge, die über Kapitelgrenzen hinweg bedeutsam sind. Im Fall des Textabschnittes, den wir heute betrachten, ist das so. Es ist sinnvoll und erforderlich, mit 6,26 zu beginnen. Dr. Helmut Egelkraut nimmt folgende Einteilung vor:

 

  • 2. Mose 6,26-7,7: Bestätigung und Durchsetzung des Auftrages an Mose
  • 2. Mose 7,8-13: Der erste Erweis der Wundermacht Jahwes vor dem Pharao
  • 2. Mose 7,14-25: Die erste Plage; die Verwandlung des Nilwassers in Blut

 

 

 

Wir lesen nun zunächst den Abschnitt 6,26-7,7 und kommen darüber ins Gespräch.

 

 

 

  • Wenn wir die den ersten und letzten Vers als die Klammer dieses ersten Abschnittes anschauen: was für ein Eindruck entsteht von den zwei Männern, die Gott für auserkoren hat, Israel aus Ägypten zu führen?
  • Wir schauen – von 6,30 ausgehend – noch einmal auf die Einwände des Mose in 4,10 und 6,12. Worin unterscheiden sich die Argumente des Mose? Wir schlagen Jesaja 6,5 auf und finden eine spannende Parallele zu 6,12 und 6,30.
  • Welche Gedanken kommen uns, wenn wir die Altersangaben von Mose und Aaron lesen?
  • Und auf diese zwei soll der Pharao hören???

 

 

 

Wir lesen (über die Kapitelgrenze hinweg!) 6,29-7,2! Wir bedenken den großen Gegensatz.

 

In 4,16 haben wir schon einmal diese merkwürdig anmutende Formulierung gelesen, dass Mose für Aaron Gott sein soll und Aaron der Prophet (der Mund) des Mose sein soll. Das bedeutet ja nicht, dass Jahwe den Mose zur Gottheit erhoben hätte. Sondern wie Jahwe den Propheten seine Worte in den Mund legt, so soll Mose dem Aaron die Worte, die Jahwe ihn lehrt, in den Mund legen.

 

Hier ist es hilfreich zu wissen, dass der Pharao als Gott galt und „auch nicht direkt mit Mose gesprochen hat, sondern über seinen Palastsprecher“ (Egelkraut).

 

  • Welchen Unterschied zwischen „Zeichen“ und „Wunder“ gibt es unseres Erachtens?

 

 

 

Wir wollen anhand der nachfolgenden Bibelstellen nachvollziehen, welchen Machtanspruch Jahwe hat: 7,4.5; 8,18; 9,14.29; Psalm 24,1

 

 

 

Es ist hochinteressant, wie hier und zu allen Zeiten politische Unterdrückung durch Despoten, Autokraten und Diktatoren immer eine religiöse Dimension hat. Die Frage heißt letztlich: Wer ist wirklich Herr und Gott? Pharao oder Jahwe?

 

 

 

Wir lesen den nächsten Abschnitt 7,8-13 und kommen darüber ins Gespräch.

 

Der Stab spielt in den Plagenerzählungen eine besondere Rolle. 14mal wird er erwähnt. In 4,2 war er noch ein einfacher Hirtenstab, in 4,17 Zeichen der Macht Gottes, in 4,20 der Stab Gottes und etwas später im Amalekiterkrieg (17,9) hält Mose ihn hoch. Auch die „Weisen und Zauberer“ haben solche Stäbe.

 

  • Waren die ägyptischen Zauberer Illusionskünstler, die geschickt oder mit faulen Tricks gearbeitet haben?
  • Woher hatten die ihr Können?
  • Aber wenn sie doch auch Wunder vollbringen konnten und wenn das „funktioniert“ hat, was sie gemacht haben, dann ist doch auch irgendwas an ihrer Macht dran, oder?
  • Der Vers 12 erfüllt uns wahrscheinlich mit einer gewissen Genugtuung: „Aber der Herr ist immer noch größer ….“
    Warum aber gibt es keinen Automatismus, dass wir IMMER erleben, wie Gott seine Widersacher „verschlingt“?
  • Warum ist es dennoch ein Tatsache, dass Gott den Zauberern und Göttern überlegen ist?
  • Wo haben wir das auch schon erlebt (oder kennen Berichte über solche Erlebnisse)?

 

 

 

Wir lesen noch den dritten Abschnitt 7,14-25 und kommen darüber ins Gespräch.

 

  • Wir stellen die schlichte und einfache und gewichtige Frage: Wozu schickt Gott diese und alle weiteren Katastrophen?

 

 

 

„Es ist gut möglich, dass der Gang des Pharao zum Nil eine religiös-rituelle Bedeutung hatte, ähnlich einer Prozession oder Beschwörung, denn der Nil war als Lebensspender Ägyptens göttlicher Natur“ (Egelkraut zu V15).

 

  • Inwiefern waren die Plagen auch ein Zeichen für die ägyptischen Gottheiten?

 

 

 

Manche Ausleger erklären die Rotfärbung durch rote Erde, die nach starkem Regen am Oberlauf den Fluss gerötet hat und / oder durch Algen und den sich daran ernährenden Bakterien. Ähnlich Vorkommnisse gab es wohl auch schon zu anderen Zeiten.

 

  • Warum mindern solche Erklärungsversuche die Größe des göttlichen Wunders nicht?
  • Was können die ägyptischen Zauberer? Und was können sie nicht?

 

 

 

Schlussfrage:

 

  • Was hätte die Anerkennung von Jahwe als Gott auch über Ägypten für den Pharao, der sich selbst als Gottheit verstand, bedeutet? Wir versuchen, vor dem Hintergrund dieser Überlegungen die Verstockung seines Herzens und die weit verbreitete Ablehnung Gottes bis in unsere Zeit hinein zu verstehen.

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 6,2-13

 

 

 

Einstieg: „Repetitio est mater sapientia“. Jetzt fängt er auch noch mit Latein an! Aber so schwer ist das gar nicht. „Die Wiederholung ist Mutter der Weisheit.“ In einer Abwandlung kenne ich die Redewendung „Die Wiederholung ist die Wiege der Weisheit“.

  • Welche Bedeutung haben Erinnerungen und damit auch Wiederholungen für uns?
  • Wann sind Erinnerung und Wiederholung hilfreich, wann sind sie nervend?
  • Was haben diese Sprichwörter mit unserem Text zu tun?

Wir lesen den Bibeltext 2. Mose 6,2-13.

  • Wozu erscheint genau an dieser Stelle die Wiederholung des Berichtes über die Berufung und Beauftragung des Mose? Warum ist es hier nötig und wichtig?

Meist wird in einer Wiederholung nicht nur „stupide“ das erneut gesagt, was zuvor schon mal berichtet wurde. Sondern es werden ganz bewusste Akzente gesetzt oder Ergänzungen eingefügt.

  • Welche Unterschiede gibt es im Vergleich mit dem ersten Bericht von der Berufung des Mose? Was wird weggelassen?
  • Was wird in diesem Abschnitt besonders betont?
  • Welche Gründe nennt Gott hier für sein Handeln und seinen unbedingten Willen, das Volk vom Frondienst zu befreien?
  • Wie hören und empfinden wir das, was Gott in den Versen 4 und 5 von sich gibt?
  • Welchen Klang haben die Willensbekundungen Gottes in den Versen 6 bis 8?

Im Vers 7 steht bei „dass ihr’s erfahren sollt“ das Wort „jada“. Wer schon länger Bibelarbeiten und Bibelstunden mit mir erlebt hat, weiß, wie wichtig mir dieses Wort ist (Siehe die Auslegung zu 2Mo 5,1-6,1 und öfter)! „Jada meint keinen reinen, abstrakten Denkakt, sondern spricht immer auch von einer ganzheitlichen Beteiligung, die die praktische Umsetzung und ein dem Erkennen angemessenes Handeln einschließt“ (Elberfelder Studienbibel) [Auch eine Wiederholung!!! J]. Gott erfahren, Gott erkennen, das geht nicht ausschließlich am Schreibtisch, im Bibelstudium, in der Bibelstunde und dem Gottesdienst. Sondern das geht nur in Aktion, in Bewegung, im Handlungsvollzug, im Alltag.

 

Vergewisserung, Bestätigung; was vergessen wurde und verschütt gegangen ist wird wieder ans Licht gebracht und gewinnt wieder prägende Wirkung für den Alltag:

  • Kennen wir das? Wo ist uns das schon so gegangen?

Die Aussage Gottes in 6,3 „aber mit meinem Namen »HERR« habe ich mich ihnen nicht offenbart“ stellt Exegeten, Theologen und Bibelleser vor große Herausforderungen. Dann auf den ersten Blick stimmt das nicht! Zwar lesen wir in 1Mo 17, dass Gott sich dem Abram als „El shaddai“, als der allmächtige Gott, vorstellt. Aber zum Beispiel in 1Mo 24 ist oft von Gott als „HERR“ die Rede und in 1Mo 28,13 stellt Gott sich selbst vor: „Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott.“

  • Was machen wir mit diesem scheinbaren Widerspruch?

Wir registrieren, dass den Erzvätern der Gottesname „Jahwe“ bekannt gewesen ist. Aber die tiefe Erkenntnis der dynamischen Bedeutung dieses Namens wird hier erst sichtbar. Die befreiende Bedeutung des darin ausgeführten göttlichen Wesens wird dem niedergeschlagenen und verbitterten Volk durch die machtvolle Befreiung erst jetzt offenbart. Der Jahwe-Name hat seine tiefe Bedeutung in der Befreiung aus der Knechtschaft (siehe 2Mo 20,2).

Das hebräisch Wort im Vers 3 bei „habe ich mich ihnen nicht offenbart“ heißt? Richtig: jada!!!

»Jahwe« und die grundlegende Rettungstat, der Auszug aus Ägypten und der Weg ins verheißene Land, gehören untrennbar zusammen! Dieses Zusammengehören offenbart Gott erst hier.

  • Was gehört für uns untrennbar mit Jesus, dem Sohn Gottes, zusammen?
  • Können wir uns an Situationen erinnern, in denen uns der Name Jesu besonders wichtig geworden ist?

Die Reaktion des Volkes (Vers 9) wird hier auch anders geschildert als in 4,31.

  • Warum ist das Volk hier so frustriert?
  • Wie lautet in Vers 11 die Aufforderung, die Mose dem Pharao ausrichten soll im Vergleich zu dem in 5,1ff?

Die Einwände des Mose sind immer die gleichen (4,10; 6,12.30). Die Antwort Gottes ist auch hier gewissermaßen der Bruder des Mose, Aaron. Die beiden treten als Duo, als Team auf. Zwei und zwei, das ist offenbar ein beliebtes Prinzip Gottes.

