Bibelgespräch über 2. Mose 13
„Immerhin haben wir ein Dach über dem Kopf.“
„Das ist aber ein ganz edler Tropfen.“
„Wenn wir zusammenlegen, dann macht das 30 Euro pro Nase.“
„Wir machen das immer nach dem Vier-Augen-Prinzip.“
Wir lesen 2. Mose 13,1-16
Die Feier des Passafestes, das anschließende Fest der ungesäuerten Brote und die im Text erwähnte Weihe der Erstgeburt hängen ganz eng zusammen. Und bei allen drei Ereignissen und Handlungen können wir das „pars pro toto“ Prinzip erkennen.
In unserem Text ist noch in den Versen 2 und 11-13 von der Heiligung der Erstgeburt die Rede. Mit Rückbezug auf die 10. Plage ist es logisch, dass hier vornehmlich von der männlichen Erstgeburt die Rede ist. Der Vers 2 differenziert aber nicht zwischen den Geschlechtern. Nach meiner Erkenntnis gibt es auch keine ausdrücklichen Bibelstellen, die uns erklären, was genau mit der weiblichen Erstgeburt geschehen soll, wie sie zu betrachten ist. Unter Umständen ist auch tatsächlich nur alles Männliche, zumindest bei den Menschen, im Blick. Denn es stellt sich die Frage:
Wenn wir uns 4. Mose 3,12f anschauen, dann stellen wir fest, dass Gott offenbar ursprünglich alle erstgeborenen Jungen für den
Dienst am Heiligtum auserkoren hat! Das finden wir auch in 4. Mose 8,17-19 bestätigt. In 4. Mose 18,15-17 wird das noch weiter ausgeführt (die angeredete Person ist Aaron, mit ihm alle Leviten
und Priester).
[Jüdische Schriftausleger führen diesen Gesinnungswandel Gottes auf das traurige Ereignis mit dem goldenen Kalb zurück, wo das Volk schändlich und zuchtlos handelte. Damals reagierten nur
die Leviten auf die Aufforderung des Mose: "Her zu mir, wer dem Herrn angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi" (2. Mose 32,26).]
„Pars pro toto“, die Erstgeburt ist ein Teil des Volkes, der für das ganze Volk steht. Denn nicht nur die Erstgeborenen gehören Gott, sondern ALLE. Nicht nur die Leviten gehören dem Herrn und dienen ihm, sondern ALLE.
Im Neuen Testament wird das so ausgedrückt: Römer 14,7-8; 2. Korinther 5,15; 1. Petrus 2,9.
Nun müssen wir uns noch mit dem „Fest der ungesäuerten Brote“ befassen.
Der Sauerteig wird in der Bibel als Backtriebmittel ganz einfach erwähnt. Aber bei bestimmten Opfern, die auf dem Altar verbrannt wurden, war er verboten (3. Mose 2,11). Über die reale Bedeutung hinaus steht der Sauerteig als Sinnbild für unauffällige, doch gründliche und durchdringende Einflüsse im bösen (Mt16,6.11f; Mk8,15; Lk12,1; Gal5,9), aber auch im guten Sinn (Mt13,33; Lk13,21). Paulus nimmt die Tradition vom Passafest und dem anschließenden Fest der ungesäuerten Brote auf und verwendet sie als Bild.
Dr. Emil Dönges überträgt die alttestamentlichen Vorschriften wie folgt auf unser Leben mit Jesus und in seiner Nachfolgen:
„Erst nimmt die Seele ihre Zuflucht zu Christi
Blut; das ist eine Sache, die, wenn einmal geschehen, immer gilt, daher nie wiederholt zu werden braucht und auch nie wiederholt werden kann. Darauf folgt das „Ausfegen des Sauerteigs“, die
Absonderung und Trennung von aller Art des Bösen. Diese zieht sich durch unser ganzes Leben; sie bedarf der beständigen Fortsetzung oder Ausübung. Ja, die praktische Reinigung und Heiligung des
Bekehrten schreitet fort und wird erst vollendet sein, wenn er bei Christus am Ziele ist.“
Noch zwei Beobachtungen:
- 4x steht in den Versen 1-16 der Ausdruck: „denn der HERR hat euch mit mächtiger Hand aus Ägypten geführt.
- Die Erinnerung an das Heilshandeln Gottes soll uns „wie ein Zeichen sein“. Welche Zeichen der Erinnerung haben wir?
Wir lesen 2. Mose 13,17-23
Bibelgespräch über 2. Mose 12,29-51
Nachdem wir den Text (bitte schon vor dem Bibelgespräch) gelesen haben, fragen wir uns mit welchen Eigenschaftswörtern wir Gott beschreiben würden.
Immer wieder hat Gott den Auszug seines versklavten Volkes aus der Knechtschaft in Ägypten vorausgesagt (z.B. 6,1). Aber Gott wusste auch um die Weigerung des Pharaos (z.B. 3,19). Diese und viele andere Stellen in der Bibel erwecken den Eindruck, als wüsste Gott tatsächlich alles (im Voraus), als könne ihn nichts überraschen und schocken. Vor ihm ist offenbar nichts Vergangenes, Gegenwärtiges und auch nichts Zukünftiges verborgen. Wir glauben an den allmächtigen Gott. Dafür gibt es eine ganze lange Reihe biblischer Belege: 1Mose 17,1; Psalm 91,1f; Jeremia 32,17; Matth 19,26; Luk 1,37; Offenbarung 1,8; 19,6 und viel öfter! Auch über unser Leben weiß er bestens Bescheid (siehe Psalm 139,16).
Wenn wir uns die Geschehnisse von 2. Mose 5 an vor Augen führen, dann hören wir am Anfang noch den Hohn und den Spott des Pharao: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von dem HERRN, will auch Israel nicht ziehen lassen“ (5,2). Aber Gott öffnet Türen, die eigentlich unter den damaligen Machtverhältnissen hätten verschlossen blieben müssen. Israel hätte keine Chance gehabt, der Gefangenschaft zu entrinnen. Allein das Eingreifen Gottes hat den Weg in die Freiheit eröffnet.
Aber auch in sonstigen Herausforderungen des Lebens und des Alltages leiden wir an den Grenzen unserer Möglichkeiten.
Über die 9 Plagen haben wir ansatzweise nachgedacht. Über die 10. und letzte Plage haben wir im letzten Bibelgespräch nicht so genau gesprochen. Sie ist ja auch tatsächlich besonders schrecklich und furchtbar.
Über die Verstockung bzw Verhärtung des Pharao als sein aktives Handeln und über das aktive Wirken Gottes am Pharao haben wir auch schon gesprochen. Wir sehen darin zwei wesentliche Grundsätze gewahrt:
a) Der Mensch ist frei in seiner Entscheidung für den Ungehorsam.
b) Gott ist frei in seinem Handeln, Menschen eine Zeitlang gewähren zu lassen in dem, was sie sich vorgenommen haben.
Mit Blick auf Psalm 81,12f sollten wir uns aber davor hüten zu sagen, dass sowas wie „Verstocktheit des Herzens“ nur den gottlosen Heiden passieren kann und nicht denen, die mit Gott unterwegs sind.
Nach diesen eher thematisch orientierten Betrachtungen anhand des Textes schauen wir noch auf einige einzelne Begebenheiten und Beobachtungen.
Bibelgespräch über 2. Mose 12,1-28
Dieser Textabschnitt knüpft direkt an die vorhergehenden Kapitel an. Gott selbst bereitet sein Volk auf die letzte Plage, die Tötung der Erstgeburt unter der Ägyptern vor. Die Nacht des Gerichts für Ägypten soll zur Nacht der Bewahrung für Israel werden. Die Einsetzung des Passafestes hat aber nicht nur für die damalige Situation gravierende Bedeutung, sondern es soll jährlich gefeiert werden „als ewige Ordnung“ (14).
Solche Feier- und Gedenktage gibt es ja allenthalben (nicht nur mit Bezug auf biblische Feste).
Wir lesen zunächst 2. Mose 12,1-6
Ausgehend vom Datum dieses Festes wurde der Jahreskalender und der Festzyklus im Volk Israel eröffnet. Das Passafest ist der erste, das wichtigste, das größte aller jüdischen Feste!
Matthias Dreßler schreibt in seiner Auslegung, dass „das Schlachten von kleinen Tieren seitens der Ägypter untersagt worden war.“ Unter dem Gesichtspunkt ist das allererste Passa ein freiheitliches Tun der Israeliten, mit dem sie sich von ihren Unterdrückern emanzipieren.
Das Passafest und das, was in jener Nacht in Ägypten passiert ist, ist das Signal zum Aufbruch in die Freiheit.
Wir lesen weiter 2. Mose 12,7-15
Die Tötung der Erstgeburt war ja die ultimative Bestrafung Gottes an den Ägyptern und „über alle Götter der Ägypter“ (12) wegen ihres fortgesetzten Ungehorsams gegenüber Jahwe. Er wollte doch die Feinde Israels schlagen, nicht Israel selbst.
Vielleicht hilft uns der Psalm 130 an der Stelle weiter! Auch die Israeliten waren und sind Sünder, waren und sind auf Gottes gnädiges Vorübergehen (= Passa) angewiesen. Das dürfen sie niemals vergessen. Wir übrigens auch nicht, was uns betrifft.
