Jahreslosung 2022:
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen!“

 

 

 

Liebe Freude,

 

im Herbst 2019 gab es eine bemerkenswerte Verkaufskampagne von Eintrittskarten für die Jubiläumstour der Band „Die Fantastischen Vier“. Die Tickets konnte man nicht in den einschlägigen Vorverkaufsstellen erwerben, sondern bei ALDI. Und der Slogan dieser Kampagne hieß „Exklusiv für Alle“. Exklusiv für Alle. Witzig gut gemacht, finde ich. Denn das berührt eine Sehnsucht in uns. Die Sehnsucht, was Besonderes zu sein, beachtet und wertgeschätzt zu sein. Das gilt dir, du gehörst dazu, du sollst dabei sein. Du exklusiv!

Aber das „für Alle“ passt so gar nicht zu dem ersten Gedanken. Wenn es für alle ist, dann ist der Einzelne nichts Besonderes mehr.

Und doch passt diese Formulierung so gut zu der Einladung, die Jesus ausspricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen!“ Du bist von ihm herzlich eingeladen, du bist bei ihm willkommen. Er will dir die Beziehung zu ihm ermöglichen. Denn du bist was Besonderes für ihn. Und dieses Angebot gilt dir. Und es gilt dir auch, und dir und dir und dir. Jeder und jedem persönlich. Niemand soll allein verloren am Rand stehen.

1.             Es geht immer um Beziehung

Diese Sehnsucht nach Beziehung, dazu zu gehören, begleitet uns unser ganzes Leben lang. Ebenso allerdings auch die Erfahrung, enttäuscht zu werden. Als Kinder sehnen wir uns danach, zum Kindergeburtstag eingeladen zu werden. Und wie bitter ist es, wenn andere die Einladung bekommen haben, und wir nicht. Für Jugendliche ist es so wichtig, zu den anderen zu gehören, eine oder einer von ihnen zu sein. Da bin ich nicht alleingelassen, da bin ich aufgenommen und eingebunden. Auch für Erwachsene ist das so wichtig, dass sie dazugehören. In der Gemeinschaft von Kollegen, in der Nachbarschaft, im Freundeskreis, in der Familie. Klar kann es in den Beziehungsgeflechten auch Spannungen und Meinungsverschiedenheiten geben. Aber die Gewissheit, dass ein Konflikt nicht gleich dazu führt, dass wir aus der Gemeinschaft mit den anderen verbannt werden, gibt uns eine Gewissheit und Gelassenheit, das beruhigt uns ungemein.

Schwierig wird es, wenn der Wunsch nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Die Randsiedler und Außenseiter im Verein oder der Clique haben es nicht leicht, machen es den anderen aber auch nicht gerade einfach.

Insgesamt aber stellen wir fest, dass unser Leben geprägt ist von der Sehnsucht nach Beziehung und der Erfahrung von enttäuschter Beziehung.

So ist das auch mit dem Glauben an Gott, mit der Beziehung zwischen ihm und uns. Gott sehnt sich nach der Beziehung zu uns. Ihm ist sehr gelegen an einem guten und respektvollen, harmonischen und wertschätzenden Miteinander mit uns Menschen. Denn er hat für uns im Sinn, dass unser Leben gehalten und getragen ist von der Gemeinschaft mit ihm. Als die Menschen aber - so wie damals Adam und Eva - aus der vertrauensvollen Gemeinschaft mit Gott ausgebrochen sind, da hat Gott nach ihnen gesucht: „Adam, Mensch, wo bist du?“ Die Suche Gottes nach uns Menschen zieht sich fortan wie ein roter Faden durch die gesamten Welt- und Menschheitsgeschichte. Und sie findet ihren Höhepunkt in der Menschwerdung Gottes durch seinen Sohn Jesus Christus. Darum lädt Jesus uns im Namen seines himmlischen Vaters ein: „Kommt, kommt zu mir. Diese Beziehung zu Gott, zu der ich euch einlade, wird eurem Leben die Wertschätzung und die Ruhe, den Frieden und den Lebenssinn geben, nach denen ihr euch sehnt.“ „Wer zu mir kommt“, das meint in dem Zusammenhang: „Wer an mich glaubt“. Glaube, das heißt nicht: etwas für wahr halten, etwas richtig finden oder etwas kennen und wissen. Sondern Glaube meint schlicht in Beziehung zu Gott treten. Es geht im Glauben darum, dass ich mit Gott in Verbindung stehe.