  • Wo erfahren wir solche Zweierschaft, Ergänzung, Aufgabenteilung?

Bibelgespräch über 2. Mose 5,1-6,1

 

 

 

Einstieg: Könnt ihr euch an Situationen erinnern, in den ihr mutig, engagiert und mit aller Kraft und Leidenschaft etwas begonnen und angepackt habt? Und ihr wart auch ganz sicher, dass das Vorhaben gelingt! Aber dann kam es doch anders als gewünscht und geplant.

 

Vielleicht kann jemand mutig davon erzählen!?

 

 

 

Wir lesen den Text aus 2Mose 5,1-6,1

 

 

 

„Das war wohl nix. Dieser Schuss ging nach hinten los. Der Start war ziemlich mies.“ So, oder so ähnlich könnte man umschreiben, was sich hier abgespielt hat. Die Ansage an den Pharao entspricht den Worten Gottes in 3,18.

 

  • Überrascht uns die Reaktion des Pharao? Wie begründen wir unsere Antwort?

 

 

 

Wir sind in diesem Text gleich zu Beginn bei einem Thema, das topaktuell ist. Was ist das für ein Gott, von dem Mose und Aaron sprechen, dem sich ein Pharao unterordnen soll?

 

Der Pharao fragt ein doppeltes:

 

a) Wer ist überhaupt der HERR?

 

b) Warum soll ich auf ihn hören, horchen, gehorchen?

 

  • Wie können wir uns und anderen plausibel machen, dass Jahwe der Gott ist, dem sich alle beugen sollen?

 

In der Forstsetzung der Heilsgeschichte müssen wir uns als neutestamentlich Gläubige fragen lassen, mit welchem Recht wir den Universalanspruch Jesu Christi proklamieren.

 

 

 

  • Der Pharao weigert sich auf Jahwe zu hören! Mit dem „Höre Israel“ (5Mose 6,4) wird betont, wie wichtig es ist, auf Gott zu hören. Warum ist das Hören auf Gott so wichtig?

 

 

 

Der Pharao sagt, dass er nichts von Jahwe weiß. Er meint wahrscheinlich, dass er keine Grundkenntnis über ihn hat. Aber in dem Wort „jada“ geht es nicht nur um ein Wissen, sondern um erkennen, erfahren, vertraut sein mit, persönliche Beziehung. „Jada meint keinen reinen, abstrakten Denkakt, sondern spricht immer auch von einer ganzheitlichen Beteiligung, die die praktische Umsetzung und ein dem Erkennen angemessenes Handeln einschließt“ (Elberfelder Studienbibel).

 

  • Wie können wir dem begegnen, dass so viele Menschen in unserer Gesellschaft auch nichts von Gott wissen?

 

  • Inwiefern ist die Antwort von Mose und Aaron im Vers 3 plausibel und könnte den Pharao doch überzeugen?

 

 

 

Eigentlich geht es doch bei dem Anliegen Gottes (vorgetragen durch Mose und Aaron) zunächst um nichts anderes als um die freie Religionsausübung, die heute bei uns ein verfassungsgemäß verbrieftes Grundrecht ist.

 

  • Warum verweigert der Pharao das?

 

Selbstverständlich sind wir darüber verärgert, auch wenn es heute Christen in vielen Ländern ebenso geht.

 

  • Aber wie gehen wir damit um, wenn Menschen aus anderen Ländern und Kulturen bei uns ihren Glauben leben und praktizieren wollen?

 

  • Müssten wir dann nicht in unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung auch den Muslimen gestatten, dass der Muezzin zum Gebet aufrufen darf?

 

Gedanken zu diesem Thema von Dr. Christoph Morgner füge ich am Ende meiner Ausarbeitung an.

 

 

„In meinem Land gibt es sowieso schon genug von euch Israeliten“. So der Vers 5 in der „Hoffnung für alle“.

 

  • Ist es die Angst vor zu vielen Ausländern, die den Pharao auch in seinen Entscheidungen leitet?

 

 

 

Im Vers 5 steht im Hebräischen für „feiern lassen“ das Wort, das an den Sabbat erinnert. Die Unterdrücker haben ihren Sklaven keine Ruhe, keinen Sabbat, keine freie Religionsausübung zugestanden.

 

 

 

Nach der Übertragung „Gute Nachricht“ und der Erläuterung von Auslegern sind die „Vögte“ Ägypter, die „Aufseher“ sind israelitische Vorabeiter.

 

  • Wir versuchen uns in diese Macht- und Befehlsstrukturen reinzudenken. Wie mag es den Aufsehern ergangen sein?
  • Gibt es für diese unmenschlichen und bösartigen Strukturen weitere Beispiele in der Geschichte?
  • Wie aber ist es einzuordnen, dass die Aufseher sich als Knechte des Pharao bezeichneten und das Volk Israel als sein Volk?

 

 

 

Nachdem der Pharao keinen Deut nachgibt, geraten Mose und Aaron ins Kreuzfeuer der Kritik. Gott soll die beiden strafen. Warum? „Der HERR sehe auf euch und halte Gericht darüber, dass ihr unseren Geruch beim Pharao und bei seinen Hofbeamten stinkend gemacht habt“ (Elberfelder). Und mit eurem Ansinnen habt ihr dem Pharao einen Grund und einen Vorwand gegeben, das Schwert gegen uns zu erheben und uns zu töten.

 

  • An wen wenden sich die Aufseher mit ihrer Not? An wen wendet sich Mose?

 

  • Mit welchen Worten drückt Mose seine Not aus?

 

 

 

„Wer nicht hören will, wird sehen: Gott tut immer, was er sagt.

 

Wer nicht glauben will, wird spüren, dass Gott plagt, wer andre plagt“ (Jürgen Werth).

 

 

 

Wir kommen zur Einstiegsfrage zurück. Der schnelle Erfolg bleibt aus. Anstatt dass es schöner und besser wird, wird die Lage noch schwieriger. Misserfolg, Unglück, Leid, Bedrängnis, Verfolgung sind Erfahrungen, die Christen machen müssen.

 

  • Wie gehen wir damit um, wenn wir auch in der Nachfolge solche Erfahrungen machen müssen?

 

Während des Ramadan darf in einigen deutschen Städten der Muezzin zum Gebet rufen. Pfarrer i. R. Christoph Morgner schreibt, warum er das für falsch hält und weshalb das überdacht werden sollte.

 

In meiner Heimatstadt Garbsen darf derzeit der Ruf des Muezzins erschallen. Dies ist keine Ausnahme, sondern beispielsweise auch in Krefeld, Neuwied, Duisburg, Flensburg oder Recklinghausen der Fall. Hintergrund ist der Fastenmonat Ramadan, der in diesem Jahr am Abend des 23. April begonnen hat, und dass Muslime wegen der Corona-Pandemie nicht gemeinsam feiern können. Oft verbindet sich damit die Erwartung, über den Ramadan hinaus regelmäßige Muezzinrufe zuzulassen.

 

Dürftige Begründung Die Begründung fällt häufig dürftig aus: Es läuteten schließlich auch die Glocken der Kirchen. Gleiches Recht für alle. Doch mit dem Glockenläuten verbinden sich keine Glaubensaussagen. Man stelle sich dagegen vor, Pfarrer würden per Lautsprecher das christliche Glaubensbekenntnis ausposaunen. Das gäbe zu Recht einen Aufschrei der Empörung. Es kann niemandem zugemutet werden, zwangsweise und regelmäßig dem offensiven Glaubensbekenntnis einer Religion ausgesetzt zu sein.

 

Islamischer Glaube wird bekannt Im Gebetsruf des Muezzins wird der islamische Glaube in arabischer Sprache bekannt: „Allah ist am größten (4x). Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt (2x). Ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Allahs ist (2x). Auf zum Gebet (2x). Auf zum Erfolg (zu guten Werken) (2x). Allah ist am größten (2x). Es gibt keinen Gott außer Allah.

 

Welche Werte bringt der Islam mit? Der Muezzinruf zeigt an, dass sich der Islam nach und nach bei uns einquartiert. Doch welche Werte bringt er mit? Eine Antwort erhalten wir dort, wo der Islam in der Mehrheit ist und den Alltag der Menschen prägt und wie in diesen Ländern religiöse Minderheiten behandelt werden. Muslime nehmen bei uns Rechte für sich in Anspruch, die sie dort, wo sie das Sagen haben, uns Christen und anderen Minderheiten nicht zugestehen. Wer jedoch Toleranz und Freiheit für sich und seine Anliegen erwartet, muss sie zunächst einmal selbst praktizieren und anderen gewähren. Davon ist der real existierende Islam leider weit entfernt. Deshalb: „Wehret den Anfängen!“

 

 

 

 

 

 

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 4,18-31

 

 

 

Als Thema setze ich die Frage über diesen Abschnitt und das Bibelgespräch: Ist Gott lebensbedrohlich?

 

Zunächst aber wieder ein Gesprächsgang zum Einstieg:

 

  • Kennt ihr Menschen, die sich nicht belehren lassen, die unverbesserlich sind?
  • Welche Auswirkungen haben solche Leute auf ihr Umfeld?

 

Und noch eine Gesprächsrunde:

 

  • Können wir uns vorstellen, dass Gott Menschen nach dem Leben trachtet – und warum?

Auf beide Gedankengänge werden wir im Laufe unseres Austausches zurückkommen. Zunächst aber starten wir am Anfang unseres Textabschnittes.

  • Was fällt uns bei den Sätzen auf, die Mose an seinen Schwiegervater richtet?
  • Ist das klug oder feige von Mose?

 

  • Welche Ermutigung erfährt und erhält Mose, bevor er sich auf den Weg nach Ägypten macht?

 

 

 

Wie verhält es sich mit der Verstockung des Pharaos? Einerseits lesen wir an vielen Stellen, dass er selbst für die Verhärtung seines Herzens verantwortlich ist: 2Mose 3,19; 7,13.14.22; 8,11.15.28; 9,7.34.35; 13,15. In der „Guten Nachricht“ heißt es: er wurde trotzig und blieb starrsinnig. Andererseits erklären viele andere Stellen, dass Gott das Herz des Pharao verstockt: 2Mose 4,21; 7,3; 9,12; 10,1.20; 11,10; 14,4.8.17. Hier steht jeweils: „Der Her machte den Pharao so starrsinnig, dass er ….“

 

  • Ist nun die Verstockung des Pharaos eigene Entscheidung und darum seine Schuld?
  • Oder ist sie auf das Wirken Gottes zurückzuführen und darum ein von Gott verhängtes Schicksal?