Im Übrigen benötigt Gott auch keine blutverschmierten Türpfosten, um die Häuser zu erkennen, in denen Mitglieder seines auserwählten Volkes wohnen. Wir versetzen uns in die Lage der Israeliten und hören die Anweisungen Gottes, wie Mose sie weitergibt:
Wir lesen weiter 2. Mose 12, 21-24.
Die Parallele zwischen dem Passalamm und Jesus, unserem Passalamm (1. Korinther 5,7), ist vielen hinlänglich bekannt. Denn er ist „das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt“ (Johannes 1,29). Wir wollen noch ein paar detaillierte Parallelen entdecken.
Wir lesen Römer 5,9.
Es genügte nicht, dass das Lamm ausgesondert und geschlachtet wurde. Das Blut des Lammes musste an die Oberschwelle und die Pfosten der Haustür gestrichten werden. Erst dadurch war das Haus vor dem Verderben gesichert.
Wir lesen dazu 1. Petrus 1,2; Hebräer 10,19-23; 12,24
Wir lesen den letzten Abschnitt 2. Mose 12,25-28
Das Passafest sollte jedes Jahr gefeiert werden. Und jedes Jahr sollte die Geschichte erzählt werden. Der „Generationenvertrag“ der Erzählung, der Wissensvermittlung, ist unaufgebbar.
Das ungesäuerte Brot (Mazzen) sollte hergestellt werden, weil das schnell gebacken werden konnte. Sauerteig wird in der Bildersprache der Bibel oft mit der Sünde und dem Bösen verglichen (1. Korinther 5,6-8).
Die Aufbruchstimmung wird mit der Kleiderordnung unterstrichen. Auch wir sind unterwegs, sind hier nur vorübergehende Gäste.
Bibelgespräch über 2. Mose 11,1-10
Vorbemerkung:
„Und was haben die Mosegeschichte und die Versklavung der Israeliten in Ägypten, was hat die ablehnenden Haltung des Pharao und was haben schließlich die 10 furchtbaren Plagen von damals mit uns und mit mir heute zu tun?“ Ausgesprochenermaßen und unausgesprochen sind mir diese Fragen in der letzten Zeit begegnet. Manchem waren auch die Zusammenhänge und die Hintergründe zu kompliziert und das alles zu anstrengend.
In 1Kor 10 bezieht sich Paulus mit seinen Ausführungen auf den Auszug Israels aus Ägypten und den götzendienerischen Ungehorsam des Volkes in der Wüste. Dabei sagt er in V6: „Das ist uns alles zum (warnenden) Beispiel geschrieben.“ Jesus fragt seine Zeitgenossen immer und immer wieder: „Habt ihr nicht gelesen…?“ Und das gesamte Neue Testament fußt auf dem Alten Testament, es bezieht sich darauf und zieht Schlüsse für unser Leben mit Gott. Dabei geht es nicht in erster Linie um Mose oder Israel, sondern es geht um Gott. Der „Ich bin für dich“ ist der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Und wenn wir dann über den Auszug aus der Sklaverei und das Passahfest reden, dann sind die genaue Kenntnis darüber durchaus wichtig für das Verständnis des Opfertodes von Jesus.
Einstieg:
Nachdem wir im letzten Bibelgespräch über die erste der zehn Plagen gesprochen haben, machen wir eine großen Sprung und kommen heute zur Ankündigung der letzten, der schlimmsten Plage. Hier gebe ich euch eine anschauliche Übersicht über die bisherigen neun Plagen:
Erster Kreis |
Zweiter Kreis |
Dritter Kreis |
Grundschema |
1. Die Gewässer werden blutrot |
4. Stechfliegen |
7. Hagel |
Mose vor Pharao in der Frühe (am Fluss) |
2. Frösche |
5. Viehpest |
8. Heuschrecken |
Mose geht hin zum Pharao (in den Palast?) |
3. Stechmücken |
6. Blattern |
9. Finsternis |
Mose und Aaron nicht beim Pharao, sondern sie führen eine symbolische Handlung aus |
Egelkraut führt eindrücklich aus, wie die Plagen den natürlichen Verhältnissen Ägyptens entsprechen. Das Fischsterben der 1. Plage vertreibt die Frösche von den Flussufern. Deren Sterben löst die Moskito- und Stechfliegenplage aus (usw).
Wenn man solche „natürlichen“ Erklärungen ins Feld führen kann, verlieren sie dann nicht den Wundercharakter?
Wir lesen nun den Text 2. Mose 11,1-10
Offensichtlich geht es dem Verfasser dieses Abschnittes nicht in erster Linie um eine chronologische Darstellung der Ereignisse, sondern um inhaltliche Zusammenhänge. Die Vers 1-3 sind ein Einschub. Denn bevor Mose endgültig den Pharao verlässt, sagt er ihm noch das, was wir in den Versen 4-8 lesen. Auch die Verse 9-10 sind hier eine rückblickende Zusammenfassung und abschließende Erklärung, warum es zu den 9 Plagen kommen musste.
Das ist eine steile These, über die wir uns Gedanken machen müssen.
Wir reden noch mal (bei Bedarf) über die Thematik der Verstockung des Pharao.
Bibelgespräch über 2. Mose 6,26-7,25
Grundsätzlich und überhaupt sind die Einteilungen der biblischen Bücher in Kapitel und Verse ausgesprochen hilfreich! Aber manchmal versperren sie uns den Blick für Zusammenhänge, die über Kapitelgrenzen hinweg bedeutsam sind. Im Fall des Textabschnittes, den wir heute betrachten, ist das so. Es ist sinnvoll und erforderlich, mit 6,26 zu beginnen. Dr. Helmut Egelkraut nimmt folgende Einteilung vor:
Wir lesen nun zunächst den Abschnitt 6,26-7,7 und kommen darüber ins Gespräch.
Wir lesen (über die Kapitelgrenze hinweg!) 6,29-7,2! Wir bedenken den großen Gegensatz.
In 4,16 haben wir schon einmal diese merkwürdig anmutende Formulierung gelesen, dass Mose für Aaron Gott sein soll und Aaron der Prophet (der Mund) des Mose sein soll. Das bedeutet ja nicht, dass Jahwe den Mose zur Gottheit erhoben hätte. Sondern wie Jahwe den Propheten seine Worte in den Mund legt, so soll Mose dem Aaron die Worte, die Jahwe ihn lehrt, in den Mund legen.
Hier ist es hilfreich zu wissen, dass der Pharao als Gott galt und „auch nicht direkt mit Mose gesprochen hat, sondern über seinen Palastsprecher“ (Egelkraut).
Wir wollen anhand der nachfolgenden Bibelstellen nachvollziehen, welchen Machtanspruch Jahwe hat: 7,4.5; 8,18; 9,14.29; Psalm 24,1
Es ist hochinteressant, wie hier und zu allen Zeiten politische Unterdrückung durch Despoten, Autokraten und Diktatoren immer eine religiöse Dimension hat. Die Frage heißt letztlich: Wer ist wirklich Herr und Gott? Pharao oder Jahwe?
Wir lesen den nächsten Abschnitt 7,8-13 und kommen darüber ins Gespräch.
Der Stab spielt in den Plagenerzählungen eine besondere Rolle. 14mal wird er erwähnt. In 4,2 war er noch ein einfacher Hirtenstab, in 4,17 Zeichen der Macht Gottes, in 4,20 der Stab Gottes und etwas später im Amalekiterkrieg (17,9) hält Mose ihn hoch. Auch die „Weisen und Zauberer“ haben solche Stäbe.
Wir lesen noch den dritten Abschnitt 7,14-25 und kommen darüber ins Gespräch.
„Es ist gut möglich, dass der Gang des Pharao zum Nil eine religiös-rituelle Bedeutung hatte, ähnlich einer Prozession oder Beschwörung, denn der Nil war als Lebensspender Ägyptens göttlicher Natur“ (Egelkraut zu V15).
Manche Ausleger erklären die Rotfärbung durch rote Erde, die nach starkem Regen am Oberlauf den Fluss gerötet hat und / oder durch Algen und den sich daran ernährenden Bakterien. Ähnlich Vorkommnisse gab es wohl auch schon zu anderen Zeiten.
Schlussfrage:
Bibelgespräch über 2. Mose 6,2-13
Einstieg: „Repetitio est mater sapientia“. Jetzt fängt er auch noch mit Latein an! Aber so schwer ist das gar nicht. „Die Wiederholung ist Mutter der Weisheit.“ In einer Abwandlung kenne ich die Redewendung „Die Wiederholung ist die Wiege der Weisheit“.
Wir lesen den Bibeltext 2. Mose 6,2-13.
Meist wird in einer Wiederholung nicht nur „stupide“ das erneut gesagt, was zuvor schon mal berichtet wurde. Sondern es werden ganz bewusste Akzente gesetzt oder Ergänzungen eingefügt.