Wir haben ja eben schon festgestellt, wie sehr wir uns danach sehnen, in Beziehungen leben und dazu zu gehören. Das ist unter anderem auch deshalb so wichtig für uns, weil es ganz viel mit unserer Identität zu tun hat. Ebenso ist es grundlegend für unsere Persönlichkeit und unser Selbstverständnis, wenn wir in Beziehung zu Jesus stehen, ihm vertrauen, an ihn glauben, uns auf ihn stützen und verlassen. Und zu dieser Beziehung lädt er uns exklusiv ein.

2.             Bei ihm sind wir willkommen

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen!“ Es ist geradezu so, als ob Jesus in der Tür steht und auf uns wartet. Vielleicht kennen wir solche Situationen, wenn Menschen warten. Da stehen beispielsweise die Eltern sinnbildlich in der Tür und warten auf ihre halbwüchsigen Kinder, die nicht zur vereinbarten Uhrzeit nach Hause kommen. Die Gastgeber warten auf ihre Gäste, die sich offenbar verspätet haben. Die Sozialarbeiter und Streetworker warten darauf, dass ihre Hilfsangebote und Unterstützung angenommen werden. Jesus steht in der Tür und wartet darauf, dass wir uns auf den Weg machen und zu ihm kommen. Und wir? Wo stehen wir? Wie stehen wir zu ihm? Vielleicht sind wir Menschen, die sich schon vor langer Zeit auf den Weg zu ihm gemacht haben und bei ihm angekommen sind. Dabei kann es aber sein, dass im Lauf der Zeit der Glaube irgendwie normal und alltäglich geworden ist. Vielleicht ist er zur Gewohnheit, zur Routine geworden. Und Jesus steht in der Tür und hält Ausschau nach uns, dass wir wieder bewusst und neu zu ihm kommen und ihm wieder neu und bewusst unser Vertrauen aussprechen.

Vielleicht haben wir uns aber auch unmerklich von Jesus entfernt. Aus der Routine ist Langeweile geworden. Die lebendige Beziehung ist zur blutleeren Religiosität verkommen. Und die Langeweile bestimmt mehr und mehr den Glauben. Jesus steht in der Tür und wartet auf uns, damit er unserer Beziehung zu ihm wieder neues Leben und neue Begeisterung einhauchen kann.

Vielleicht sind wir schon immer skeptisch, weil wir nicht so recht wissen, auf was wir uns da einlassen, wenn wir uns näher mit Jesus befassen. Vielleicht haben wir auch schon mal Glauben gewagt, sind aber scheinbar enttäuscht worden. Wir dachten, dass Jesus uns unsere Wünsche erfüllt, wenn wir uns schon mal vertrauensvoll an ihn wenden. Aber das hat er nicht gemacht. Und deswegen oder aus ganz anderen Gründen bleiben wir auf Distanz zu ihm. Oder wir haben einfach keine Lust auf eine Standpauke von ihm, weil wir zu genau wissen, dass wir ihn mit unserem Misstrauen und Eigensinn übel beleidigt und verletzt haben.

Aber über der Tür, in der Jesus steht und auf uns wartet, steht was Wort „Willkommen“! Du willst nur mal schnuppern und schauen, was es mit ihm auf sich hat? Du bist willkommen. Du bist kritisch und skeptisch? Du bist willkommen! Du bist wütend und sauer und ungehalten auf Gott und die Welt? Herzlich willkommen bei Jesus. Du bist unsicher, ängstlich, traurig, ohnmächtig? Er nimmt dich tröstend in seine Arme. Du bist mit ihm liebevoll verbunden und ein langjähriger Vertrauter? Schön, dass du da bist.

Jesus wird dich nicht abweisen, er wird dich nicht rauswerfen.