 

 

 

  • Wir bedenken noch einmal, wie das mit den unbelehrbaren Menschen ist. Wie ist denen zu begegnen?
  • Haben der Pharao und diese Unverbesserlichen eine Chance zur Umkehr?

 

 

 

In den Versen 22 und 23 steht jeweils der Erstgeborene im Mittelpunkt.

 

  • Welche Bedeutung hat der Erstgeborene in den Familien damals gehabt?
  • Welche Konsequenzen hat es für Israel und die übrigen Völker, wenn Gott Israel als seine erstgeborenen Sohn bezeichnet und quasi adoptiert?
  • Was beinhaltet die Ausdrucksweise vom „erstgeborenen Sohn“ unausgesprochenermaßen und indirekt?

 

 

 

Wir spannen den Bogen hinein ins NT und schauen uns ein paar Bibelstellen an, die davon sprechen, dass wir adoptierte Kinder Gottes sind: Joh 1,12; Gal 3,26; Röm 8,15f; 1Joh 3,1f

 

  • Was macht das mit uns? Und welche Konsequenzen hat es für uns und die Menschen um uns herum, dass Gott uns seine Söhne und Töchter nennt und adoptiert.

 

 

 

Sehr dunkel und rätselhaft sind die folgenden Verse 24-26. Halten wir zunächst fest, was hier steht: „Und es geschah auf dem Weg, in der Herberge, da trat der HERR ihm entgegen und wollte ihn töten. Da nahm Zippora einen scharfen Stein, schnitt ihrem Sohn die Vorhaut ab, berührte <damit> seine Füße (Anm: ein verhüllender Ausdruck für das Geschlechtsteil) und sagte: Wahrhaftig, du bist mir ein Blutbräutigam! Da ließ er von ihm ab. Damals sagte sie »Blutbräutigam« wegen der Beschneidung.“ (nach der Elberfelder Bibel)

 

Im Gegensatz zur Interpretation in der Lutherübersetzung steht im V24 nicht der Name von Mose. Deswegen ist auch nicht klar, wem der Angriff Gottes galt: dem Mose oder seinem Sohn? Warum diese Lebensbedrohung? Warum die Berührung und was bedeutet der Ausdruck „Blutbräutigam“?

 

Im Textabschnitt vorher ist zweimal vom Erstgeborenen die Rede. Hier geht es sehr wahrscheinlich um den erstgeborene Sohn von Mose, der nicht beschnitten war. Und das hat Gottes Zorn hervorgerufen. Denn die Beschneidung ist grundlegendes Merkmal für die Kinder des Volkes Gottes. Siehe hierzu 1Mose 17,14! Warum war Gerschom nicht beschnitten? Für eine mögliche Erklärung will ich kurz zurückgreifen auf 2Mose 2,21. Im Kontext wird erzählt, wie Mose seine Frau Zipporah, die Tochter des (heidnischen) Priesters von Midian (2Mose 2,16) kennenlernte. Sein zukünftiger Schwiegervater lädt ihn nach Hause ein, und dann heißt es: »Da entschloss sich Mose bei dem Mann zu bleiben und er gab die Zipporah, seine Tochter, dem Mose«. Das Verb, das mit »sich entschließen« verdeutscht werden kann, leiten die Rabbinen von einem ähnlichen Verb ab und verstehen es als: »schwören lassen«. Demnach lautet der Vers also: »Da schwor Mose, bei dem Mann zu bleiben und er gab die Zipporah, seine Tochter, dem Mose«. Ein jüdischer Rabbiner erklärt: »Denn als Mose zu Jitro sagte: Gib mir deine Tochter Zippora zur Frau, sagte ihm dieser: Nimm eine Bedingung an, die ich dir sage, und ich gebe sie dir zur Frau. Er fragte: Was denn? Er antwortete ihm: Der erste Sohn, den du bekommst, soll dem Götzen gehören, alle weiteren sind für Gott. Und (Mose) nahm es an. Er sagte zu ihm: Schwöre es mir. Und er schwor es ihm. (…) Deshalb wollte der Engel zuerst Mose töten. Sofort ergriff Zippora einen Feuerstein …, da ließ er von ihm ab.« Diese Handlung hat Unheil abwehrenden Charakter, evtl vergleichbar mit der Bestreichung der Türpfosten mit dem Blut des Passahlammes beim Auszug.

 

Gott erwartet also mit allem Nachdruck, dass der Sohn des Moses, des künftigen Anführers, beschnitten werde, damit das Volk, wenn ihm durch Moses das Gesetz der Beschneidung würde gegeben werden, es dieselbe nicht verachte, sondern das Beispiel davon bereits am Sohne seines Anführers gegeben sähe.

 

Mit der Berührung setzt Zippora Mose in Beziehung zu dieser Handlung, weil das Versäumnis letztlich ihm angelastet wird. Somit rettet sie Mose das Leben. „Blutbräutigam“ ist ein Begriff aus der Erwachsenenbeschneidung, die in manchen Völkern kurz vor der Hochzeit vollzogen wurde. Ist hier Mose gemeint, dann würde es bedeuten, dass Zippora ihren Mann noch einmal als ihren Bräutigam empfangt. Ist der Sohn gemeint, dann sagt sie damit, dass er durch den Vollzug der Beschneidung ein „Bräutigam des Bundes“ geworden worden.

 

 

  • Warum ist die Beschneidung der Israeliten für Gott so wichtig?

 

Für Gott war die fehlende Beschneidung offenbar kein Kavaliersdelikt.

 

  • Ist Gott hier etwa bereit, unter Umständen sogar auf Mose zu verzichten? Wie beeinflusst diese Passage unsere Vorstellung von Gott?
  • Wie gehen wir damit um, dass Gott ein gnädiger, barmherziger und geduldiger Gott ist aber zugleich auch ein furchteinflößender Gott?
  • Muss Mose sich mehr vor Pharao oder vor Gott fürchten?

 

Der Schutz, den Gott selbst vor seinem Zorn gewährt, liegt in seinem Bund begründet.

 

 

  • Was können wir von den Israeliten lernen, wenn wir den V31 betrachten?

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 4,1-17

 

 

 

Unser Abschnitt setzt nahtlos die Berufungsgeschichte aus Kapitel 3 fort. Nachdem Gott sogar für den Auszug „reiche Beute“ versprochen hat, hat Mose einen weiteren Einwand (die ersten beiden Einwände haben wir in 3,11 und 13 gelesen). Ein dreifaches „nicht“ prägt seinen Widerspruch.

 

  • Warum hat Mose damit tatsächlich Recht?

 

 

 

Mose hat gar keine Bestätigungswunder erbeten oder gefordert. Dennoch gibt ihm Gott gleich drei davon.

 

  • Warum gibt Gott ihm drei Wunder?

 

Wir betrachten die drei Zeichen und nehmen die Details unter die Lupe.

 

Der Stab ist das alltägliche Werkezeug eines Hirten zum Leiten der Herde. So gesehen ist er auch ein Zeichen seiner Aufgabe UND seiner Macht (Stab und Zepter sind im Hebräischen ein Wort). Schlangen waren einerseits in Ägypten eine alltägliche Gefahr, andererseits bei den Pharaonen ein Symbol ihrer königlichen Macht. Schaut mal in 2. Mose 7,10ff, wie das dann vor dem Pharao aussieht.

 

Aussatz war eine unheilbare und ansteckende Hautkrankheit. Die Hände in den Taschen zu haben drückt Passivität aus. Es braucht Mut, im Vertrauen auf Gott eine Handlung zu wiederholen, die beim ersten Mal eine unheilbare Krankheit bedeutet hat.

 

Das Wasser des Nil war den Ägypter heilig, einer Gottheit gleich (weil lebensspendend). Er entspricht dem Gott der Vegetation Osiris. Dagegen steht vergossenes Blut für den Tod.

 

  • Bei allen dreien fragen wir, welche tiefen Einsichten und Erkenntnisse Gott seinem Volk mit diesen Wundern geben will!

 

Hier gewährt Gott also ohne Bitte Zeichen und Wunder. An anderen Stellen wehrt sich Jesus massiv gegen die Zeichenforderung (siehe Johannes 6,30; Matthäus 16,4 par).

 

  • Worin sind die Unterschiede begründet?

 

Mose fürchtet den Unglauben der Israeliten. Das können wir wahrscheinlich ganz gut verstehen und nachvollziehen.

 

  • Wo stehen wir in der Situation, dass uns der Unglaube unserer Mitmenschen lähmt?
  • Wie würden wir gern dem Unglauben und Misstrauen der Menschen begegnen?
  • Wenn wir die Möglichkeit hätten, drei Wunder vollbringen zu können: welche würden wir gern tätigen?

 

Dennoch und trotz allem hat Mose noch einen gewichtigen Einwand, den er schließlich vorbringt: „Herr, ich bin kein Mann von Worten. Ich war es früher nicht und bin es auch nicht, seit du zu deinem Diener redest; schwerfällig sind mein Mund und meine Zunge“ (Zürcher Bibel).

 

  • Wieder wollen wir versuchen, Mose zu verstehen! Warum können wir ihm diesen Einwand sofort glauben?

 

 

  • Es geht unter anderem um die Sprachfähigkeit. Wir machen mal ein „Pro – Contra – Spiel“.

 

o   Was spricht unbedingt dafür, dass Verkündiger des Evangeliums unbedingt redebegabt und rhetorisch fit sind? Welche Bedeutung hat das für Sie?

 

o   Warum sind Rhetorik und eine geschliffene Sprache nicht wichtig, warum sogar eventuell hinderlich für die Verkündigung des Wortes Gottes?

 

  • Aber sind Sprachfähigkeit und Rhetorik das gleiche?

 

 

 

  • Wie verhält es sich denn nun? Gott beruft die Begabten! Oder: Gott begabt die Berufenen!
  • Warum aber bekam Mose bei seiner Berufung nicht die entsprechende Redegabe?
  • Es fällt auf, dass die „Redegabe“ in den neutestamentlichen Gabenlisten (z.B. Römer 12,6-8; 1Kor 12,4-10) nicht auftaucht? Was sagt uns das?

 

 

Mose wurde ja nun für eine sehr spezielle Aufgabe berufen.

 

  • Wozu sind Kinder Gottes nach neutestamentlichem Verständnis eigentlich so ganz allgemein berufen?
  • Und wie sieht das aus mit den besonderen Berufungen, die Gott einem jeden seiner Kinder durch den Heiligen Geist gegeben hat?