Im Vers 7 steht bei „dass ihr’s erfahren sollt“ das Wort „jada“. Wer schon länger Bibelarbeiten und Bibelstunden mit mir erlebt hat, weiß, wie wichtig mir dieses Wort ist (Siehe die Auslegung zu 2Mo 5,1-6,1 und öfter)! „Jada meint keinen reinen, abstrakten Denkakt, sondern spricht immer auch von einer ganzheitlichen Beteiligung, die die praktische Umsetzung und ein dem Erkennen angemessenes Handeln einschließt“ (Elberfelder Studienbibel) [Auch eine Wiederholung!!! J]. Gott erfahren, Gott erkennen, das geht nicht ausschließlich am Schreibtisch, im Bibelstudium, in der Bibelstunde und dem Gottesdienst. Sondern das geht nur in Aktion, in Bewegung, im Handlungsvollzug, im Alltag.
Vergewisserung, Bestätigung; was vergessen wurde und verschütt gegangen ist wird wieder ans Licht gebracht und gewinnt wieder prägende Wirkung für den Alltag:
Die Aussage Gottes in 6,3 „aber mit meinem Namen »HERR« habe ich mich ihnen nicht offenbart“ stellt Exegeten, Theologen und Bibelleser vor große Herausforderungen. Dann auf den ersten Blick stimmt das nicht! Zwar lesen wir in 1Mo 17, dass Gott sich dem Abram als „El shaddai“, als der allmächtige Gott, vorstellt. Aber zum Beispiel in 1Mo 24 ist oft von Gott als „HERR“ die Rede und in 1Mo 28,13 stellt Gott sich selbst vor: „Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott.“
Wir registrieren, dass den Erzvätern der Gottesname „Jahwe“ bekannt gewesen ist. Aber die tiefe Erkenntnis der dynamischen Bedeutung dieses Namens wird hier erst sichtbar. Die befreiende Bedeutung des darin ausgeführten göttlichen Wesens wird dem niedergeschlagenen und verbitterten Volk durch die machtvolle Befreiung erst jetzt offenbart. Der Jahwe-Name hat seine tiefe Bedeutung in der Befreiung aus der Knechtschaft (siehe 2Mo 20,2).
Das hebräisch Wort im Vers 3 bei „habe ich mich ihnen nicht offenbart“ heißt? Richtig: jada!!!
»Jahwe« und die grundlegende Rettungstat, der Auszug aus Ägypten und der Weg ins verheißene Land, gehören untrennbar zusammen! Dieses Zusammengehören offenbart Gott erst hier.
Die Reaktion des Volkes (Vers 9) wird hier auch anders geschildert als in 4,31.
Die Einwände des Mose sind immer die gleichen (4,10; 6,12.30). Die Antwort Gottes ist auch hier gewissermaßen der Bruder des Mose, Aaron. Die beiden treten als Duo, als Team auf. Zwei und zwei, das ist offenbar ein beliebtes Prinzip Gottes.
Bibelgespräch über 2. Mose 5,1-6,1
Einstieg: Könnt ihr euch an Situationen erinnern, in den ihr mutig, engagiert und mit aller Kraft und Leidenschaft etwas begonnen und angepackt habt? Und ihr wart auch ganz sicher, dass das Vorhaben gelingt! Aber dann kam es doch anders als gewünscht und geplant.
Vielleicht kann jemand mutig davon erzählen!?
Wir lesen den Text aus 2Mose 5,1-6,1
„Das war wohl nix. Dieser Schuss ging nach hinten los. Der Start war ziemlich mies.“ So, oder so ähnlich könnte man umschreiben, was sich hier abgespielt hat. Die Ansage an den Pharao entspricht den Worten Gottes in 3,18.
Wir sind in diesem Text gleich zu Beginn bei einem Thema, das topaktuell ist. Was ist das für ein Gott, von dem Mose und Aaron sprechen, dem sich ein Pharao unterordnen soll?
Der Pharao fragt ein doppeltes:
a) Wer ist überhaupt der HERR?
b) Warum soll ich auf ihn hören, horchen, gehorchen?
In der Forstsetzung der Heilsgeschichte müssen wir uns als neutestamentlich Gläubige fragen lassen, mit welchem Recht wir den Universalanspruch Jesu Christi proklamieren.
Der Pharao sagt, dass er nichts von Jahwe weiß. Er meint wahrscheinlich, dass er keine Grundkenntnis über ihn hat. Aber in dem Wort „jada“ geht es nicht nur um ein Wissen, sondern um erkennen, erfahren, vertraut sein mit, persönliche Beziehung. „Jada meint keinen reinen, abstrakten Denkakt, sondern spricht immer auch von einer ganzheitlichen Beteiligung, die die praktische Umsetzung und ein dem Erkennen angemessenes Handeln einschließt“ (Elberfelder Studienbibel).
Eigentlich geht es doch bei dem Anliegen Gottes (vorgetragen durch Mose und Aaron) zunächst um nichts anderes als um die freie Religionsausübung, die heute bei uns ein verfassungsgemäß verbrieftes Grundrecht ist.
Selbstverständlich sind wir darüber verärgert, auch wenn es heute Christen in vielen Ländern ebenso geht.
Gedanken zu diesem Thema von Dr. Christoph Morgner füge ich am Ende meiner Ausarbeitung an.
„In meinem Land gibt es sowieso schon genug von euch Israeliten“. So der Vers 5 in der „Hoffnung für alle“.
Im Vers 5 steht im Hebräischen für „feiern lassen“ das Wort, das an den Sabbat erinnert. Die Unterdrücker haben ihren Sklaven keine Ruhe, keinen Sabbat, keine freie Religionsausübung zugestanden.
Nach der Übertragung „Gute Nachricht“ und der Erläuterung von Auslegern sind die „Vögte“ Ägypter, die „Aufseher“ sind israelitische Vorabeiter.
Nachdem der Pharao keinen Deut nachgibt, geraten Mose und Aaron ins Kreuzfeuer der Kritik. Gott soll die beiden strafen. Warum? „Der HERR sehe auf euch und halte Gericht darüber, dass ihr unseren Geruch beim Pharao und bei seinen Hofbeamten stinkend gemacht habt“ (Elberfelder). Und mit eurem Ansinnen habt ihr dem Pharao einen Grund und einen Vorwand gegeben, das Schwert gegen uns zu erheben und uns zu töten.
„Wer nicht hören will, wird sehen: Gott tut immer, was er sagt.
Wer nicht glauben will, wird spüren, dass Gott plagt, wer andre plagt“ (Jürgen Werth).
Wir kommen zur Einstiegsfrage zurück. Der schnelle Erfolg bleibt aus. Anstatt dass es schöner und besser wird, wird die Lage noch schwieriger. Misserfolg, Unglück, Leid, Bedrängnis, Verfolgung sind Erfahrungen, die Christen machen müssen.
Während des Ramadan darf in einigen deutschen Städten der Muezzin zum Gebet rufen. Pfarrer i. R. Christoph Morgner schreibt, warum er das für falsch hält und
weshalb das überdacht werden sollte.
In meiner Heimatstadt Garbsen darf derzeit der Ruf des Muezzins erschallen. Dies ist keine Ausnahme, sondern beispielsweise auch in Krefeld, Neuwied, Duisburg,
Flensburg oder Recklinghausen der Fall. Hintergrund ist der Fastenmonat Ramadan, der in diesem Jahr am Abend des 23. April begonnen hat, und dass Muslime wegen der Corona-Pandemie nicht gemeinsam
feiern können. Oft verbindet sich damit die Erwartung, über den Ramadan hinaus regelmäßige Muezzinrufe zuzulassen.
Dürftige Begründung Die Begründung fällt häufig dürftig aus: Es läuteten schließlich auch die Glocken der Kirchen. Gleiches Recht für alle. Doch mit dem
Glockenläuten verbinden sich keine Glaubensaussagen. Man stelle sich dagegen vor, Pfarrer würden per Lautsprecher das christliche Glaubensbekenntnis ausposaunen. Das gäbe zu Recht einen Aufschrei
der Empörung. Es kann niemandem zugemutet werden, zwangsweise und regelmäßig dem offensiven Glaubensbekenntnis einer Religion ausgesetzt zu sein.
Islamischer Glaube wird bekannt Im Gebetsruf des Muezzins wird der islamische Glaube in arabischer Sprache bekannt: „Allah ist am größten (4x). Ich bezeuge,
dass es keinen Gott außer Allah gibt (2x). Ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Allahs ist (2x). Auf zum Gebet (2x). Auf zum Erfolg (zu guten Werken) (2x). Allah ist am größten (2x). Es gibt
keinen Gott außer Allah.
Welche Werte bringt der Islam mit? Der Muezzinruf zeigt an, dass sich der Islam nach und nach bei uns einquartiert. Doch welche Werte bringt er mit? Eine Antwort erhalten wir dort, wo der Islam in der Mehrheit ist und den Alltag der Menschen prägt und wie in diesen Ländern religiöse Minderheiten behandelt werden. Muslime nehmen bei uns Rechte für sich in Anspruch, die sie dort, wo sie das Sagen haben, uns Christen und anderen Minderheiten nicht zugestehen. Wer jedoch Toleranz und Freiheit für sich und seine Anliegen erwartet, muss sie zunächst einmal selbst praktizieren und anderen gewähren. Davon ist der real existierende Islam leider weit entfernt. Deshalb: „Wehret den Anfängen!“
Bibelgespräch über 2. Mose 4,18-31
Als Thema setze ich die Frage über diesen Abschnitt und das Bibelgespräch: Ist Gott lebensbedrohlich?