3.             Unsere Wünsche oder sein Angebot?

Ich hatte es eben schon mal angedeutet, dass es natürlich auch viele Menschen gibt, die Glauben gewagt haben, die sich aber wieder voller Enttäuschung zurückgezogen haben. So ähnlich erging es den Menschen damals, denen Jesus sein Angebot unterbreitet hat. In Johannes 6 wird uns davon berichtet, dass Jesus eine riesengroße Menschenmenge mit 5 Broten und zwei Fischen satt gemacht hat. Das hat die Leute, die zu Jesus gekommen waren, natürlich hellauf begeistert. Sie wollten Jesus zu ihrem „Brotkönig“ machen. Jesus aber hat sich ihrem Anspruch entzogen. Nicht, weil er dazu nicht in der Lage gewesen wäre, sondern weil er weiß, dass eine Erfüllung der vordergründig-oberflächlichen Wünsche den Blick für die nötige geistliche Tiefendimension seiner Hilfe verbaut. Aber die Leute sind hartnäckig, sie suchen Jesus, sie verfolgen ihn regelrecht und erwarten die nächste Sensation, das nächste Wunder von ihm. Da sagt er ihnen klipp und klar: „Ich weiß genau, ihr sucht mich nur, weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid. Doch ihr habt nicht verstanden, dass meine Taten Zeichen sind. Bemüht euch nicht um Nahrung, die verdirbt, sondern um Nahrung, die für das ewige Leben vorhält.“ Das, was Jesus den Menschen anbieten will ist nicht automatisch das, was die Menschen sich von ihm erhoffen und von ihm erwarten.

Das ist vielen von uns immer wieder zu Weihnachten auch so ergangen. Erinnern wir uns doch mal zurück an die vielen Wünsche und Träume, die wir mit Blick auf Weihnachten und die Geschenke am Heiligen Abend hatten. Wir haben unsere Wünsche den Eltern oder Großeltern oder meinetwegen auch dem Weihnachtsmann genannt. Und das war hoffentlich auch in Ordnung, dass wir einen Wunschzettel schreiben durften. Aber neben den Wünschen, die wir an unsere Eltern gerichtet haben, gab es da noch die Wünsche und Vorstellungen, die unsere Eltern für uns hatten. Und die waren nicht immer deckungsgleich. Oft haben wir – zum Glück – nicht das bekommen, was wir uns gewünscht haben! So ist es auch bei Jesus. Er lädt uns uneingeschränkt und bedingungslos alle zu sich ein. Aber er ist zu unserem Glück und Seelenheil so ehrlich, uns das anzubieten und zu schenken, was wir fürs ewige Leben brauchen. Im Zusammenhang mit der Speisung der 5000 damals verwendet Jesus das Bildwort vom Brot des Lebens. Er sagt, dass er nicht nur Brot anbieten will, womit der Bauch gefüllt und der Magen gesättigt wird. Sondern er bietet sich selbst an. Er selbst will uns ausfüllen, will unsere tiefsten Bedürfnisse stillen, will uns für das ewige Leben satt machen.

Ich bin der Überzeugung, dass viel mehr Menschen die Einladung Jesu wahrnehmen und annehmen würden, wenn sie wüssten, was es bei Jesus gibt, was er uns anbietet. Wenn er nur als der Nothelfer angesehen wird, dann brauchen viele ihn nicht. Wenn er nur als die spirituelle Sahnekirsche auf der religiösen Selbsterlösungstorte ist, dann können wir auf ihn verzichten. Wenn er nur unsere Wünsche erfüllen soll, dann können wir eigentlich nur von ihm enttäuscht werden. Aber wenn er uns das ewige Leben schenken will und kann, wenn er unserem Leben Tiefgang und Inhalt, Sinn und Ziel gibt, dann sind wir bei ihm goldrichtig. Dann werden wir sehen, dass er zwar nicht alle unsere Wünsche erfüllt, aber alle seine Verheißungen. Darum bin ich so froh, dass wir zu ihm kommen können, wie wir sind, dass wir an ihn glauben und ihm vertrauen können und dass er uns nicht rausschmeißt. Und dann liegt unsere Hoffnung und Glaubensgewissheit nicht darin, dass wir etwas begriffen oder ihn ergriffen haben, sondern darin, dass er uns ergriffen hat, damit wir nach ihm greifen.

Diese Einladung, dieses Angebot gibt es „Exklusiv für Alle“. Exklusiv, weil du ihm außerordentlich wertvoll bist. Exklusiv aber auch, weil es das nur bei ihm gibt. Und es gilt dir und dir und uns allen!

 

AMEN