 

 

 

  • Wie verhalten sich bei uns Begabung und Berufung zueinander?

 

 

Mose bekommt den Aaron an seine Seite. Das spricht für „Teamwork“. Jesus hat auch seine Jünger zu zweit ausgeschickt.

 

  • Wie erfahren wir Ergänzung?
  • Wo wäre es uns eine Hilfe, mit anderen einen Dienst gemeinsam zu tun?

 

  • Was soll die Formulierung, dass Mose für Aaron Gott sein soll???

 

 

 

Jürgen Werth hat die Reaktion von Mose für ein Musical mit nachfolgendem Text entfaltet:

 

„Such dir bitte einen andern, hinter dem will ich dann stehn. In der zweiten Reihe wird man leichter übersehn. Einer ist bestimmt begabter, stellt sich viel geschickter an, sicher kann er besser reden, geht den andern gern voran. Such dir bitte einen andern.

 

Such dir bitte einen andern, hinter dem will ich dann stehn. In der zweiten Reihe kann man Feinden leichter widerstehn. Einer ist bestimmt auch frömmer, zweifelt nie, wenn du was sagst. Und mit dem fährst du viel besser, als wenn du es mit mir wagst. Such dir bitte einen andern.

 

Die zweite Reihe – die macht für mich Sinn! Sie ist der Platz, wo ich am liebsten bin. Die dritte oder vierte täten’s auch. Die erste ist das Letzte, das Letzte, was ich brauch.

 

Such dir bitte einen andern. (Jürgen Werth)

 

 

 

 

Bibel im Gespräch über Matthäus 13,24-30.36-43

 

 

 

Die Grundlage für dieses Bibelgespräch sind die Predigt und der gesamte Gottesdienst am vergangenen Sonntag. Darum starten wir auch zuerst mit einem Rückblick, einem Austausch über den Gottesdienst und meine Ausführungen über das Gleichnis vom „Unkraut unter dem Weizen“.

 

  • Wo seid ihr hängengeblieben, was ist euch neu ausgegangen, worüber seid ihr gestolpert, was hat euch geärgert?

 

Mein Einstiegsgedanke war: Wie müsste die Welt aussehen, wenn das Reich Gottes tatsächlich mit Jesus angebrochen ist? Wir wünschen uns eine heile Welt.

 

  • Warum hat Jesus nicht die „heile Welt“, also die Vollendung, bald nach seiner Himmelfahrt und Pfingsten herbeigeführt?

 

 

 

Der Text spricht vom aktiven, bösartigen und böswilligen Handeln des Feindes.

 

  • Womit identifizieren wir das Handeln des „altbösen Feindes“?
  • Was ist seine Absicht?

 

 

 

  • Inwiefern ist der Lolch für den Weizen tatsächlich eine Gefahr?

 

 

 

  • In welcher Spannung stehen wir, wenn darum geht, dem „Unkraut“, dem Bösen zu begegnen?

 

  • Wie sollen wir dem Bösen begegnen?

 

 

 

  • Wenn wir mal dieses Gleichnis „Vom Unkraut unter dem Weizen“ und das „Vom Sämann“ (vom 4-fachen Ackerfeld) nebeneinanderstellen, dann fällt auf, dass die Saat einmal die „Kinder des Reiches“, das andere Mal das „Wort vom Reich“ ist. Hat uns das was zu sagen?

 

  • Was qualifiziert Menschen zur „guten Saat“ und zu solchen, die „leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich“?

 

 

 

„Der Acker ist die Welt“. Diese Aussage Jesu hat den einen oder anderen Theologen zu der Überzeugung geführt, dass im Gegensatz zur Welt die Kirche, die Gemeinde Jesu, möglichst rein bleiben muss. Eph 5,27spricht von einer „Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilige und untadelig sei.“ Jesus und Paulus sprechen sehr deutlich von „Gemeindezucht“ (Mt 18,15ff; 1Kor 5).

 

  • Haben wir tatsächlich das Gleichnis für eine falsch verstandene Toleranz innerhalb der Kirche und Gemeinde missgedeutet?

 

  • Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob es nicht das elitäre Gehabe der Pharisäer gewesen ist, das sie zu rigorosen Besserwissern und unbarmherzigen „Wächtern auf Zions Zinnen“ hat werden lassen.

 

  • Im „Augsburger Bekenntnis“ und anderen reformatorischen Schriften ist von der Kirche als dem „corpus permixtum“ (durchmischter Körper) die Rede. Gibt es die reine Gemeinde?

 

 

 

  • Was machen wir für uns persönlich mit diesem Gleichnis?

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 3,1-22

 

 

 

Oftmals sind die Einteilungen in der Bibel mit Kapiteln, Versen und Abschnitten eine große Hilfe für die bessere Übersicht. Manchmal aber sind „grenzüberschreitende Maßnahmen“ und der Blick über den Absatzrand hilfreich und notwendig. Wir achten auf die Spannung, die sich uns darstellt, wenn wir folgende Wort lesen: „Und Gott sah auf die Israeliten und nahm sich ihrer an. Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus.“

 

  • Welche Fragen oder welches Erstaunen rufen diese Worte in uns wach, wenn wir sie unmittelbar zusammenlesen?

 

 

 

In diesem sehr wesentlichen Abschnitt geht es um etliche große Themen.

 

  1. Wie begegnet Gott dem Mose (und was lernen wir für unsere Gottesbegegnung)?
  2. Warum ergreift Gott die Initiative und welchen Plan hat er?
  3. Wer und wie ist Gott?
  4. Wozu will Gott sein Volk (und die Menschen überhaupt) befreien?

 

 

 

Zunächst aber schauen wir uns die Situation des Mose an. Wir blicken noch mal kurz zurück und fragen:

 

  • Welche Ambitionen hatte Mose? Was haben wir diesbezüglich Apg 7,25 und Hebr 11,24f entnommen?
  • Wo aber ist er gelandet? Was macht er hier?
  • Können wir uns vorstellen, was die 40 Jahre als Hirte der Schafe seines Schwiegervaters mit Mose gemacht haben?

 

Ich will die Tatbestände betonen: Der ehemalige Prinz von Ägypten, der offenbar den Eindruck hatte, dass er das Volk seiner Brüder (2,11) befreien soll, hütet seit 40 Jahren Schafe, die nicht ihm, sondern seinem Schwiegervater gehören. Er ist ein bedeutungsloser Privatmann, ein Knecht, ein Schafhirte, sitzt fest, befindet sich auf dem Abstellgleis. Seit 40 Jahren ist er nun in Midian. Da hat er Zeit zum Nachdenken, zum Meditieren. Hat er sich damit abgefunden? Hat er resigniert? Eigenmächtig hat er auf jeden Fall nicht mehr gehandelt. Ist er reifer, weiser, ruhiger geworden?

 

 

 

1.) Wie begegnet Gott dem Mose (und was lernen wir für unsere Gottesbegegnung)?

 

Ich will hier natürlich nicht meine Beobachtungen schon zum Besten geben. Deswegen rege ich euch an, die Umstände, die Gegenstände, die Beschreibung der Reaktion von Mose zu betrachten und auf euch wirken zu lassen.

 

 

 

Mitten im Alltag passiert es, dass Gott mit uns in Kontakt tritt, mit uns in Berührung kommt. Der Ort muss kein sakraler, kein geweihter Wallfahrtsort sein.

 

Die Neugierde spielt bei Mose eine nicht unwesentliche Rolle. Aber zum einen reicht Neugierde für eine Berufung und Beauftragung von Gott nicht aus. Zum anderen wird die Neugierde sogar ausgebremst („Tritt nicht herzu …“).

 

Der Dornbusch ist nicht gerade ein Edelgewächs. Er trägt keine Früchte, gibt keinen Schatten und eignet sich schon gar nicht als Bauholz. Ausgerechnet dieses Gewächs sucht Gott sich als Träger seiner Offenbarung aus. Im Hebräischen heißt Dornbusch „Senä“, das klingt ähnlich wie „Sinai“. Der „Senä“ und der „Sinai“ sind Orte der Offenbarung Gottes.

 

Gott offenbart sich wundersam irdisch. Denken wir an das Kind in der Krippe, das zum Mann am Kreuz wurde.

 

  • Warum muss Mose seine Schuhe ablegen?
  • Inwiefern ist der Schutz der Schuhe in Verbindung zu bringen mit dem inneren Schmutz unsere Seele?
  • Was müssen wir ablegen, um in die Gegenwart Gottes treten zu können?

 

 2.) Warum ergreift Gott die Initiative und welchen Plan hat er?

 

Hierzu beachten und zählen wir, wie oft Gott mit dem Wörtchen „ich“ aussagt, was er getan hat und tun will.

 

Der Plan sieht vor, dass Mose das Volk Gottes, die Israeliten, aus Ägypten führt. Nun, das ist kein Klacks!

 

Wenn wir nur den ersten Aspekt betrachten, dass Gott will uns es macht, dann ziehen wir uns bequem zurück. Wenn wir nur den zweiten Gedanken hören, dass (Mose das Volk befreien und) wir die Menschen zu Jesus bringen sollen, dann werden wir verrückt!

 

  • Was spricht dagegen, dass ausgerechnet Mose das Volk befreien soll, dass er der richtige Mann dafür ist?
  • Ist der Job nicht wirklich ein paar Nummern zu groß für Mose? Wie kann Gott ihm nach dieser Vorgeschichte eine solche Aufgabe zumuten, zutrauen?
  • In 2,11 fragt Mose: „Wer bin ich ….?“ Welche Einwände, Bedenken, Vorbehalte könnten wir oder andere Christen vorbringen, um einen göttlichen Auftrag dankend abzulehnen?

 

In 2,14 wurde er gefragt: „Wer hat dich zum Aufseher oder Richter über uns gesetzt?“ Und in 3,16 sagt ihm Gott: „Darum geh hin ….!“

 

  • Welche Rolle spielen die Ältesten des Volkes, zu denen Gott den Mose zunächst schickt?

 

3.) Wer und wie ist Gott?

 

  • Wozu erfragt Mose den Namen Gottes?
  • Worin besteht die Notwendigkeit, Gott beim Namen nennen zu können?
  • Worin besteht die Gefahr, wenn man unbedingt den Namen wissen will?

 

„Derjenige, der um den Namen eines Geistes oder einer Gottheit weiß, kann über dieses Wesen verfügen oder es manipulieren. Dies ist das Ziel aller menschlichen Religiosität: die Götter so zu beeinflussen, dass sie sich zugunsten der Menschen einsetzen“ (Stefan Kürle). Vor dem Hintergrund dieses Verständnisses ist die Antwort Gottes eine Nicht-Antwort!