Zunächst aber wieder ein Gesprächsgang zum Einstieg:
Und noch eine Gesprächsrunde:
Auf beide Gedankengänge werden wir im Laufe unseres Austausches zurückkommen. Zunächst aber starten wir am Anfang unseres Textabschnittes.
Wie verhält es sich mit der Verstockung des Pharaos? Einerseits lesen wir an vielen Stellen, dass er selbst für die Verhärtung seines Herzens verantwortlich ist: 2Mose 3,19; 7,13.14.22; 8,11.15.28; 9,7.34.35; 13,15. In der „Guten Nachricht“ heißt es: er wurde trotzig und blieb starrsinnig. Andererseits erklären viele andere Stellen, dass Gott das Herz des Pharao verstockt: 2Mose 4,21; 7,3; 9,12; 10,1.20; 11,10; 14,4.8.17. Hier steht jeweils: „Der Her machte den Pharao so starrsinnig, dass er ….“
In den Versen 22 und 23 steht jeweils der Erstgeborene im Mittelpunkt.
Wir spannen den Bogen hinein ins NT und schauen uns ein paar Bibelstellen an, die davon sprechen, dass wir adoptierte Kinder Gottes sind: Joh 1,12; Gal 3,26; Röm 8,15f; 1Joh 3,1f
Sehr dunkel und rätselhaft sind die folgenden Verse 24-26. Halten wir zunächst fest, was hier steht: „Und es geschah auf dem Weg, in der Herberge, da trat der HERR ihm entgegen und wollte ihn töten. Da nahm Zippora einen scharfen Stein, schnitt ihrem Sohn die Vorhaut ab, berührte <damit> seine Füße (Anm: ein verhüllender Ausdruck für das Geschlechtsteil) und sagte: Wahrhaftig, du bist mir ein Blutbräutigam! Da ließ er von ihm ab. Damals sagte sie »Blutbräutigam« wegen der Beschneidung.“ (nach der Elberfelder Bibel)
Im Gegensatz zur Interpretation in der Lutherübersetzung steht im V24 nicht der Name von Mose. Deswegen ist auch nicht klar, wem der Angriff Gottes galt: dem Mose oder seinem Sohn? Warum diese Lebensbedrohung? Warum die Berührung und was bedeutet der Ausdruck „Blutbräutigam“?
Im Textabschnitt vorher ist zweimal vom Erstgeborenen die Rede. Hier geht es sehr wahrscheinlich um den erstgeborene Sohn von Mose, der nicht beschnitten war. Und das hat Gottes Zorn hervorgerufen. Denn die Beschneidung ist grundlegendes Merkmal für die Kinder des Volkes Gottes. Siehe hierzu 1Mose 17,14! Warum war Gerschom nicht beschnitten? Für eine mögliche Erklärung will ich kurz zurückgreifen auf 2Mose 2,21. Im Kontext wird erzählt, wie Mose seine Frau Zipporah, die Tochter des (heidnischen) Priesters von Midian (2Mose 2,16) kennenlernte. Sein zukünftiger Schwiegervater lädt ihn nach Hause ein, und dann heißt es: »Da entschloss sich Mose bei dem Mann zu bleiben und er gab die Zipporah, seine Tochter, dem Mose«. Das Verb, das mit »sich entschließen« verdeutscht werden kann, leiten die Rabbinen von einem ähnlichen Verb ab und verstehen es als: »schwören lassen«. Demnach lautet der Vers also: »Da schwor Mose, bei dem Mann zu bleiben und er gab die Zipporah, seine Tochter, dem Mose«. Ein jüdischer Rabbiner erklärt: »Denn als Mose zu Jitro sagte: Gib mir deine Tochter Zippora zur Frau, sagte ihm dieser: Nimm eine Bedingung an, die ich dir sage, und ich gebe sie dir zur Frau. Er fragte: Was denn? Er antwortete ihm: Der erste Sohn, den du bekommst, soll dem Götzen gehören, alle weiteren sind für Gott. Und (Mose) nahm es an. Er sagte zu ihm: Schwöre es mir. Und er schwor es ihm. (…) Deshalb wollte der Engel zuerst Mose töten. Sofort ergriff Zippora einen Feuerstein …, da ließ er von ihm ab.« Diese Handlung hat Unheil abwehrenden Charakter, evtl vergleichbar mit der Bestreichung der Türpfosten mit dem Blut des Passahlammes beim Auszug.
Gott erwartet also mit allem Nachdruck, dass der Sohn des Moses, des künftigen Anführers, beschnitten werde, damit das Volk, wenn ihm durch Moses das Gesetz der Beschneidung würde gegeben werden, es dieselbe nicht verachte, sondern das Beispiel davon bereits am Sohne seines Anführers gegeben sähe.
Mit der Berührung setzt Zippora Mose in Beziehung zu dieser Handlung, weil das Versäumnis letztlich ihm angelastet wird. Somit rettet sie Mose das Leben. „Blutbräutigam“ ist ein Begriff aus der Erwachsenenbeschneidung, die in manchen Völkern kurz vor der Hochzeit vollzogen wurde. Ist hier Mose gemeint, dann würde es bedeuten, dass Zippora ihren Mann noch einmal als ihren Bräutigam empfangt. Ist der Sohn gemeint, dann sagt sie damit, dass er durch den Vollzug der Beschneidung ein „Bräutigam des Bundes“ geworden worden.
Für Gott war die fehlende Beschneidung offenbar kein Kavaliersdelikt.
Der Schutz, den Gott selbst vor seinem Zorn gewährt, liegt in seinem Bund begründet.
Bibelgespräch über 2. Mose 4,1-17
Unser Abschnitt setzt nahtlos die Berufungsgeschichte aus Kapitel 3 fort. Nachdem Gott sogar für den Auszug „reiche Beute“ versprochen hat, hat Mose einen weiteren Einwand (die ersten beiden Einwände haben wir in 3,11 und 13 gelesen). Ein dreifaches „nicht“ prägt seinen Widerspruch.
Mose hat gar keine Bestätigungswunder erbeten oder gefordert. Dennoch gibt ihm Gott gleich drei davon.
Wir betrachten die drei Zeichen und nehmen die Details unter die Lupe.
Der Stab ist das alltägliche Werkezeug eines Hirten zum Leiten der Herde. So gesehen ist er auch ein Zeichen seiner Aufgabe UND seiner Macht (Stab und Zepter sind im Hebräischen ein Wort). Schlangen waren einerseits in Ägypten eine alltägliche Gefahr, andererseits bei den Pharaonen ein Symbol ihrer königlichen Macht. Schaut mal in 2. Mose 7,10ff, wie das dann vor dem Pharao aussieht.
Aussatz war eine unheilbare und ansteckende Hautkrankheit. Die Hände in den Taschen zu haben drückt Passivität aus. Es braucht Mut, im Vertrauen auf Gott eine Handlung zu wiederholen, die beim ersten Mal eine unheilbare Krankheit bedeutet hat.
Das Wasser des Nil war den Ägypter heilig, einer Gottheit gleich (weil lebensspendend). Er entspricht dem Gott der Vegetation Osiris. Dagegen steht vergossenes Blut für den Tod.
Hier gewährt Gott also ohne Bitte Zeichen und Wunder. An anderen Stellen wehrt sich Jesus massiv gegen die Zeichenforderung (siehe Johannes 6,30; Matthäus 16,4 par).
Mose fürchtet den Unglauben der Israeliten. Das können wir wahrscheinlich ganz gut verstehen und nachvollziehen.
Dennoch und trotz allem hat Mose noch einen gewichtigen Einwand, den er schließlich vorbringt: „Herr, ich bin kein Mann von Worten. Ich war es früher nicht und bin es auch nicht, seit du zu deinem Diener redest; schwerfällig sind mein Mund und meine Zunge“ (Zürcher Bibel).
o Was spricht unbedingt dafür, dass Verkündiger des Evangeliums unbedingt redebegabt und rhetorisch fit sind? Welche Bedeutung hat das für Sie?
o Warum sind Rhetorik und eine geschliffene Sprache nicht wichtig, warum sogar eventuell hinderlich für die Verkündigung des Wortes Gottes?
Mose wurde ja nun für eine sehr spezielle Aufgabe berufen.
Mose bekommt den Aaron an seine Seite. Das spricht für „Teamwork“. Jesus hat auch seine Jünger zu zweit ausgeschickt.
Jürgen Werth hat die Reaktion von Mose für ein Musical mit nachfolgendem Text entfaltet:
„Such dir bitte einen andern, hinter dem will ich dann stehn. In der zweiten Reihe wird man leichter übersehn. Einer ist bestimmt begabter, stellt sich viel geschickter an, sicher kann er besser reden, geht den andern gern voran. Such dir bitte einen andern.
Such dir bitte einen andern, hinter dem will ich dann stehn. In der zweiten Reihe kann man Feinden leichter widerstehn. Einer ist bestimmt auch frömmer, zweifelt nie, wenn du was sagst. Und mit dem fährst du viel besser, als wenn du es mit mir wagst. Such dir bitte einen andern.
Die zweite Reihe – die macht für mich Sinn! Sie ist der Platz, wo ich am liebsten bin. Die dritte oder vierte täten’s auch. Die erste ist das Letzte, das Letzte, was ich brauch.