 

  • Was klingt und schwingt alles in den Namen „Jahwe“ mit? Was sagt Gott mit dieses Selbstoffenbarung in seinem Namen über sich selbst aus?

 

 

4.) Wozu will Gott sein Volk (und die Menschen überhaupt) befreien?

 

Die Vers 8 und 17 leuchten uns unmittelbar ein. Die Zielbeschreibung in 18b erscheint mir allerdings ein wenig fragwürdig.

 

  • Was denkt ihr über diese Aussage in 18b?
  • Ist das eine Vortäuschung einer falschen Tatsache oder zumindest einer halben Wahrheit?

 

 

 

Der Aspekt, dass Gott uns grundsätzlich befreit, damit wir ihm dienen, opfern und ihn anbeten, ist zeitlos und gilt auch im Neuen Testament. Siehe hierzu Lukas 1,74.75; Titus 2,14; Römer 12,1

 

 

 

Bibelgespräch über 2.Mose 2,11-25

 


 

Zum Einstieg betrachten wir diese Karikatur und fragen uns: „Welche Gedanken bewegen diesen Menschen?“

 

Dabei versetzen wir uns bitte unbedingt in seine Sichtweise. Wir sehen das Labyrinth aus einer höheren Warte ….. .

 

 

 

Als Thema über den Text setze ich mal „Gottes verborgene Wege“. Es geht darum, dass und wie Gott führt. Hierzu liefere ich ein paar Zitate:

 

  1. „Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht, und mach dann noch’nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht“ (Bert Brecht).
  2. „Ich bin hier, gebeugt und bedürftig – mein Herr, plane für mich“ (Psalm 40,18 nach Martin Buber)
  3. „Habe dein Schicksal lieb. Es ist der Weg Gottes mit deiner Seele“ (Fjodor M Dostojewski).
  4. Hermann Friedrich Kohlbrügge (1803-1875) schrieb an seine Tochter: „Mein liebes Kind, ich habe so vieles, das ich gerne anders hätte, und manches, das ich so gerne anders machen würde; allein, ich lerne und habe gelernt, dass all die kleinen, nichtigen Dinge, über die wir uns innerlich erbosen oder aus der Haut fahren möchten, auch vom Herrn sind. Bald taugt meine Feder nicht, bald fällt mir ein dicker Tintenklecks aufs Papier, bald habe ich mir vorgenommen zu lesen oder zu schreiben, und es kommt Besuch oder ein Brief. Aber zuletzt geht doch alles zum guten Ende. Der Herr regiert uns und handelt mit uns nach seinem Willen, auch in den unscheinbaren Dingen.“

 

 

  • Welches Zitat spricht dich an?
  • Welches reizt dich zum Widerspruch?

 

Wir lesen den Text 2. Mose 2,11-25

 

Beim Lesen des Textes kommen uns sicher etliche Fragen in den Sinn. Deswegen tauschen wir uns jetzt erst einmal über die Erzählung aus und benennen die Verständnisfragen. Dabei gehen wir Vers für Vers vor!

 

Nun nehmen wir mal folgendes an: Mose wird auf seiner Flucht nach Midian zwar nicht von der ägyptischen Polizei gefasst und verhaftet. Aber ihm wird in Abwesenheit der Prozess gemacht. Diese Gerichtsverhandlung spielen und empfinden wir nach. Darum brauchen wir ein paar „Darsteller“. Wir benötigen einen Staatsanwalt, der die Anklageschrift verliest. Wir brauchen einen Verteidiger, der den Angeklagten sehr gut kennt und seine Interessen deswegen vor Gericht glaubhaft vertreten kann. Und wir rufen auch die beiden hebräischen Sklaven in den Zeugenstand, deren Streit der angeklagte Mose am Tag nach dem Mord schlichten wollte. Den vorsitzenden Richter, der jeweils das Wort erteilt, würde ich selbst übernehmen. Wer bereitet sich auf eine der Rollen vor??? Und los geht’s, die Gerichtsverhandlung ist eröffnet!

 

Nach dieser Gerichtsverhandlung tun wir mal so, als würden wir Mose in Midian zuhören, wie er seiner Frau Zippora die Geschichte erklärt. Hierbei sind wir alle Mose und ergänzen uns gegenseitig.

 

 

 

Schließlich lesen wir zusammen, wie Stephanus in Apg 7,17-29 das Geschehen interpretiert und welche Deutung wir im Hebräerbrief (11,23-27) lesen. Darüber kommen wir ins Gespräch.

 

  • Welche neuen und anderen Einsichten liefern diese beiden neutestamentlichen Texte?
  • Was leuchtet uns ein? Was erregt unseren Widerspruch?

 

 

Im vorhergehenden Abschnitt (2,1-10) haben wir festgestellt, dass Gott führt und lenkt und leitet und dabei auch die Persönlichkeiten und deren Fähigkeiten gebraucht und verwendet.

 

  • Welches Persönlichkeitsprofil können wir bei Mose entdecken, welche Begabungen treten hier schon zutage?

 

 

 

Die Biografie ist für Mose sehr prägend für seine Persönlichkeitsentwicklung und Lebenserfahrung und damit auch für seine Berufung.

 

  • Welche Erfahrungen der einzelnen Lebensetappen waren für seinen späteren Dienst wichtig?

 

 

 

Bei allem, was Mose laut dem biblischen Bericht getan hat, müssen wir uns fragen, was er mit seinem Handeln schließlich und endlich eigentlich erreicht hat.

 

  • Was hat er mit dem Mord erreicht?

 

Besonders an dieser Stelle stockt einem beim genauen Bedenken der Atem. Denn wollte Gott diesen Mann nicht zum Retter seines Volkes machen? Macht das die Pläne Gottes mit Mose zunichte? Gott aber gebraucht das, um ihn Schritt für Schritt zu leiten. Dennoch:

 

  • Wie verhalten sich menschliche Schuld und göttliche Führung zueinander?

 

  • Was hat er erreicht, als er zwischen den beiden hebräischen Sklaven vermitteln wollte? Und was ist damit zutage getreten?
  • Was ist das Ergebnis der Flucht und schließlich der Heirat?
  • Was drückt Mose mit dem Namen für seinen erstgeborenen Sohn aus?

 

 

 

Hier, am Ende von Kapitel 2, wird zum ersten Mal erwähnt, dass Gott aktiv in Erscheinung tritt! Seine Aktion ist eine Reaktion.

 

  • Wie wirkt das auf euch?

 

  • Was ist für dich persönlich die Quintessenz dieses Textes?

 

Bibelgespräch über 2. Mose 1,22-2,10

 

 

 

Zum Reinfinden:

 

  • „Wie kann man in dieser Zeit überhaupt noch Kinder in diese Welt setzen?“ Mit diesen schroffen Worten und einer entrüsteten Körpersprache hat jemand die anklagende Frage gestellt, als eine ältere Dame freudig berichtet hat, dass ihre Enkeltochter schwanger ist. Wie würdet ihr auf diese Frage reagieren?

 

  • Lest bitte den Textabschnitt laut und betont vor, so dass man eine Ahnung von der Spannung bekommen kann, die in den Sätzen steckt? Nun versuchen wir uns in die Geschichte so hineinzuversetzen, als würden wir von einem bis zum nächsten Satz nicht wissen, wie es weitergeht. An welcher Stelle ist die Erzählung besonders packend und spannend?

 

 

 

Zum Durchblicken:

 

Der Text konzentriert sich ganz stark auf die eine Person, deren Name genannt wird: Mose. Die Namen anderer werden hier (noch) nicht erwähnt. Erst später erfahren wir den Namen der Eltern (Amram und Jochebed) und der Geschwister von Mose (Aaron und Mirjam; beide waren älter als er). Die Mutter sah, dass das Kind „fein“, schön, gut war. Es ist in der knappen Erzählung kaum zu bestimmen, was damit genau gemeint sein könnte.

 

Das hebr Wort für „Kästlein“ findet sich nur noch in der Geschichte von der Sintflut und meint dort Arche. Die „Arche“ hier wird genau da ausgesetzt, wo die neu geborenen Söhne ertränkt werden sollten: auf dem Nil. Das Kästlein wurde ins Schilf gesetzt, so dass es nicht abgetrieben werden konnte, sondern durch das Schilf am Ufer blieb. Wurde die Schwester (Mirjam, siehe 4. Mose 26,59) dahin beordert, um zu beobachten, was mit dem kleinen Baby passiert? Wir wissen es nicht. Hat die Mutter diese Stelle bewusst gewählt, weil sie wusste, dass die Tochter des Pharao hier regelmäßig badet? Wir wissen es nicht! Mit Spannung beobachten wir, dass die Prinzessin das Kästchen entdeckt. Wie reagiert sie? Was macht sie mit dem Kind? Wie entscheidet sie sich? Die Frage von der Schwester des Babys (in Vers 7) ist geschickt. Nachdem die Amme das Kind in ihre Obhut bekommt wird deutlich, dass die Tochter des Pharao Anspruch auf den Jungen hat („Nimm das Kindlein mit und stille es mir“). Als das Kind groß war, als es entwöhnt war, das war etwa im Alter von drei bis vier Jahren. Die Bedeutung des Namens ist vielschichtig. Mose hergeleitet aus dem Ägyptischen bedeutet „Sohn“ oder „Geborener“. Die hebräische Bedeutung leitet sich von dem Wort ab, das „herausziehen“ bedeutet. So versteht es auch die Ägypterin. Allerdings ist es genau genommen so, dass Mose derjenige ist, der herauszieht: das Volk Israel aus Ägypten.

 

 

 

Zum Vertiefen:

 

Ich habe in den Erläuterungen schon einiges angedeutet, was uns der Text nicht sagt. Manche von uns kennen die Geschichte vielleicht schon sehr lange und haben darum auch Details im Kopf, die im Text gar nicht stehen.

 

  • Welche Punkte liest du zwar in deinem Gedächtnis, aber nicht im Wortlaut des Textes?
  • Warum verzichtet der Erzähler auf Ausschmückung, warum fehlen emotionale Beschreibungen ganz?
  • Was ist demnach die Zielabsicht des Textes?

 

Zwar unterscheiden wir zwischen dem, was dasteht und dem, was wir meinen, dass es dasteht. Aber trotzdem entdecken wir vieles, was zwischen den Zeilen steht, wir erkennen Gottes Handeln!

 

  • Wie liest sich die Geschichte, wenn wir davon ausgehen, dass Gott Regie führt?
  • Den beteiligten Personen ist sehr wahrscheinlich gar nicht klar, dass und wie Gott führt.
  • Wie bezieht Gott Menschen mit ihrer Persönlichkeit und ihren Gaben in seinen Plan mit ein?

 

 

Wir betrachten die Lebenshaltung der Eltern von Mose etwas genauer.

 

  • Können wir uns in deren Lage hineinversetzen?

 

Damit sind wir bei der Einstiegsfrage vom Anfang.

 

  • Wie schätzen wir die Einstellung der Eltern ein?
  • Worauf richten wir unser Augenmerk: auf das, was nicht geht, was das Leben unmöglich macht? Oder auf das, was wir tun können, was möglich ist?
  • Was tut die Mutter von Mose? Wir zählen es mal der Reihe nach vollständig auf!

 

 

 

Meines Erachtens zeigt sich die Lebenshaltung der Eltern in Zuversicht und Gottvertrauen auf der einen Seite und auf der anderen Seite in dem, was sie durch Gottes Gaben und Kraft selbst tun können.

 

 

 

Bei dieser Geschichte - das wissen wir, weil wir wissen, wozu Mose gerettet wurde – geht es nicht nur um die persönliche Rettung eines Babys. Diese persönliche Geschichte hat mit Gottes Heilsgeschichte zu tun.

 

  • Wozu hat Gott Mose auserwählt? Welche Bedeutung hat er in der Geschichte Gottes mit seinem Volk?
  • Wozu hat Gott dich auserwählt? Weißt du um deine Bedeutung in der Geschichte Gottes mit deiner Familie, deinen Mitmenschen, deiner Gemeinde?

 

 

 

Bibelgespräch über Matthäus 13,31-33

 

 

 

[Wichtiger Hinweis: in Teilen bezieht sich diese Ausarbeitung auf die Predigt über den gleichen Text, die unter 03.05.2020 zu finden ist.]

 

Nein, kein Fehler, sondern ich habe bewusst erneut der Text gewählt, über den ich am vergangenen Sonntag euch die Predigt zugeschickt habe. Es geht um drei Fragen / Themen:

 

1) Was meint Jesus, wenn er vom Reich Gottes redet?

2) Was verbirgt sich hinter dem Bild vom Senfkorn und der daraus wachsenden Staude?

3) Was verbirgt sich hinter dem Bild vom Sauerteig?

 

Über die ersten beiden Fragen habe ich schon manche Gedanken in der Predigt entfaltet. Die würde ich gern mit euch wiederholen, vertiefen, ergänzen. Das andere Bild vom Sauerteig möchte ich mit euch unter die Lupe nehmen.

Manchmal ist ein Vergleich mit den Parallelstellen aus den anderen Evangelien ganz hilfreich, weil sich die Heiligen Schriften ergänzen. Lukas stellt wie Matthäus die beiden Bilder Senf / Sauerteig direkt nebeneinander (Lk 13,18-21). Markus hat das Gleichnis vom Sauerteig nicht in seinem Repertoire. Aber Markus und Lukas haben notiert, dass Jesus eine einleitende Frage stellt: „Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?“ Damit nimmt Jesus die Zuhörer, uns ebenfalls, mit hinein in die Überlegungen. Er regt sie dazu an, über ihre Vorstellungen vom Reich Gottes ebenfalls nachzudenken.

  • Das wollen wir mal aufgreifen und uns über unsere Vorstellungen vom Reich Gottes austauschen. Welche Hoffnungen verbindet ihr mit dem Reich Gottes?
  • Was für einen tröstlichen Zuspruch verbinden wir mit dem „Reich-Gottes-Gedanken“?
  • Was für ein herausfordernder Anspruch ist dem „Reich-Gottes-Gedanken“ verbunden?

 

Wir machen uns bewusst, dass bei den meisten Menschen damals wie heute zu allermeist etwas Großes und etwas Sichtbares erwartet haben. Reich Gottes ist GROSS! Wenn Jesus aber die Frage stellt: „Wem gleicht das Reich Gottes, und womit soll ich’s vergleichen?“, dann muss seine Antwort die Zuhörer schockieren! In vielen Menschen keimte bereits Hoffnung auf, dass dieser Wanderprediger Jesus dem Volk wieder zu Ruhm, Sieg und Herrschaft verhelfen würde. Aber genau das Gegenteil passierte: Jesus vergleicht das Reich Gottes mit einem unscheinbaren Senfkorn.

Man kann sich die enttäuschten Gesichter der Zuhörer vorstellen. So ein Senfkörnchen hat einen Durchmesser von etwa 1 mm und tausend Körnlein wiegen zusammen 1 Gramm. Die uns bekannten gelben Senfkörner sind zwar etwas größer, wurden damals in Israel aber genauso wenig wie die schwarzen Senfkörner verwertet. Es gab keinen Born-Senf aus Thüringen und keine Senftuben von Thomy. Senf als Würzmittel hatte zwar bei den Römern und Griechen eine Bedeutung. In Israel aber war die Senfpflanze nur als lästiges Unkraut bekannt. Nichts wuchert so dermaßen schnell wie die Senfpflanze. Weil die Israeliten wussten, dass ein kleines Senfkorn sogar strategisch angelegte Landwirtschaftskulturen zerstören kann, war die Aussaat vom Senf verboten. Diese Informationen über den Senf sind für uns schockierend, oder? Deswegen müssen wir darüber ins Gespräch kommen!

  • Was will Jesus ausgerechnet mit diesem Bild aussagen???

 

Er selbst ist auch so unscheinbar wie das Senfkorn. Aber das Reich Gottes wächst. Er ist auch bei den meisten so unbeliebt wie de Senf damals. Vgl Psalm 118,22 (Mt 21,42). Die große marktwirtschaftliche Bedeutung, die der Senf als Gewürzmittel einmal erlangen würde, hat in Israel zum damaligen Zeitpunkt niemand für möglich gehalten. Auch die welterobernde Ausbreitung, die das Evangelium, nach der Auferstehung von Jesus erlebt hat, wurde von niemand erwartet. Niemand hätte geglaubt, zu welch weitverwurzelten Baum die Jesus-Bewegung einmal anwachsen würde.

 

Wenn die Herrschaft Gottes durch Jesus in unser Herz fällt, dann muss das Saatkorn Wurzeln schlagen und wachsen. In der Predigt habe ich die zweifache Wachstumsrichtung angesprochen: nach unten und nach oben, nach innen und nach außen.

  • Wie fördern wir dieses Wachstum?
  • Warum sind beide Wachstumsrichtungen für uns unerlässlich?

Direkt im Anschluss an das Gleichnis vom Senfkorn lesen wir bei Matthäus und Lukas das Gleichnis vom Sauerteig. Die Mengenangabe ist beeindruckend. Wörtlich übersetzt ist von „drei Sat“ Mehl die Rede. Ein „Sat“ entspricht etwa 13 Litern. Folglich stellen wir uns ein Behältnis mit fast 40 Litern Mehl vor. Das ist SEHR viel. Das aus dieser Menge gebackene Brot ergibt eine Mahlzeit für mehr als 100 Personen. [Die gleiche Maßeinheit finden wir in 1Mo 18,6!].

  • Welche Gedanken oder Gefühle kommen in uns hoch, wenn das Reich Gottes analog zum Gleichnis mit ein paar Gramm Hefe verglichen wird und wir im Gegensatz dazu etwa 25 Kg Mehl sehen?

Helmut Thielicke: „Nach der demokratischen Verfassung des Backofens muss das Mehl den Ton angeben, weil die Hefe überstimmt ist. Jesus aber sagt uns gerade umgekehrt: Es kommt darauf an, wo die eigentliche Wirkkraft sitzt, und die haben eben die Hefe und nicht das Mehl.“

  • Welche anderen Bilder und Gleichnisse verwendet Jesus, mit denen er deutlich machen will, dass es nicht auf die Quantität (Menge), sondern auf die Qualität (Wirkkraft) ankommt?
  • Inwiefern steigern diese Bilder unser Selbstbewusstsein, aber auch unser Sendungsbewusstsein?

 

 

 

Bibelgespräch über 2. Mose 1,1-22

 

 

 

Zum Reinfinden:

  • Als eine besondere Vorbereitung für diese Einheit: sucht bitte irgendeinen Gegenstand, der für euch eine bestimmte Hoffnung versinnbildlicht, die ihr habt. Stellt den Gegenstand - wenn ihr mögt - den anderen kurz vor.
  • Wenn ihr die ersten Seiten eines Buches lest, was bewegt euch dazu, weiterzulesen?

Erst jetzt lesen wir gemeinsam den Text aus 2Mose 1,1-22

 

Zum Durchblicken und Aktualisieren:

 

Wir steigen ins Verständnis des Textes wie folgt ein: Wer keine Kenntnis der Vorgeschichte hat, steht vor der großen Frage, wieso Jakob und seine ganze Sippe nach Ägypten kamen. Wir machen uns deswegen diesen Sachverhalt bewusst, indem wir kurz zusammentragen, was uns aus der „Vätergeschichte“ 1Mose 12-50 bewusst ist.

Nachdem wir nun wissen, wieso Jakob mit seinen Söhnen und deren Familien (übrigens als Wirtschaftsflüchtlinge!!!) in Ägypten sind, stellen wir uns die spannende Frage, wie denn nun die Verheißungsgeschichte (viele Nachkommen, Landbesitz und Segensverheißung für alle Völker) weitergeht.

  • Wie will Gott erfüllen, was er verheißen hat?

Das mit dem großen Volk entwickelt sich gerade hier in dem Bericht. Das mit der Landnahme wird uns im Buch Exodus (=Auszug; so wird das 2. Mosebuch auch genannt) und den folgenden Büchern berichtet. Und aus 1Mose 46,2-4 wissen wir, dass Gott die Sache mit den Nachkommen und dem Land schon bedacht hatte.

Im Vers 7 wird mit fünf verschiedenen Ausdrücken die große Fruchtbarkeit Israels ausgedrückt. Am Anfang, bei Abraham und Isaak, war noch nicht so viel von der Menge der Nachkommen zu sehen. Interessant ist, dass die Verheißung vieler Nachkommen sich nicht im verheißenen Land, sondern in Ägypten erfüllt.

Das ist zwar eindeutig ein Segen Gottes für sein Volk, aber für Ägypten wird dieser Segen zur vermeintlichen Bedrohung.

  • Was hat der neue König vergessen? Wozu führt die Geschichtsvergessenheit?

Es ist für unser historisches Interesse sehr schade, dass die Pharaonen im 2Mose nie mit Namen genannt werden. Aber Anonymität ist in der Bibel im ein Werturteil. Die Hebammen Schifra und Pua dagegen werden in Vers 15 namentlich erwähnt.