Such dir bitte einen andern. (Jürgen Werth)
Bibel im Gespräch über Matthäus 13,24-30.36-43
Die Grundlage für dieses Bibelgespräch sind die Predigt und der gesamte Gottesdienst am vergangenen Sonntag. Darum starten wir auch zuerst mit einem Rückblick, einem Austausch über den Gottesdienst und meine Ausführungen über das Gleichnis vom „Unkraut unter dem Weizen“.
Mein Einstiegsgedanke war: Wie müsste die Welt aussehen, wenn das Reich Gottes tatsächlich mit Jesus angebrochen ist? Wir wünschen uns eine heile Welt.
Der Text spricht vom aktiven, bösartigen und böswilligen Handeln des Feindes.
„Der Acker ist die Welt“. Diese Aussage Jesu hat den einen oder anderen Theologen zu der Überzeugung geführt, dass im Gegensatz zur Welt die Kirche, die Gemeinde Jesu, möglichst rein bleiben muss. Eph 5,27spricht von einer „Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilige und untadelig sei.“ Jesus und Paulus sprechen sehr deutlich von „Gemeindezucht“ (Mt 18,15ff; 1Kor 5).
Bibelgespräch über 2. Mose 3,1-22
Oftmals sind die Einteilungen in der Bibel mit Kapiteln, Versen und Abschnitten eine große Hilfe für die bessere Übersicht. Manchmal aber sind „grenzüberschreitende Maßnahmen“ und der Blick über den Absatzrand hilfreich und notwendig. Wir achten auf die Spannung, die sich uns darstellt, wenn wir folgende Wort lesen: „Und Gott sah auf die Israeliten und nahm sich ihrer an. Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus.“
In diesem sehr wesentlichen Abschnitt geht es um etliche große Themen.
Zunächst aber schauen wir uns die Situation des Mose an. Wir blicken noch mal kurz zurück und fragen:
Ich will die Tatbestände betonen: Der ehemalige Prinz von Ägypten, der offenbar den Eindruck hatte, dass er das Volk seiner Brüder (2,11) befreien soll, hütet seit 40 Jahren Schafe, die nicht ihm, sondern seinem Schwiegervater gehören. Er ist ein bedeutungsloser Privatmann, ein Knecht, ein Schafhirte, sitzt fest, befindet sich auf dem Abstellgleis. Seit 40 Jahren ist er nun in Midian. Da hat er Zeit zum Nachdenken, zum Meditieren. Hat er sich damit abgefunden? Hat er resigniert? Eigenmächtig hat er auf jeden Fall nicht mehr gehandelt. Ist er reifer, weiser, ruhiger geworden?
1.) Wie begegnet Gott dem Mose (und was lernen wir für unsere Gottesbegegnung)?
Ich will hier natürlich nicht meine Beobachtungen schon zum Besten geben. Deswegen rege ich euch an, die Umstände, die Gegenstände, die Beschreibung der Reaktion von Mose zu betrachten und auf euch wirken zu lassen.
Mitten im Alltag passiert es, dass Gott mit uns in Kontakt tritt, mit uns in Berührung kommt. Der Ort muss kein sakraler, kein geweihter Wallfahrtsort sein.
Die Neugierde spielt bei Mose eine nicht unwesentliche Rolle. Aber zum einen reicht Neugierde für eine Berufung und Beauftragung von Gott nicht aus. Zum anderen wird die Neugierde sogar ausgebremst („Tritt nicht herzu …“).
Der Dornbusch ist nicht gerade ein Edelgewächs. Er trägt keine Früchte, gibt keinen Schatten und eignet sich schon gar nicht als Bauholz. Ausgerechnet dieses Gewächs sucht Gott sich als Träger seiner Offenbarung aus. Im Hebräischen heißt Dornbusch „Senä“, das klingt ähnlich wie „Sinai“. Der „Senä“ und der „Sinai“ sind Orte der Offenbarung Gottes.
Gott offenbart sich wundersam irdisch. Denken wir an das Kind in der Krippe, das zum Mann am Kreuz wurde.
2.) Warum ergreift Gott die Initiative und welchen Plan hat er?
Hierzu beachten und zählen wir, wie oft Gott mit dem Wörtchen „ich“ aussagt, was er getan hat und tun will.
Der Plan sieht vor, dass Mose das Volk Gottes, die Israeliten, aus Ägypten führt. Nun, das ist kein Klacks!
Wenn wir nur den ersten Aspekt betrachten, dass Gott will uns es macht, dann ziehen wir uns bequem zurück. Wenn wir nur den zweiten Gedanken hören, dass (Mose das Volk befreien und) wir die Menschen zu Jesus bringen sollen, dann werden wir verrückt!
In 2,14 wurde er gefragt: „Wer hat dich zum Aufseher oder Richter über uns gesetzt?“ Und in 3,16 sagt ihm Gott: „Darum geh hin ….!“
3.) Wer und wie ist Gott?
„Derjenige, der um den Namen eines Geistes oder einer Gottheit weiß, kann über dieses Wesen verfügen oder es manipulieren. Dies ist das Ziel aller menschlichen Religiosität: die Götter so zu beeinflussen, dass sie sich zugunsten der Menschen einsetzen“ (Stefan Kürle). Vor dem Hintergrund dieses Verständnisses ist die Antwort Gottes eine Nicht-Antwort!
4.) Wozu will Gott sein Volk (und die Menschen überhaupt) befreien?
Die Vers 8 und 17 leuchten uns unmittelbar ein. Die Zielbeschreibung in 18b erscheint mir allerdings ein wenig fragwürdig.
Der Aspekt, dass Gott uns grundsätzlich befreit, damit wir ihm dienen, opfern und ihn anbeten, ist zeitlos und gilt auch im Neuen Testament. Siehe hierzu Lukas 1,74.75; Titus 2,14; Römer 12,1
Bibelgespräch über 2.Mose 2,11-25
Zum Einstieg betrachten wir diese Karikatur und fragen uns: „Welche Gedanken bewegen diesen Menschen?“
Dabei versetzen wir uns bitte unbedingt in seine Sichtweise. Wir sehen das Labyrinth aus einer höheren Warte ….. .
Als Thema über den Text setze ich mal „Gottes verborgene Wege“. Es geht darum, dass und wie Gott führt. Hierzu liefere ich ein paar Zitate:
Wir lesen den Text 2. Mose 2,11-25
Beim Lesen des Textes kommen uns sicher etliche Fragen in den Sinn. Deswegen tauschen wir uns jetzt erst einmal über die Erzählung aus und benennen die Verständnisfragen. Dabei gehen wir Vers für Vers vor!
Nun nehmen wir mal folgendes an: Mose wird auf seiner Flucht nach Midian zwar nicht von der ägyptischen Polizei gefasst und verhaftet. Aber ihm wird in Abwesenheit der Prozess gemacht. Diese Gerichtsverhandlung spielen und empfinden wir nach. Darum brauchen wir ein paar „Darsteller“. Wir benötigen einen Staatsanwalt, der die Anklageschrift verliest. Wir brauchen einen Verteidiger, der den Angeklagten sehr gut kennt und seine Interessen deswegen vor Gericht glaubhaft vertreten kann. Und wir rufen auch die beiden hebräischen Sklaven in den Zeugenstand, deren Streit der angeklagte Mose am Tag nach dem Mord schlichten wollte. Den vorsitzenden Richter, der jeweils das Wort erteilt, würde ich selbst übernehmen. Wer bereitet sich auf eine der Rollen vor??? Und los geht’s, die Gerichtsverhandlung ist eröffnet!
Nach dieser Gerichtsverhandlung tun wir mal so, als würden wir Mose in Midian zuhören, wie er seiner Frau Zippora die Geschichte erklärt. Hierbei sind wir alle Mose und ergänzen uns gegenseitig.
Schließlich lesen wir zusammen, wie Stephanus in Apg 7,17-29 das Geschehen interpretiert und welche Deutung wir im Hebräerbrief (11,23-27) lesen. Darüber kommen wir ins Gespräch.
Im vorhergehenden Abschnitt (2,1-10) haben wir festgestellt, dass Gott führt und lenkt und leitet und dabei auch die Persönlichkeiten und deren Fähigkeiten gebraucht und verwendet.
Die Biografie ist für Mose sehr prägend für seine Persönlichkeitsentwicklung und Lebenserfahrung und damit auch für seine Berufung.
Bei allem, was Mose laut dem biblischen Bericht getan hat, müssen wir uns fragen, was er mit seinem Handeln schließlich und endlich eigentlich erreicht hat.
Besonders an dieser Stelle stockt einem beim genauen Bedenken der Atem. Denn wollte Gott diesen Mann nicht zum Retter seines Volkes machen? Macht das die Pläne Gottes mit Mose zunichte? Gott aber gebraucht das, um ihn Schritt für Schritt zu leiten. Dennoch:
Hier, am Ende von Kapitel 2, wird zum ersten Mal erwähnt, dass Gott aktiv in Erscheinung tritt! Seine Aktion ist eine Reaktion.