Dieser König ist der erste, der offiziell von Israel als einem Volk spricht. Dieses Volk wird zur ernsthaften Gefahr. Die „Hoffnung für alle“ übertragt das Ende von Vers 10: „ … kämpfen gegen uns und bringen dann das Land in ihre Gewalt“. Die Israeliten werden zur Fronarbeit gezwungen. Zunächst ging es um das Tragen von Lasten für den Bau der genannten Städte.

  • Wir tragen mal alle die negativ besetzten Begriffe und Ausdrücke zusammen, die das bittere Los der Israeliten bezeichnen.

Diese Maßnahmen erzielen nicht den gewünschten Erfolg. Das Volk wird trotz allem immer größer. Den Ägyptern wurde das unheimlich (Vers 12c). Die Unterdrückung wir härter. Körperliche Gewalt und eine Ausweitung der geforderten Arbeiten kommen hinzu. Als das alles nichts nutzt befiehlt der König die Tötung alles männlichen Neugeborenen.
Schifra („Schönheit“) und Pua („Glanz“) sind wahrscheinlich die Leiterinnen der jüdischen Hebammen. Ihre Aufgabe ist es, zum Leben zu verhelfen. Der Pharao verkehrt ihre Aufgabe mit seinem Befehl ins Gegenteil. Aber die Ehrfurcht der Hebammen vor Gott und damit auch vor dem Leben ist größer als die Angst vor dem Pharao. Sie lassen die Kinder leben. Die listige Antwort der beiden Frauen im Vers 19, nachdem sie zur Rede gestellt werden, mag eine Lüge sein, kann aber auch dahingehend wahrheitsgemäß sein, dass die Hebammen von den „hebräischen Frauen“ gar nicht mehr oder zu spät zu den Geburten gerufen wurden. Gott tut den Hebammen Gutes und segnet sie, weil sie Gott fürchteten.

Schließlich greift der Pharao zu einer weiteren, einer rigorosen Maßnahme: er gibt seinem Volk den Befehl, die männlichen neugeborenen Kinder der Hebräer zu töten.

 

Zum Vertiefen:

 

  • Welche Rolle spielt Gott eigentlich in dieser Geschichte? Wo ist er?
  • Wie erleben wir die Spannung zwischen den Verheißungen Gottes auf der einen und der erlebten Realität auf der anderen Seite?
  • Die Verheißung der vielen Nachkommen und das Landversprechen haben wir schon betrachtet. Wie aber ist das damit: „in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“?

Gott macht seine Verheißungen unter Bedingungen wahr, die immer beschwerlicher werden und die Erfüllung der Verheißung sogar zunehmend bedrohen. Aber gerade darin erweist er sich als souverän, der seine Zusagen gegen alle Widerstände erfüllt. Sein Volk überlebt im Exil, in der Diaspora. Und überhaupt: seine Verheißungen erfüllt er gerade unter ungünstigen Bedingungen.

Das will ich auch in der aktuellen Situation und den besonderen gesellschaftlichen Umständen in der Corona-Krise glauben. Gerade unter ungünstigen Bedingungen steht Gott zu seinem Wort!

  • Was sind die vordergründigen Motive für das Unterdrückungshandeln des Pharao gegen das Volk Israel?
  • Welche tiefer sitzenden, hintergründigen Motive können wir vermuten?
  • Letztlich stellt sich die Frage, warum immer wieder Regierungen etc gegen Gott, seinen Messias und sein Volk rebellieren. Wir lesen diese Frage auch im Psalm 2!

 

  • Die vorbildliche Haltung der beiden Hebammen ist nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern es wird zur Tat. Wo kann es bei uns der Fall sein, dass wir „Gott mehr gehorchen müssen als den Menschen“ (vgl Apg 5,29)?

 

  • Nochmal zu den Gründen, warum wir ein Buch nach den ersten Seiten nicht beiseite leben, sondern zu Ende lesen. Welche Hoffnungen haben wir für das Ende unseres Lebensbuches und des Buches der Welt- und Heilsgeschichte?
  • Können wir diese Hoffnung mit einem Gegenstand in Verbindung bringen?

 

Impulse zum Bibelstudium über Jesaja 40,26-31

 

Jesaja 40 und die folgenden Kapitel (bis 55) werden im Allgemeinen als das Trostbuch Gottes genannt. Denn die Botschaft beginnt mit einem „Tröstet, tröstet mein Volk“. Die Verse sprechen die Hoffnung aus, dass Gott sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft befreit. In den Versen 9 und 10 steht zweimal der Hinweis: „Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der HERR!“ Und die unausgesprochene Frage lautet: „Wo?“ Denn das Verheißene ist noch keine Realität. Es ist Hoffnung, es ist auch sehr tröstlich. Aber hat Gott das Zeug, uns wirklich wieder in die Freiheit zu führen?

 

Die Verse 12-14.18.21.25 beinhalten lauter (Gegen-)Fragen! Das sind nicht nur rhetorische Fragen, deren Antworten doch sowieso jeder kennt. Allerdings gibt es auch keine sinnvollen Möglichkeiten zur Antwort als „Niemand!“ oder „Niemand, außer Gott!“ Zweimal (18 und 25) wird die Frage nach der Vergleichbarkeit gestellt. Die Antwort ist die, dass Gott unvergleichlich und nicht abzubilden ist.

 

Damit sind wir bei den Versen 26-31, die ich erläutern und entfalten möchte, über die wir ins Nachdenken und ins Gespräch kommen wollen.

 

Ein entmutigtes und müdes Volk wird angesprochen. Nach 70 Jahren Leben in der Fremde haben viele resigniert. Unfreiwilliges Leben im Ausland, wo sie teilweise schikaniert wurden, hat an den Nerven gezehrt und gezerrt. Sie sind mit entmutigenden Erfahrungen angefüllt, sie sind vor lauter Enttäuschung sesshaft, unbeweglich geworden. Der Blick geht nach unten. Sie verhüllen ihr Gesicht, nicht aus Furcht vor einem Virus, sondern aus Frust über die Dauerkrise.

 

V26: Der Prophet fordert zu einem Blickwechsel auf. Schaut nach oben. Dazu werden wir in der Bibel des Öfteren aufgefordert, das wird auch immer wieder beschrieben. (siehe Psalm 121,1: "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?" und Psalm 123,1: "Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du im Himmel wohnest."

 

Der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel ist beeindruckend und überwältigend. Unwillkürlich kommt die Frage auf: Wer hat das geschaffen? Für „schaffen“ steht im Hebräischen „bara“, ein Wort, das in der Bibel ausschließlich für das „Schaffen Gottes aus dem Nichts“ verwendet wird. Das bedeutet, dass alle Sterne, Planeten, Galaxien usw keine autonomen Gottheiten sind (wie die Völker und Religionen meinen), sondern Geschöpfe Gottes. Sie unterstehen dem Befehl Gottes, sie sind sein Heer (hebr: „zabah), denn er ist der Herr der Heerscharen (hebr: zeba’oth [Zebaoth]).

 

  • Aktion: es lohnt sich, abends mal den Sternenhimmel zu genießen. Wie viele Sternbilder kennst du, wie viele Sterne kennst du mit Namen?

 

  • Keiner von ihnen entgeht Gott. Wenn ihm die aus unserer Sicht tote Materie so wichtig ist, sollten wir, seine Menschen, seine Gegenüber, seine Ebenbilder, ihm egal sein?

 

  • Kennt ihr das Lied: „Weißt du, wieviel Sternlein stehen?“? EG 511; GL 619

 

V27: Gott geht auf die Fragen und Anklagen der Menschen ein. „Warum sagst du, Mensch, und bist der festen Überzeugung, dass ich dich ignoriere?“ Der Eindruck beim Volk ist, dass Gott ihnen ganz bewusst aus dem Weg geht, sie gezielt übersieht, sie keines Blickes würdigt.

 

  • Welche Anfragen hast du an Gott? Was willst du ihm klagen? Benenne sie, tue es.

Gott sei’s geklagt! Ja, ihm sei es geklagt. Das ist allemal besser, als wenn wir uns beschweren (Klugheit der Sprache: wir beschweren, beladen und belasten uns selbst).

 

V28: Die Frage Gottes lautet auf hebr: „ha’loh jada’etha“. Das Fragewort erinnert mich an unser „Hallo“. Das will auch Aufmerksamkeit hervorrufen. Merke auf: Gott ist ewig, er ist der Schöpfer (bara -> siehe oben). Er macht nicht schlapp und sein Verstand ist unergründlich. Bei dem Wort „Verstand“ ist an das herausragende Können eines Handwerkes und die überragenden Fähigkeiten eines Herrschers, Königs, Präsidenten zu denken. Gottes Kompetenzen in allen Bereichen sind genial, er ist auf allen Gebieten ein Experte.

 

V29-30: Im Gegensatz dazu sind die Menschen, selbst die sonst vor Kraft strotzenden, überfordert und müde, ausgepowert und leergepumpt. Sie sind auf Energiezuwendung angewiesen. Hilfe von außen ist unabdingbar.

  • Meines Erachtens stecken hier mindestens zwei Kränkungen für uns drin: selbst schwach zu werden und zu straucheln - und auf Hilfe von außen angewiesen zu sein.
    Wie gehen wir mit diesen Kränkungen um?

 

V31: Aber wenn wir genug hoffen und vertrauen, harren und glauben, dann …. So scheint es auf den ersten Blick in 31 zu stehen. Aber sind wir dann wirklich so stark, dass wir gleichsam mit unseren kräftigen Glaubensflügeln abheben? Wir haben wahrscheinlich das Bild vom Steinadler, dem König der Lüfte, vor Augen. Luther hat ja auch das hebräische Wort „näschär“ mit Adler übersetzt. Aber, ihr Lieben, jetzt müsst ihr alle ganz stark und tapfer sein. Denn „näschär“ ist nicht der Steinadler aus den Alpen, sondern der Gänsegeier. Aber der ist auch majestätisch, hat eine Spannweite von fast 3 mtr. Schauen wir uns den großen Greifvogel genauer an. Welch ein Bild, zuerst grotesk, dann überwältigend. Da sitzt er vor uns, den Magen vollgefressen mit Aas, dick, plump, unbeweglich. Niemals wird die Kraft seiner Schwingen ausreichen, ihn in die Lüfte zu heben. Er ist so schwer, dass er kaum mehr laufen kann. Doch dann schleppt er sich humpelnd, watschelnd wie eine Ente an den Rand des Felsens. Und lässt sich fallen. Gewiss wird er wie ein Stein in den Abgrund, in den sicheren Tod stürzen. Doch nein! Er entfaltet seine weit über zwei Meter Spannbreite messenden Flügel und wird in die Höhe getragen. Er segelt im Aufwind ohne jeden Flügelschlag, wird eins mit dem Element. Die Thermik trägt ihn. Stundenlang kann er in ewiger Jugend fliegen ohne zu ermüden.