Bibelgespräch über 2. Mose 1,22-2,10
Zum Reinfinden:
Zum Durchblicken:
Der Text konzentriert sich ganz stark auf die eine Person, deren Name genannt wird: Mose. Die Namen anderer werden hier (noch) nicht erwähnt. Erst später erfahren wir den Namen der Eltern (Amram und Jochebed) und der Geschwister von Mose (Aaron und Mirjam; beide waren älter als er). Die Mutter sah, dass das Kind „fein“, schön, gut war. Es ist in der knappen Erzählung kaum zu bestimmen, was damit genau gemeint sein könnte.
Das hebr Wort für „Kästlein“ findet sich nur noch in der Geschichte von der Sintflut und meint dort Arche. Die „Arche“ hier wird genau da ausgesetzt, wo die neu geborenen Söhne ertränkt werden sollten: auf dem Nil. Das Kästlein wurde ins Schilf gesetzt, so dass es nicht abgetrieben werden konnte, sondern durch das Schilf am Ufer blieb. Wurde die Schwester (Mirjam, siehe 4. Mose 26,59) dahin beordert, um zu beobachten, was mit dem kleinen Baby passiert? Wir wissen es nicht. Hat die Mutter diese Stelle bewusst gewählt, weil sie wusste, dass die Tochter des Pharao hier regelmäßig badet? Wir wissen es nicht! Mit Spannung beobachten wir, dass die Prinzessin das Kästchen entdeckt. Wie reagiert sie? Was macht sie mit dem Kind? Wie entscheidet sie sich? Die Frage von der Schwester des Babys (in Vers 7) ist geschickt. Nachdem die Amme das Kind in ihre Obhut bekommt wird deutlich, dass die Tochter des Pharao Anspruch auf den Jungen hat („Nimm das Kindlein mit und stille es mir“). Als das Kind groß war, als es entwöhnt war, das war etwa im Alter von drei bis vier Jahren. Die Bedeutung des Namens ist vielschichtig. Mose hergeleitet aus dem Ägyptischen bedeutet „Sohn“ oder „Geborener“. Die hebräische Bedeutung leitet sich von dem Wort ab, das „herausziehen“ bedeutet. So versteht es auch die Ägypterin. Allerdings ist es genau genommen so, dass Mose derjenige ist, der herauszieht: das Volk Israel aus Ägypten.
Zum Vertiefen:
Ich habe in den Erläuterungen schon einiges angedeutet, was uns der Text nicht sagt. Manche von uns kennen die Geschichte vielleicht schon sehr lange und haben darum auch Details im Kopf, die im Text gar nicht stehen.
Zwar unterscheiden wir zwischen dem, was dasteht und dem, was wir meinen, dass es dasteht. Aber trotzdem entdecken wir vieles, was zwischen den Zeilen steht, wir erkennen Gottes Handeln!
Wir betrachten die Lebenshaltung der Eltern von Mose etwas genauer.
Damit sind wir bei der Einstiegsfrage vom Anfang.
Meines Erachtens zeigt sich die Lebenshaltung der Eltern in Zuversicht und Gottvertrauen auf der einen Seite und auf der anderen Seite in dem, was sie durch Gottes Gaben und Kraft selbst tun können.
Bei dieser Geschichte - das wissen wir, weil wir wissen, wozu Mose gerettet wurde – geht es nicht nur um die persönliche Rettung eines Babys. Diese persönliche Geschichte hat mit Gottes Heilsgeschichte zu tun.
Bibelgespräch über Matthäus 13,31-33
[Wichtiger Hinweis: in Teilen bezieht sich diese Ausarbeitung auf die Predigt über den gleichen Text, die unter 03.05.2020 zu finden ist.]
Nein, kein Fehler, sondern ich habe bewusst erneut der Text gewählt, über den ich am vergangenen Sonntag euch die Predigt zugeschickt habe. Es geht um drei Fragen / Themen:
1) Was meint Jesus, wenn er vom Reich Gottes redet?
2) Was verbirgt sich hinter dem Bild vom Senfkorn und der daraus wachsenden Staude?
3) Was verbirgt sich hinter dem Bild vom Sauerteig?
Über die ersten beiden Fragen habe ich schon manche Gedanken in der Predigt entfaltet. Die würde ich gern mit euch wiederholen, vertiefen, ergänzen. Das andere Bild vom Sauerteig möchte ich mit euch unter die Lupe nehmen.
Manchmal ist ein Vergleich mit den Parallelstellen aus den anderen Evangelien ganz hilfreich, weil sich die Heiligen Schriften ergänzen. Lukas stellt wie Matthäus die beiden Bilder Senf / Sauerteig direkt nebeneinander (Lk 13,18-21). Markus hat das Gleichnis vom Sauerteig nicht in seinem Repertoire. Aber Markus und Lukas haben notiert, dass Jesus eine einleitende Frage stellt: „Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?“ Damit nimmt Jesus die Zuhörer, uns ebenfalls, mit hinein in die Überlegungen. Er regt sie dazu an, über ihre Vorstellungen vom Reich Gottes ebenfalls nachzudenken.
Wir machen uns bewusst, dass bei den meisten Menschen damals wie heute zu allermeist etwas Großes und etwas Sichtbares erwartet haben. Reich Gottes ist GROSS! Wenn Jesus aber die Frage stellt: „Wem gleicht das Reich Gottes, und womit soll ich’s vergleichen?“, dann muss seine Antwort die Zuhörer schockieren! In vielen Menschen keimte bereits Hoffnung auf, dass dieser Wanderprediger Jesus dem Volk wieder zu Ruhm, Sieg und Herrschaft verhelfen würde. Aber genau das Gegenteil passierte: Jesus vergleicht das Reich Gottes mit einem unscheinbaren Senfkorn.
Man kann sich die enttäuschten Gesichter der Zuhörer vorstellen. So ein Senfkörnchen hat einen Durchmesser von etwa 1 mm und tausend Körnlein wiegen zusammen 1 Gramm. Die uns bekannten gelben Senfkörner sind zwar etwas größer, wurden damals in Israel aber genauso wenig wie die schwarzen Senfkörner verwertet. Es gab keinen Born-Senf aus Thüringen und keine Senftuben von Thomy. Senf als Würzmittel hatte zwar bei den Römern und Griechen eine Bedeutung. In Israel aber war die Senfpflanze nur als lästiges Unkraut bekannt. Nichts wuchert so dermaßen schnell wie die Senfpflanze. Weil die Israeliten wussten, dass ein kleines Senfkorn sogar strategisch angelegte Landwirtschaftskulturen zerstören kann, war die Aussaat vom Senf verboten. Diese Informationen über den Senf sind für uns schockierend, oder? Deswegen müssen wir darüber ins Gespräch kommen!
Er selbst ist auch so unscheinbar wie das Senfkorn. Aber das Reich Gottes wächst. Er ist auch bei den meisten so unbeliebt wie de Senf damals. Vgl Psalm 118,22 (Mt 21,42). Die große marktwirtschaftliche Bedeutung, die der Senf als Gewürzmittel einmal erlangen würde, hat in Israel zum damaligen Zeitpunkt niemand für möglich gehalten. Auch die welterobernde Ausbreitung, die das Evangelium, nach der Auferstehung von Jesus erlebt hat, wurde von niemand erwartet. Niemand hätte geglaubt, zu welch weitverwurzelten Baum die Jesus-Bewegung einmal anwachsen würde.
Wenn die Herrschaft Gottes durch Jesus in unser Herz fällt, dann muss das Saatkorn Wurzeln schlagen und wachsen. In der Predigt habe ich die zweifache Wachstumsrichtung angesprochen: nach unten und nach oben, nach innen und nach außen.
Direkt im Anschluss an das Gleichnis vom Senfkorn lesen wir bei Matthäus und Lukas das Gleichnis vom Sauerteig. Die Mengenangabe ist beeindruckend. Wörtlich übersetzt ist von „drei Sat“ Mehl die Rede. Ein „Sat“ entspricht etwa 13 Litern. Folglich stellen wir uns ein Behältnis mit fast 40 Litern Mehl vor. Das ist SEHR viel. Das aus dieser Menge gebackene Brot ergibt eine Mahlzeit für mehr als 100 Personen. [Die gleiche Maßeinheit finden wir in 1Mo 18,6!].
Helmut Thielicke: „Nach der demokratischen Verfassung des Backofens muss das Mehl den Ton angeben, weil die Hefe überstimmt ist. Jesus aber sagt uns gerade umgekehrt: Es kommt darauf an, wo die eigentliche Wirkkraft sitzt, und die haben eben die Hefe und nicht das Mehl.“
Bibelgespräch über 2. Mose 1,1-22
Zum Reinfinden:
Erst jetzt lesen wir gemeinsam den Text aus 2Mose 1,1-22
Zum Durchblicken und Aktualisieren:
Wir steigen ins Verständnis des Textes wie folgt ein: Wer keine Kenntnis der Vorgeschichte hat, steht vor der großen Frage, wieso Jakob und seine ganze Sippe nach Ägypten kamen. Wir machen uns deswegen diesen Sachverhalt bewusst, indem wir kurz zusammentragen, was uns aus der „Vätergeschichte“ 1Mose 12-50 bewusst ist.
Nachdem wir nun wissen, wieso Jakob mit seinen Söhnen und deren Familien (übrigens als Wirtschaftsflüchtlinge!!!) in Ägypten sind, stellen wir uns die spannende Frage, wie denn nun die Verheißungsgeschichte (viele Nachkommen, Landbesitz und Segensverheißung für alle Völker) weitergeht.
Das mit dem großen Volk entwickelt sich gerade hier in dem Bericht. Das mit der Landnahme wird uns im Buch Exodus (=Auszug; so wird das 2. Mosebuch auch genannt) und den folgenden Büchern berichtet. Und aus 1Mose 46,2-4 wissen wir, dass Gott die Sache mit den Nachkommen und dem Land schon bedacht hatte.
Im Vers 7 wird mit fünf verschiedenen Ausdrücken die große Fruchtbarkeit Israels ausgedrückt. Am Anfang, bei Abraham und Isaak, war noch nicht so viel von der Menge der Nachkommen zu sehen. Interessant ist, dass die Verheißung vieler Nachkommen sich nicht im verheißenen Land, sondern in Ägypten erfüllt.
Das ist zwar eindeutig ein Segen Gottes für sein Volk, aber für Ägypten wird dieser Segen zur vermeintlichen Bedrohung.
Es ist für unser historisches Interesse sehr schade, dass die Pharaonen im 2Mose nie mit Namen genannt werden. Aber Anonymität ist in der Bibel im ein Werturteil. Die Hebammen Schifra und Pua dagegen werden in Vers 15 namentlich erwähnt.
Dieser König ist der erste, der offiziell von Israel als einem Volk spricht. Dieses Volk wird zur ernsthaften Gefahr. Die „Hoffnung für alle“ übertragt das Ende von Vers 10: „ … kämpfen gegen uns und bringen dann das Land in ihre Gewalt“. Die Israeliten werden zur Fronarbeit gezwungen. Zunächst ging es um das Tragen von Lasten für den Bau der genannten Städte.
Diese Maßnahmen erzielen nicht den gewünschten Erfolg. Das Volk wird trotz allem immer größer. Den Ägyptern wurde das
unheimlich (Vers 12c). Die Unterdrückung wir härter. Körperliche Gewalt und eine Ausweitung der geforderten Arbeiten kommen hinzu. Als das alles nichts nutzt befiehlt der König die Tötung alles
männlichen Neugeborenen.
Schifra („Schönheit“) und Pua („Glanz“) sind wahrscheinlich die Leiterinnen der jüdischen Hebammen. Ihre Aufgabe ist es, zum Leben zu verhelfen. Der Pharao verkehrt ihre Aufgabe mit seinem Befehl
ins Gegenteil. Aber die Ehrfurcht der Hebammen vor Gott und damit auch vor dem Leben ist größer als die Angst vor dem Pharao. Sie lassen die Kinder leben. Die listige Antwort der beiden Frauen im
Vers 19, nachdem sie zur Rede gestellt werden, mag eine Lüge sein, kann aber auch dahingehend wahrheitsgemäß sein, dass die Hebammen von den „hebräischen Frauen“ gar nicht mehr oder zu spät zu
den Geburten gerufen wurden. Gott tut den Hebammen Gutes und segnet sie, weil sie Gott fürchteten.
Schließlich greift der Pharao zu einer weiteren, einer rigorosen Maßnahme: er gibt seinem Volk den Befehl, die männlichen neugeborenen Kinder der Hebräer zu töten.
Zum Vertiefen:
Gott macht seine Verheißungen unter Bedingungen wahr, die immer beschwerlicher werden und die Erfüllung der Verheißung sogar zunehmend bedrohen. Aber gerade darin erweist er sich als souverän, der seine Zusagen gegen alle Widerstände erfüllt. Sein Volk überlebt im Exil, in der Diaspora. Und überhaupt: seine Verheißungen erfüllt er gerade unter ungünstigen Bedingungen.
Das will ich auch in der aktuellen Situation und den besonderen gesellschaftlichen Umständen in der Corona-Krise glauben.
Gerade unter ungünstigen Bedingungen steht Gott zu seinem Wort!
Impulse zum Bibelstudium über Jesaja 40,26-31
Jesaja 40 und die folgenden Kapitel (bis 55) werden im Allgemeinen als das Trostbuch Gottes genannt. Denn die Botschaft beginnt mit einem „Tröstet, tröstet mein Volk“. Die Verse sprechen die Hoffnung aus, dass Gott sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft befreit. In den Versen 9 und 10 steht zweimal der Hinweis: „Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der HERR!“ Und die unausgesprochene Frage lautet: „Wo?“ Denn das Verheißene ist noch keine Realität. Es ist Hoffnung, es ist auch sehr tröstlich. Aber hat Gott das Zeug, uns wirklich wieder in die Freiheit zu führen?
Die Verse 12-14.18.21.25 beinhalten lauter (Gegen-)Fragen! Das sind nicht nur rhetorische Fragen, deren Antworten doch sowieso jeder kennt. Allerdings gibt es auch keine sinnvollen Möglichkeiten zur Antwort als „Niemand!“ oder „Niemand, außer Gott!“ Zweimal (18 und 25) wird die Frage nach der Vergleichbarkeit gestellt. Die Antwort ist die, dass Gott unvergleichlich und nicht abzubilden ist.
Damit sind wir bei den Versen 26-31, die ich erläutern und entfalten möchte, über die wir ins Nachdenken und ins Gespräch kommen wollen.
Ein entmutigtes und müdes Volk wird angesprochen. Nach 70 Jahren Leben in der Fremde haben viele resigniert. Unfreiwilliges Leben im Ausland, wo sie teilweise schikaniert wurden, hat an den Nerven gezehrt und gezerrt. Sie sind mit entmutigenden Erfahrungen angefüllt, sie sind vor lauter Enttäuschung sesshaft, unbeweglich geworden. Der Blick geht nach unten. Sie verhüllen ihr Gesicht, nicht aus Furcht vor einem Virus, sondern aus Frust über die Dauerkrise.
V26: Der Prophet fordert zu einem Blickwechsel auf. Schaut nach oben. Dazu werden wir in der Bibel des Öfteren aufgefordert, das wird auch immer wieder beschrieben. (siehe Psalm 121,1: "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?" und Psalm 123,1: "Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du im Himmel wohnest."
Der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel ist beeindruckend und überwältigend. Unwillkürlich kommt die Frage auf: Wer hat das geschaffen? Für „schaffen“ steht im Hebräischen „bara“, ein Wort, das in der Bibel ausschließlich für das „Schaffen Gottes aus dem Nichts“ verwendet wird. Das bedeutet, dass alle Sterne, Planeten, Galaxien usw keine autonomen Gottheiten sind (wie die Völker und Religionen meinen), sondern Geschöpfe Gottes. Sie unterstehen dem Befehl Gottes, sie sind sein Heer (hebr: „zabah), denn er ist der Herr der Heerscharen (hebr: zeba’oth [Zebaoth]).
V27: Gott geht auf die Fragen und Anklagen der Menschen ein. „Warum sagst du, Mensch, und bist der festen Überzeugung, dass ich dich ignoriere?“ Der Eindruck beim Volk ist, dass Gott ihnen ganz bewusst aus dem Weg geht, sie gezielt übersieht, sie keines Blickes würdigt.
Gott sei’s geklagt! Ja, ihm sei es geklagt. Das ist allemal besser, als wenn wir uns beschweren (Klugheit der Sprache: wir beschweren, beladen und belasten uns selbst).
V28: Die Frage Gottes lautet auf hebr: „ha’loh jada’etha“. Das Fragewort erinnert mich an unser „Hallo“. Das will auch Aufmerksamkeit hervorrufen. Merke auf: Gott ist ewig, er ist der Schöpfer (bara -> siehe oben). Er macht nicht schlapp und sein Verstand ist unergründlich. Bei dem Wort „Verstand“ ist an das herausragende Können eines Handwerkes und die überragenden Fähigkeiten eines Herrschers, Königs, Präsidenten zu denken. Gottes Kompetenzen in allen Bereichen sind genial, er ist auf allen Gebieten ein Experte.
V29-30: Im Gegensatz dazu sind die Menschen, selbst die sonst vor Kraft strotzenden, überfordert und müde, ausgepowert und leergepumpt. Sie sind auf Energiezuwendung angewiesen. Hilfe von außen ist unabdingbar.
V31: Aber wenn wir genug hoffen und vertrauen, harren und glauben, dann …. So scheint es auf den ersten Blick in 31 zu stehen. Aber sind wir dann wirklich so stark, dass wir gleichsam mit unseren kräftigen Glaubensflügeln abheben? Wir haben wahrscheinlich das Bild vom Steinadler, dem König der Lüfte, vor Augen. Luther hat ja auch das hebräische Wort „näschär“ mit Adler übersetzt. Aber, ihr Lieben, jetzt müsst ihr alle ganz stark und tapfer sein. Denn „näschär“ ist nicht der Steinadler aus den Alpen, sondern der Gänsegeier. Aber der ist auch majestätisch, hat eine Spannweite von fast 3 mtr. Schauen wir uns den großen Greifvogel genauer an. Welch ein Bild, zuerst grotesk, dann überwältigend. Da sitzt er vor uns, den Magen vollgefressen mit Aas, dick, plump, unbeweglich. Niemals wird die Kraft seiner Schwingen ausreichen, ihn in die Lüfte zu heben. Er ist so schwer, dass er kaum mehr laufen kann. Doch dann schleppt er sich humpelnd, watschelnd wie eine Ente an den Rand des Felsens. Und lässt sich fallen. Gewiss wird er wie ein Stein in den Abgrund, in den sicheren Tod stürzen. Doch nein! Er entfaltet seine weit über zwei Meter Spannbreite messenden Flügel und wird in die Höhe getragen. Er segelt im Aufwind ohne jeden Flügelschlag, wird eins mit dem Element. Die Thermik trägt ihn. Stundenlang kann er in ewiger Jugend fliegen ohne zu ermüden.