 

Welch ein Bild für das immer neue Wunder, von der Gnade getragen zu werden! Da bin ich, angefüllt bis zur Unbeweglichkeit mit entmutigenden Erfahrungen. Der Seelenmagen ist voller Aas. Das Unverdaute zieht mich zu Boden. Niemals werde ich wieder fliegen können. Zu schwach ist die Kraft der Hoffnung gegenüber der Schwerkraft der Enttäuschungen. Wenn ich alle meine Kräfte anspanne, reicht es gerade noch zu einigen taumelnden Hopsern. Ich bin so erschöpft. Ein Bild des Jammers, schwankend zwischen Mitleid und Spott. Doch dann werde ich plötzlich getragen als griffe mir jemand unter die Arme. Ich spüre Luft unter den Flügeln, entfalte mich, fliege. Was unmöglich war, wird mühelos wahr. Eine unsichtbare Kraft trägt mich empor. Das Schwere wird leicht. Der Watschelkaspar wird zum König der Lüfte Erfahrungen der Kraft, der Fülle, der Leichtigkeit, des Einsseins mit sich und Gott, Erfahrungen der Gnade. Aber der Flug des Gänsegeiers ist nicht nur ein Bild für die Gnade.

 

Sondern welch ein Bild für den Glauben! Denn zum Fliegen kommt er nur, indem er jenen einen kleinen und doch so entscheidenden Schritt weg vom Felsen hin in den Abgrund tut. Vom Aufwind getragen wird er genau ab dem Moment, wo er den Boden unter den Füßen verliert. Glauben ist der Sprung in die Gnade Gottes, ach was Sprung!, ein Schrittlein, ein Hopserlein, ein Stolpern, ein Sturz in die Gnade. Und doch: ohne diesen einen entscheidenden Schritt weg von mir hin zu Gott kommt es nicht zur Erfahrung, dass Gott mich hält und trägt. Die Erfahrung der Gnade gibt es nur im Glauben.

 

„Ich glaube. Herr, hilf meinem Unglauben!“

 

  • Von den entmutigenden Erfahrungen, die mich unbeweglich machen, von der Schwerkraft der Enttäuschungen habe ich gesprochen. Wie sehen die bei dir aus?
  • Welchen „Gnadenaufwind“ wünschst du dir? Entdecke die Gnade, auch wenn die Corona-Krise mit den Konsequenzen uns noch eine lange Zeit runterziehen!

 

Impulse zum Bibelstudium über Markus 14,32-42

 

Einleitung: Vor einiger Zeit waren meine Frau und ich in Hamburg bei unserem Sohn. Wie das in unserer Familie üblich ist hat der Gastgeber vor der gemeinsamen Mahlzeit gebetet. Unser Sohn fing an zu beten: „Ja, Papa ….“ Ich habe verdutzt aufgeschaut und dann gemerkt, dass Johannes nicht mich angesprochen hat, sondern tatsächlich gebetet hat!

 

Das hat mich berührt und beeindruckt.

 

Wenn wir jemandem beim Beten zuhören dürfen, dann können wir dem Beter ein wenig ins Herz sehen. Da kann man Erstaunliches lernen; bei älteren, gestandenen, aber auch bei jüngeren Christen.

 

  • Was ist deine bevorzugte Anrede, wenn du betest?

 

  • Was kommt in so einer Anrede zum Ausdruck?

 

 

 

Mit dem Bibeltext dürfen wir heute hineinschauen und hineinhorchen in eine sehr persönliche Situation Jesu. Eine unfassbar schwere Lage, die er allein und doch nicht ganz allein durchlebt und durchleidet.

 

Lest den Bibeltext aus Markus 14,32-42

 

Während im Vers 26 nur in etwa genannt wurde, wo Jesus mit seinen Jüngern hingeht, lesen wir hier konkret von dem Ort. „Gethsemane”, der Name bedeutet „Ölkelter“. Am Westhang des Ölbergs, ein Olivenhain mit Einrichtungen zur Verarbeitung von Oliven. Die Gegend zählte noch zum Stadtgebiet von Jerusalem, so dass dort Übernachtende nicht gegen die Vorschrift verstoßen haben, nach der sie die Passahnacht in Jerusalem verbringen mussten.

 

Bei der genaueren Betrachtung des Textes fällt die Dreiergliederung auf. Jesus ist zusammen mit allen Jüngern, dann mit den drei(!) Jüngern, dann allein. Dreimal betet Jesus, sein Gebet ist dreiteilig. Dreimal sucht er seine Jünger auf, dreimal mahnt er sie zu wachen. Offenbar hat die junge Urchristenheit intensiv über Gethsemane nachgedacht, hat das intensiv verarbeitet. Exemplarisch nenne ich zwei Stellen aus dem Hebräerbrief, die diesen Eindruck bestätigen: Hebr 4,15; 5,7f.

 

  • Kann es überhaupt sein, dass die anwesenden Jünger gesehen und gehört haben, was Jesus getan und gesagt hat?

 

Ja, denn ich glaube kaum, dass die Jünger gleichzeitig, schlagartig und ganz tief und fest geschlafen haben. Auch wenn die Jünger es nur teilweise mitbekommen haben, sie haben doch erlebt, wie Jesus gerungen hat. Wir dürfen auch vermuten, dass Jesus mit noch anderen Worten gebetet hat, aber was Markus uns überliefert ist offenbar die Quintessenz.

 

  • Wozu nimmt Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit?

 

Aus dem gleichen Grund wie bei dem Erleben in Mk 9,2-10 bei der Verklärung. Sie sollten Zeugen des Geschehens sein.

 

  • Was erfahren wir über Jesus?

 

Er begann zu erschaudern und sich zu ängstigen. Ein krasser Gegensatz zu dem, was die drei Jünger bei der Verklärung miterleben. Ein krasser Gegensatz auch zu dem, wie die Jünger Jesus erlebt haben, wo er entschieden und entschlossen voranschreitet (Mk 10,32; Lk 9,51).

 

Jesus steht zu seinen Empfindungen. „Meine Seele ist sehr betrübt!”. Wer mag, kann in diesem Zusammenhang die Psalmen 42 und 43 lesen und evtl entdecken, wie passend die Formulierungen des Psalmisten in Jesu Situation sind.

 

Jesus ist betrübt bis zum Tod. Die Grenze des Erträglichen ist erreicht.

 

Die Gebetshaltung bei Jesus: Tiefste Ergebenheit. Auch die Worte drücken Ergebenheit aus. Er erwägt nicht seine Möglichkeiten, die er in diesem Moment gehabt hätte.

 

  • Welche Möglichkeiten hätte Jesus gehabt?

 

Flucht über den Ölberg. Jesus fragt nach den Möglichkeiten, die Gott haben könnte.

 

 

 

Die Anrede ist einzigartig. Kein Jude hat es gewagt, Gott so anzusprechen. Jesus tut es, er kann das und darf das so tun. Denn es ist Ausdruck ungetrübter Beziehung.

 

  • Lies bitte Römer 8,15 und Galater 4,6. Was bedeutet es dir, dass du die gleiche Anrede an Gott verwenden darfst wie Jesus?

 

Bei allem weiteren Nachdenken über den Text halten wir unmissverständlich fest, dass keine unserer Notlagen mit der vergleichbar ist, in der Jesus sich befunden hat. Dennoch lernen wir von Jesus, wie sein Vertrauensverhältnis zu Gott aussieht.

 

  • Was können wir diesem Gespräch entnehmen und lernen?

 

Jesus weiß gewiss: Gott ist alles möglich. Sei Gebet ist Ausdruck des Vertrauens, es ist zugleich Beugung vor Gottes Gottheit.

 

Der Kelch beinhaltet die Überantwortung des Heiligen in die Hände der Sünder. Der Gottverbundene sollte der Gottverlassene werden.

 

Jesus hat einen eigenen Willen. Und den konnte er von dem Willen des Vaters unterscheiden, aber nicht von ihm trennen. Schließlich wollte Jesus das, was der Vater wollte. Vgl Joh 10,17.18; Gal 1,4; 2,20.

 

Ab Vers 37 rücken die Jünger in den Blick. Sie sollen mit Jesus wachen (34) und mit ihm beten (38)! Jesus war die begleitende Fürbitte, die Anteilnahme seiner Jünger, außerordentlich wichtig!

 

  • Bitte bedenkt doch mal, wie wichtig für uns die begleitende Anteilnahme und Fürbitte ist, sein sollte, sein muss (?)!

 

Jesus leidet, ringt um Gehorsam, kämpft. Selbst seine engsten Mitarbeiter, seine vertrautesten Jünger scheitern bei der Begleitung. Jesus aber heiligt sich für die Versager. Petrus wird stellvertretend für die anderen drei angesprochen. ER wollte mit Jesus sterben, jetzt kann er nicht mal mit Jesus wachen.

 

  • Warum sollen die Jünger wachen?

 

Beten heißt, seine eigene Ohnmacht eingestehen und sich in der Gemeinschaft mit Gott bergen! Beten ist mehr als das berühmte Pfeifen im dunklen Wald. Beten ist reden mit dem Gott, der mit mir durch den dunklen Wald geht.

 

Das bewahrt. Das ist die Stärke der Schwachen: Beten. Denn der Beter bleibt unter der Herrschaft Gottes.

 

  • Was bewirkt das Beten bei Jesus?

 

In der oben erwähnten Stelle aus Hebr 5,7f heißt es, dass er auch von Gott erhört worden ist. Stimmt das wirklich? Der Vater hat den Leidenskelch nicht an ihm vorübergehen lassen. Jesus musste ihn trinken bis zur bitteren Neige. Aber der Vater hat ihn in der Weise erhört, dass das Gebet seinen Sohn im Liebeswillen zu uns und im Gehorsam dem Vater gegenüber bestärkt hat. Jesus ist in der Krise nicht zurückgewichen, hat nicht seine Zustimmung zum stellvertretenden Opfertod zurückgenommen, hat keine Fahnenflucht begangen. Und ein Engel vom Himmel stärkte ihn (Lukas 22,43).

 

Er kann den schweren Weg gehen.

 

  • Wozu und wofür können und sollen wir in belastenden Krisen beten?

 

 „Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr. Von dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr. Herr, lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit. Dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit.“