Welch ein Bild für das immer neue Wunder, von der Gnade getragen zu werden! Da bin ich, angefüllt bis zur Unbeweglichkeit mit entmutigenden Erfahrungen. Der Seelenmagen ist voller Aas. Das Unverdaute zieht mich zu Boden. Niemals werde ich wieder fliegen können. Zu schwach ist die Kraft der Hoffnung gegenüber der Schwerkraft der Enttäuschungen. Wenn ich alle meine Kräfte anspanne, reicht es gerade noch zu einigen taumelnden Hopsern. Ich bin so erschöpft. Ein Bild des Jammers, schwankend zwischen Mitleid und Spott. Doch dann werde ich plötzlich getragen als griffe mir jemand unter die Arme. Ich spüre Luft unter den Flügeln, entfalte mich, fliege. Was unmöglich war, wird mühelos wahr. Eine unsichtbare Kraft trägt mich empor. Das Schwere wird leicht. Der Watschelkaspar wird zum König der Lüfte Erfahrungen der Kraft, der Fülle, der Leichtigkeit, des Einsseins mit sich und Gott, Erfahrungen der Gnade. Aber der Flug des Gänsegeiers ist nicht nur ein Bild für die Gnade.
Sondern welch ein Bild für den Glauben! Denn zum Fliegen kommt er nur, indem er jenen einen kleinen und doch so entscheidenden Schritt weg vom Felsen hin in den Abgrund tut. Vom Aufwind getragen wird er genau ab dem Moment, wo er den Boden unter den Füßen verliert. Glauben ist der Sprung in die Gnade Gottes, ach was Sprung!, ein Schrittlein, ein Hopserlein, ein Stolpern, ein Sturz in die Gnade. Und doch: ohne diesen einen entscheidenden Schritt weg von mir hin zu Gott kommt es nicht zur Erfahrung, dass Gott mich hält und trägt. Die Erfahrung der Gnade gibt es nur im Glauben.
„Ich glaube. Herr, hilf meinem Unglauben!“
Impulse zum Bibelstudium über Markus 14,32-42
Einleitung: Vor einiger Zeit waren meine Frau und ich in Hamburg bei unserem Sohn. Wie das in unserer Familie üblich ist hat der Gastgeber vor der gemeinsamen Mahlzeit gebetet. Unser Sohn fing an zu beten: „Ja, Papa ….“ Ich habe verdutzt aufgeschaut und dann gemerkt, dass Johannes nicht mich angesprochen hat, sondern tatsächlich gebetet hat!
Das hat mich berührt und beeindruckt.
Wenn wir jemandem beim Beten zuhören dürfen, dann können wir dem Beter ein wenig ins Herz sehen. Da kann man Erstaunliches lernen; bei älteren, gestandenen, aber auch bei jüngeren Christen.
Mit dem Bibeltext dürfen wir heute hineinschauen und hineinhorchen in eine sehr persönliche Situation Jesu. Eine unfassbar schwere Lage, die er allein und doch nicht ganz allein durchlebt und durchleidet.
Lest den Bibeltext aus Markus 14,32-42
Während im Vers 26 nur in etwa genannt wurde, wo Jesus mit seinen Jüngern hingeht, lesen wir hier konkret von dem Ort. „Gethsemane”, der Name bedeutet „Ölkelter“. Am Westhang des Ölbergs, ein Olivenhain mit Einrichtungen zur Verarbeitung von Oliven. Die Gegend zählte noch zum Stadtgebiet von Jerusalem, so dass dort Übernachtende nicht gegen die Vorschrift verstoßen haben, nach der sie die Passahnacht in Jerusalem verbringen mussten.
Bei der genaueren Betrachtung des Textes fällt die Dreiergliederung auf. Jesus ist zusammen mit allen Jüngern, dann mit den drei(!) Jüngern, dann allein. Dreimal betet Jesus, sein Gebet ist dreiteilig. Dreimal sucht er seine Jünger auf, dreimal mahnt er sie zu wachen. Offenbar hat die junge Urchristenheit intensiv über Gethsemane nachgedacht, hat das intensiv verarbeitet. Exemplarisch nenne ich zwei Stellen aus dem Hebräerbrief, die diesen Eindruck bestätigen: Hebr 4,15; 5,7f.
Ja, denn ich glaube kaum, dass die Jünger gleichzeitig, schlagartig und ganz tief und fest geschlafen haben. Auch wenn die Jünger es nur teilweise mitbekommen haben, sie haben doch erlebt, wie Jesus gerungen hat. Wir dürfen auch vermuten, dass Jesus mit noch anderen Worten gebetet hat, aber was Markus uns überliefert ist offenbar die Quintessenz.
Aus dem gleichen Grund wie bei dem Erleben in Mk 9,2-10 bei der Verklärung. Sie sollten Zeugen des Geschehens sein.
Er begann zu erschaudern und sich zu ängstigen. Ein krasser Gegensatz zu dem, was die drei Jünger bei der Verklärung miterleben. Ein krasser Gegensatz auch zu dem, wie die Jünger Jesus erlebt haben, wo er entschieden und entschlossen voranschreitet (Mk 10,32; Lk 9,51).
Jesus steht zu seinen Empfindungen. „Meine Seele ist sehr betrübt!”. Wer mag, kann in diesem Zusammenhang die Psalmen 42 und 43 lesen und evtl entdecken, wie passend die Formulierungen des Psalmisten in Jesu Situation sind.
Jesus ist betrübt bis zum Tod. Die Grenze des Erträglichen ist erreicht.
Die Gebetshaltung bei Jesus: Tiefste Ergebenheit. Auch die Worte drücken Ergebenheit aus. Er erwägt nicht seine Möglichkeiten, die er in diesem Moment gehabt hätte.
Flucht über den Ölberg. Jesus fragt nach den Möglichkeiten, die Gott haben könnte.
Die Anrede ist einzigartig. Kein Jude hat es gewagt, Gott so anzusprechen. Jesus tut es, er kann das und darf das so tun. Denn es ist Ausdruck ungetrübter Beziehung.
Bei allem weiteren Nachdenken über den Text halten wir unmissverständlich fest, dass keine unserer Notlagen mit der vergleichbar ist, in der Jesus sich befunden hat. Dennoch lernen wir von Jesus, wie sein Vertrauensverhältnis zu Gott aussieht.
Jesus weiß gewiss: Gott ist alles möglich. Sei Gebet ist Ausdruck des Vertrauens, es ist zugleich Beugung vor Gottes Gottheit.
Der Kelch beinhaltet die Überantwortung des Heiligen in die Hände der Sünder. Der Gottverbundene sollte der Gottverlassene werden.
Jesus hat einen eigenen Willen. Und den konnte er von dem Willen des Vaters unterscheiden, aber nicht von ihm trennen. Schließlich wollte Jesus das, was der Vater wollte. Vgl Joh 10,17.18; Gal 1,4; 2,20.
Ab Vers 37 rücken die Jünger in den Blick. Sie sollen mit Jesus wachen (34) und mit ihm beten (38)! Jesus war die begleitende Fürbitte, die Anteilnahme seiner Jünger, außerordentlich wichtig!
Jesus leidet, ringt um Gehorsam, kämpft. Selbst seine engsten Mitarbeiter, seine vertrautesten Jünger scheitern bei der Begleitung. Jesus aber heiligt sich für die Versager. Petrus wird stellvertretend für die anderen drei angesprochen. ER wollte mit Jesus sterben, jetzt kann er nicht mal mit Jesus wachen.
Beten heißt, seine eigene Ohnmacht eingestehen und sich in der Gemeinschaft mit Gott bergen! Beten ist mehr als das berühmte Pfeifen im dunklen Wald. Beten ist reden mit dem Gott, der mit mir durch den dunklen Wald geht.
Das bewahrt. Das ist die Stärke der Schwachen: Beten. Denn der Beter bleibt unter der Herrschaft Gottes.
In der oben erwähnten Stelle aus Hebr 5,7f heißt es, dass er auch von Gott erhört worden ist. Stimmt das wirklich? Der Vater hat den Leidenskelch nicht an ihm vorübergehen lassen. Jesus musste ihn trinken bis zur bitteren Neige. Aber der Vater hat ihn in der Weise erhört, dass das Gebet seinen Sohn im Liebeswillen zu uns und im Gehorsam dem Vater gegenüber bestärkt hat. Jesus ist in der Krise nicht zurückgewichen, hat nicht seine Zustimmung zum stellvertretenden Opfertod zurückgenommen, hat keine Fahnenflucht begangen. Und ein Engel vom Himmel stärkte ihn (Lukas 22,43).
Er kann den schweren Weg gehen.
„Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr. Von dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr. Herr, lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit. Dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit.“